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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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6. Kap. Von der Conception.
ception eben die Würkung, die die Nutrimente bey
der Nutrition haben, oder er thut bey jener eben
das, was diese bey der Nutrition thun. Jch er-
kläre also dadurch die Conception, an welcher Hip-
pocrates
oder Büffon nicht einmahl gedacht ha-
ben. Es kann sogar diese Würkung des Saa-
mens, die ich ihm zueigne, bey dem Begriffe,
welchen Hippocrates und Büffon von der Ge-
neration haben, nicht einmahl statt finden. Nach
meiner Theorie wird unser Körper durch eine Ve-
getation formirt, und diese geschiehet zwar durch
fortgesetzte Absonderungen (§. 46. &c.) Hierzu
werden Nutrimente erfordert; Säfte nemlich, wel-
che abgesondert werden können, und Sie sehen
schon hieraus, wie die Sachen weiter zusammen-
hengen. Hippocrates, und so auch Büffon,
glaubte, daß der Körper (und zwar im Utero)
durch eine bloße Zusammensetzung entstünde, so
daß ein Theil an dem andern von außen angesetzt
würde. Hierzu aber wird eine Materie, im ei-
gentlichen Verstande genommen, woraus nemlich
etwas formirt werden kann, erfordert, und eben
diese Materie ist nach der Meynung der beyden Na-
turforscher der männliche Saamen. Weit gefehlt
also, daß sie die Verrichtung und den Nutzen des
Saamens in der Nutrition setzen sollten, so war
er vielmehr in dieser Absicht betrachtet weiter nichts
als eine geschickte Materie, aus welcher ein bestimm-
ter organischer Körper formirt werden könnte;
aber in eben dieser Absicht nenne ich ihn ein Nu-
triment und um die Entstehungsart des Saamens

beküm-

6. Kap. Von der Conception.
ception eben die Wuͤrkung, die die Nutrimente bey
der Nutrition haben, oder er thut bey jener eben
das, was dieſe bey der Nutrition thun. Jch er-
klaͤre alſo dadurch die Conception, an welcher Hip-
pocrates
oder Buͤffon nicht einmahl gedacht ha-
ben. Es kann ſogar dieſe Wuͤrkung des Saa-
mens, die ich ihm zueigne, bey dem Begriffe,
welchen Hippocrates und Buͤffon von der Ge-
neration haben, nicht einmahl ſtatt finden. Nach
meiner Theorie wird unſer Koͤrper durch eine Ve-
getation formirt, und dieſe geſchiehet zwar durch
fortgeſetzte Abſonderungen (§. 46. &c.) Hierzu
werden Nutrimente erfordert; Saͤfte nemlich, wel-
che abgeſondert werden koͤnnen, und Sie ſehen
ſchon hieraus, wie die Sachen weiter zuſammen-
hengen. Hippocrates, und ſo auch Buͤffon,
glaubte, daß der Koͤrper (und zwar im Utero)
durch eine bloße Zuſammenſetzung entſtuͤnde, ſo
daß ein Theil an dem andern von außen angeſetzt
wuͤrde. Hierzu aber wird eine Materie, im ei-
gentlichen Verſtande genommen, woraus nemlich
etwas formirt werden kann, erfordert, und eben
dieſe Materie iſt nach der Meynung der beyden Na-
turforſcher der maͤnnliche Saamen. Weit gefehlt
alſo, daß ſie die Verrichtung und den Nutzen des
Saamens in der Nutrition ſetzen ſollten, ſo war
er vielmehr in dieſer Abſicht betrachtet weiter nichts
als eine geſchickte Materie, aus welcher ein beſtimm-
ter organiſcher Koͤrper formirt werden koͤnnte;
aber in eben dieſer Abſicht nenne ich ihn ein Nu-
triment und um die Entſtehungsart des Saamens

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[252/0274] 6. Kap. Von der Conception. ception eben die Wuͤrkung, die die Nutrimente bey der Nutrition haben, oder er thut bey jener eben das, was dieſe bey der Nutrition thun. Jch er- klaͤre alſo dadurch die Conception, an welcher Hip- pocrates oder Buͤffon nicht einmahl gedacht ha- ben. Es kann ſogar dieſe Wuͤrkung des Saa- mens, die ich ihm zueigne, bey dem Begriffe, welchen Hippocrates und Buͤffon von der Ge- neration haben, nicht einmahl ſtatt finden. Nach meiner Theorie wird unſer Koͤrper durch eine Ve- getation formirt, und dieſe geſchiehet zwar durch fortgeſetzte Abſonderungen (§. 46. &c.) Hierzu werden Nutrimente erfordert; Saͤfte nemlich, wel- che abgeſondert werden koͤnnen, und Sie ſehen ſchon hieraus, wie die Sachen weiter zuſammen- hengen. Hippocrates, und ſo auch Buͤffon, glaubte, daß der Koͤrper (und zwar im Utero) durch eine bloße Zuſammenſetzung entſtuͤnde, ſo daß ein Theil an dem andern von außen angeſetzt wuͤrde. Hierzu aber wird eine Materie, im ei- gentlichen Verſtande genommen, woraus nemlich etwas formirt werden kann, erfordert, und eben dieſe Materie iſt nach der Meynung der beyden Na- turforſcher der maͤnnliche Saamen. Weit gefehlt alſo, daß ſie die Verrichtung und den Nutzen des Saamens in der Nutrition ſetzen ſollten, ſo war er vielmehr in dieſer Abſicht betrachtet weiter nichts als eine geſchickte Materie, aus welcher ein beſtimm- ter organiſcher Koͤrper formirt werden koͤnnte; aber in eben dieſer Abſicht nenne ich ihn ein Nu- triment und um die Entſtehungsart des Saamens bekuͤm-

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/274>, abgerufen am 23.11.2024.