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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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von der Prädelineation.
keit, dieser glücklichen Ausflucht, wenn man in
den lezten Zügen liegt, zu Leibe gehn werden.
Sie müssen es so drehen. Sie sagen, die Theile
sind bey den vierfüßigen Thieren und Vögeln auch
zusammen gewickelt, so wie die Flügel des Papi-
lions in der Puppe gleichsam in Falten gelegt
sind. Aber ihrer Durchsichtigkeit wegen sieht man
diese Zusammenwickelung nicht, sondern es sieht
accurat so aus, als wenn die Theile glatt ausge-
dehnt lägen; und obgleich diese Theile aus Kügel-
chen bestehn, die man gut von einander unterschei-
det, und die also, wenn Falten in dem Theil seyn
sollten, nothwendig an einigen Stellen doppelt
liegen, und also undurchsichtigere Streifen wenig-
stens verursachen müsten, so sieht man dennoch
dieses alles nicht. Jch will für diese Unsichtbar-
keit alle Hochachtung haben, und sie nicht läugnen.
Jch bin nicht so unbescheiden, daß ich hartnäckig
auf eine Sache dringen sollte, die nicht recht ge-
fällt, und es fehlt auf der andern Seite der Wahr-
heit niemahls an einer Menge Zeichen, wodurch
sie sich zu erkennen gibt. Was also unsern gegen-
wärtigen Fall betrift, so sage ich, ob man gleich
keine Falten in den jungen Theilen der Thiere ent-
deckt; so könnten sie doch wohl vielleicht zusam-
mengewickelt seyn. Jch sage noch mehr, ob gleich
diese Zusammenwickelung der Theile, wie bey dem
Flügel des Papilions auch bey den Blättern der
Pflanzen statt findet, und diese Zusammenfaltung,
hier mit bloßen Augen, von allen, die jemahls
Pflanzen gesehn haben, beobachtet wird, ob schon

die
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von der Praͤdelineation.
keit, dieſer gluͤcklichen Ausflucht, wenn man in
den lezten Zuͤgen liegt, zu Leibe gehn werden.
Sie muͤſſen es ſo drehen. Sie ſagen, die Theile
ſind bey den vierfuͤßigen Thieren und Voͤgeln auch
zuſammen gewickelt, ſo wie die Fluͤgel des Papi-
lions in der Puppe gleichſam in Falten gelegt
ſind. Aber ihrer Durchſichtigkeit wegen ſieht man
dieſe Zuſammenwickelung nicht, ſondern es ſieht
accurat ſo aus, als wenn die Theile glatt ausge-
dehnt laͤgen; und obgleich dieſe Theile aus Kuͤgel-
chen beſtehn, die man gut von einander unterſchei-
det, und die alſo, wenn Falten in dem Theil ſeyn
ſollten, nothwendig an einigen Stellen doppelt
liegen, und alſo undurchſichtigere Streifen wenig-
ſtens verurſachen muͤſten, ſo ſieht man dennoch
dieſes alles nicht. Jch will fuͤr dieſe Unſichtbar-
keit alle Hochachtung haben, und ſie nicht laͤugnen.
Jch bin nicht ſo unbeſcheiden, daß ich hartnaͤckig
auf eine Sache dringen ſollte, die nicht recht ge-
faͤllt, und es fehlt auf der andern Seite der Wahr-
heit niemahls an einer Menge Zeichen, wodurch
ſie ſich zu erkennen gibt. Was alſo unſern gegen-
waͤrtigen Fall betrift, ſo ſage ich, ob man gleich
keine Falten in den jungen Theilen der Thiere ent-
deckt; ſo koͤnnten ſie doch wohl vielleicht zuſam-
mengewickelt ſeyn. Jch ſage noch mehr, ob gleich
dieſe Zuſammenwickelung der Theile, wie bey dem
Fluͤgel des Papilions auch bey den Blaͤttern der
Pflanzen ſtatt findet, und dieſe Zuſammenfaltung,
hier mit bloßen Augen, von allen, die jemahls
Pflanzen geſehn haben, beobachtet wird, ob ſchon

die
D 4
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[55/0077] von der Praͤdelineation. keit, dieſer gluͤcklichen Ausflucht, wenn man in den lezten Zuͤgen liegt, zu Leibe gehn werden. Sie muͤſſen es ſo drehen. Sie ſagen, die Theile ſind bey den vierfuͤßigen Thieren und Voͤgeln auch zuſammen gewickelt, ſo wie die Fluͤgel des Papi- lions in der Puppe gleichſam in Falten gelegt ſind. Aber ihrer Durchſichtigkeit wegen ſieht man dieſe Zuſammenwickelung nicht, ſondern es ſieht accurat ſo aus, als wenn die Theile glatt ausge- dehnt laͤgen; und obgleich dieſe Theile aus Kuͤgel- chen beſtehn, die man gut von einander unterſchei- det, und die alſo, wenn Falten in dem Theil ſeyn ſollten, nothwendig an einigen Stellen doppelt liegen, und alſo undurchſichtigere Streifen wenig- ſtens verurſachen muͤſten, ſo ſieht man dennoch dieſes alles nicht. Jch will fuͤr dieſe Unſichtbar- keit alle Hochachtung haben, und ſie nicht laͤugnen. Jch bin nicht ſo unbeſcheiden, daß ich hartnaͤckig auf eine Sache dringen ſollte, die nicht recht ge- faͤllt, und es fehlt auf der andern Seite der Wahr- heit niemahls an einer Menge Zeichen, wodurch ſie ſich zu erkennen gibt. Was alſo unſern gegen- waͤrtigen Fall betrift, ſo ſage ich, ob man gleich keine Falten in den jungen Theilen der Thiere ent- deckt; ſo koͤnnten ſie doch wohl vielleicht zuſam- mengewickelt ſeyn. Jch ſage noch mehr, ob gleich dieſe Zuſammenwickelung der Theile, wie bey dem Fluͤgel des Papilions auch bey den Blaͤttern der Pflanzen ſtatt findet, und dieſe Zuſammenfaltung, hier mit bloßen Augen, von allen, die jemahls Pflanzen geſehn haben, beobachtet wird, ob ſchon die D 4

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/77>, abgerufen am 27.11.2024.