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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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Göttingische Anz. 143 St. 1760.
ihr Hauptwesen aber darinn setzt, daß der männliche Staub
im höchsten Grad nahrhaft sey. Bey diesem ganzen Ge-
schäfte hat er keine andere Grundkräfte vonnöthen, als die
Bewegung (vis essentialis) und das Dichtwerden des
Saftes. Bey der Erzeugung der Thiere muß man wohl
auf einen Grundsatz merken, der gleich am Anfange steht,
und nach welchem dasjenige nicht da ist, was man nicht
sieht. Der Grund hiezu ist beym Hrn. Wolf, daß al-
les im Thiere aus Kügelchen bestehe, diese aber sichtbar
seyn folglich keine Theile angenommen werden können, die
unsichtbar, und doch vorhanden seyn. Wer aber sich mit
den Vergrößerungsgläsern viel geübt hat, wird sich, zu-
mahl aus den Gekrösadern der Frösche belehrt haben, daß
allerdings die starke Farbe die Theile sichtbar, und die
Durchsichtigkeit unsichtbar macht, und in erwachsenen Thie-
ren, deren Adern gewiß ihre in andern Beyspielen sichtba-
re Häute haben, gar oft die Blutkügelchen sichtbar sind,
ohne daß man dabey die Häute der Adern erkennen könne,
und ohne daß man diese Durchsichtigkeit allemahl mit ei-
ner Säure, oder mit dem Weingeiste zu überwinden im
Stande sey. Diese Anmerkung ist hier um desto wichti-
ger, weil Hr. W. mit großem Rechte, und mit dem
Zeugnisse anderer Beobachter der Natur, zu beweisen
glaubt, in der so genannten Area umbilicali seyn im
Hünchen Wege gezeichnet, die nach und nach vollkommen
und zu Gefäßen werden. Die Erscheenung ist richtig,
nur bleibt der Zweifel übrig, ob die durchsichtigen Wege
zwischen dem körnigten Wesen auch würklich aus bloßen
Wegen ohne Häute bestehen, und dieses ist so leicht nicht
auszumachen. Hr. W. verfolgt hiernächst zum Theil das
Wachsthum des Hünchens im Eye. Er fängt bey den
Höfen an, deren weißer Stoff an der Haut des Gelben
anhängt, und von diesem Gelben unterschieden ist. Diese
Materie wird nach und nach gelber und endlich roth, sie
zertheilt sich in Jnseln, und dazwischen offen gelaßne We-
ge, die kurz darauf zu Gefäßen werden. Dieser weiße
Stoff muß aus dem Gelben durch eine Auflösung entstan-

den,

Goͤttingiſche Anz. 143 St. 1760.
ihr Hauptweſen aber darinn ſetzt, daß der maͤnnliche Staub
im hoͤchſten Grad nahrhaft ſey. Bey dieſem ganzen Ge-
ſchaͤfte hat er keine andere Grundkraͤfte vonnoͤthen, als die
Bewegung (vis eſſentialis) und das Dichtwerden des
Saftes. Bey der Erzeugung der Thiere muß man wohl
auf einen Grundſatz merken, der gleich am Anfange ſteht,
und nach welchem dasjenige nicht da iſt, was man nicht
ſieht. Der Grund hiezu iſt beym Hrn. Wolf, daß al-
les im Thiere aus Kuͤgelchen beſtehe, dieſe aber ſichtbar
ſeyn folglich keine Theile angenommen werden koͤnnen, die
unſichtbar, und doch vorhanden ſeyn. Wer aber ſich mit
den Vergroͤßerungsglaͤſern viel geuͤbt hat, wird ſich, zu-
mahl aus den Gekroͤsadern der Froͤſche belehrt haben, daß
allerdings die ſtarke Farbe die Theile ſichtbar, und die
Durchſichtigkeit unſichtbar macht, und in erwachſenen Thie-
ren, deren Adern gewiß ihre in andern Beyſpielen ſichtba-
re Haͤute haben, gar oft die Blutkuͤgelchen ſichtbar ſind,
ohne daß man dabey die Haͤute der Adern erkennen koͤnne,
und ohne daß man dieſe Durchſichtigkeit allemahl mit ei-
ner Saͤure, oder mit dem Weingeiſte zu uͤberwinden im
Stande ſey. Dieſe Anmerkung iſt hier um deſto wichti-
ger, weil Hr. W. mit großem Rechte, und mit dem
Zeugniſſe anderer Beobachter der Natur, zu beweiſen
glaubt, in der ſo genannten Area umbilicali ſeyn im
Huͤnchen Wege gezeichnet, die nach und nach vollkommen
und zu Gefaͤßen werden. Die Erſcheenung iſt richtig,
nur bleibt der Zweifel uͤbrig, ob die durchſichtigen Wege
zwiſchen dem koͤrnigten Weſen auch wuͤrklich aus bloßen
Wegen ohne Haͤute beſtehen, und dieſes iſt ſo leicht nicht
auszumachen. Hr. W. verfolgt hiernaͤchſt zum Theil das
Wachsthum des Huͤnchens im Eye. Er faͤngt bey den
Hoͤfen an, deren weißer Stoff an der Haut des Gelben
anhaͤngt, und von dieſem Gelben unterſchieden iſt. Dieſe
Materie wird nach und nach gelber und endlich roth, ſie
zertheilt ſich in Jnſeln, und dazwiſchen offen gelaßne We-
ge, die kurz darauf zu Gefaͤßen werden. Dieſer weiße
Stoff muß aus dem Gelben durch eine Aufloͤſung entſtan-

den,
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[138/0160] Goͤttingiſche Anz. 143 St. 1760. ihr Hauptweſen aber darinn ſetzt, daß der maͤnnliche Staub im hoͤchſten Grad nahrhaft ſey. Bey dieſem ganzen Ge- ſchaͤfte hat er keine andere Grundkraͤfte vonnoͤthen, als die Bewegung (vis eſſentialis) und das Dichtwerden des Saftes. Bey der Erzeugung der Thiere muß man wohl auf einen Grundſatz merken, der gleich am Anfange ſteht, und nach welchem dasjenige nicht da iſt, was man nicht ſieht. Der Grund hiezu iſt beym Hrn. Wolf, daß al- les im Thiere aus Kuͤgelchen beſtehe, dieſe aber ſichtbar ſeyn folglich keine Theile angenommen werden koͤnnen, die unſichtbar, und doch vorhanden ſeyn. Wer aber ſich mit den Vergroͤßerungsglaͤſern viel geuͤbt hat, wird ſich, zu- mahl aus den Gekroͤsadern der Froͤſche belehrt haben, daß allerdings die ſtarke Farbe die Theile ſichtbar, und die Durchſichtigkeit unſichtbar macht, und in erwachſenen Thie- ren, deren Adern gewiß ihre in andern Beyſpielen ſichtba- re Haͤute haben, gar oft die Blutkuͤgelchen ſichtbar ſind, ohne daß man dabey die Haͤute der Adern erkennen koͤnne, und ohne daß man dieſe Durchſichtigkeit allemahl mit ei- ner Saͤure, oder mit dem Weingeiſte zu uͤberwinden im Stande ſey. Dieſe Anmerkung iſt hier um deſto wichti- ger, weil Hr. W. mit großem Rechte, und mit dem Zeugniſſe anderer Beobachter der Natur, zu beweiſen glaubt, in der ſo genannten Area umbilicali ſeyn im Huͤnchen Wege gezeichnet, die nach und nach vollkommen und zu Gefaͤßen werden. Die Erſcheenung iſt richtig, nur bleibt der Zweifel uͤbrig, ob die durchſichtigen Wege zwiſchen dem koͤrnigten Weſen auch wuͤrklich aus bloßen Wegen ohne Haͤute beſtehen, und dieſes iſt ſo leicht nicht auszumachen. Hr. W. verfolgt hiernaͤchſt zum Theil das Wachsthum des Huͤnchens im Eye. Er faͤngt bey den Hoͤfen an, deren weißer Stoff an der Haut des Gelben anhaͤngt, und von dieſem Gelben unterſchieden iſt. Dieſe Materie wird nach und nach gelber und endlich roth, ſie zertheilt ſich in Jnſeln, und dazwiſchen offen gelaßne We- ge, die kurz darauf zu Gefaͤßen werden. Dieſer weiße Stoff muß aus dem Gelben durch eine Aufloͤſung entſtan- den,

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/160>, abgerufen am 22.11.2024.