heiten, die ich lange schon in der Dissertation be- wiesen und weitläuftiger erklärt habe.
Gleich in der Folge p. 189. sagt der Herr von Haller, es würde sehr unphilosophisch seyn, zu sagen, daß die Arterie des Gelben, die ehe- dem von einer Arterie der Mutter entstanden sey, sich von derselben losgerißen und in einen Ast der Gekrößader des Embryo eingepfropft habe. So denke ich in Ansehung der Einpfropfung auch, und ich setze noch hinzu, daß sie eine Erklärung desje- nigen seyn würde, der in die Enge getrieben wäre, und nur aus Angst eine Ausflucht suchte, wie die- se auch übrigens beschaffen seyn möchte. Allein, wenn ich sage, daß das Gelbe von der Arterie des Eyerstockes, durch welche die Substanz desselben ehedem abgesondert, und bis zur Trennung des Eyes vom Eyerstock auch nutrirt worden ist, sich allerdings zwar abgelöset habe; denn das lehrt die Erfahrung selbst; daß aber nachhero nicht etwa ein im Gelben übrig gebliebner Ast sich in einen Ast des Embryo eingepfropfet habe, sondern daß vielmehr das Gelbe entweder keine Gefäße in sei- ner Substanz übrig behält, oder daß diese, da kein Saft mehr durch sie dringt, zusammenwach- sen, und verschwinden; daß im Gegentheil ein neuer Embryo entsteht; daß mit ihm neue Gefäs- se entstehn, und sich im Gelben ausbreiten, daß diese Gefäße aber keinesweges als Gefäße des Gel- ben sondern als Gefäße des Embryo angesehen werden müssen; daß deswegen das Gelbe nunmeh-
ro
Widerlegung der Einwuͤrfe.
heiten, die ich lange ſchon in der Diſſertation be- wieſen und weitlaͤuftiger erklaͤrt habe.
Gleich in der Folge p. 189. ſagt der Herr von Haller, es wuͤrde ſehr unphiloſophiſch ſeyn, zu ſagen, daß die Arterie des Gelben, die ehe- dem von einer Arterie der Mutter entſtanden ſey, ſich von derſelben losgerißen und in einen Aſt der Gekroͤßader des Embryo eingepfropft habe. So denke ich in Anſehung der Einpfropfung auch, und ich ſetze noch hinzu, daß ſie eine Erklaͤrung desje- nigen ſeyn wuͤrde, der in die Enge getrieben waͤre, und nur aus Angſt eine Ausflucht ſuchte, wie die- ſe auch uͤbrigens beſchaffen ſeyn moͤchte. Allein, wenn ich ſage, daß das Gelbe von der Arterie des Eyerſtockes, durch welche die Subſtanz deſſelben ehedem abgeſondert, und bis zur Trennung des Eyes vom Eyerſtock auch nutrirt worden iſt, ſich allerdings zwar abgeloͤſet habe; denn das lehrt die Erfahrung ſelbſt; daß aber nachhero nicht etwa ein im Gelben uͤbrig gebliebner Aſt ſich in einen Aſt des Embryo eingepfropfet habe, ſondern daß vielmehr das Gelbe entweder keine Gefaͤße in ſei- ner Subſtanz uͤbrig behaͤlt, oder daß dieſe, da kein Saft mehr durch ſie dringt, zuſammenwach- ſen, und verſchwinden; daß im Gegentheil ein neuer Embryo entſteht; daß mit ihm neue Gefaͤſ- ſe entſtehn, und ſich im Gelben ausbreiten, daß dieſe Gefaͤße aber keinesweges als Gefaͤße des Gel- ben ſondern als Gefaͤße des Embryo angeſehen werden muͤſſen; daß deswegen das Gelbe nunmeh-
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Widerlegung der Einwuͤrfe.
heiten, die ich lange ſchon in der Diſſertation be-
wieſen und weitlaͤuftiger erklaͤrt habe.
Gleich in der Folge p. 189. ſagt der Herr
von Haller, es wuͤrde ſehr unphiloſophiſch ſeyn,
zu ſagen, daß die Arterie des Gelben, die ehe-
dem von einer Arterie der Mutter entſtanden ſey,
ſich von derſelben losgerißen und in einen Aſt der
Gekroͤßader des Embryo eingepfropft habe. So
denke ich in Anſehung der Einpfropfung auch, und
ich ſetze noch hinzu, daß ſie eine Erklaͤrung desje-
nigen ſeyn wuͤrde, der in die Enge getrieben waͤre,
und nur aus Angſt eine Ausflucht ſuchte, wie die-
ſe auch uͤbrigens beſchaffen ſeyn moͤchte. Allein,
wenn ich ſage, daß das Gelbe von der Arterie des
Eyerſtockes, durch welche die Subſtanz deſſelben
ehedem abgeſondert, und bis zur Trennung des
Eyes vom Eyerſtock auch nutrirt worden iſt, ſich
allerdings zwar abgeloͤſet habe; denn das lehrt die
Erfahrung ſelbſt; daß aber nachhero nicht etwa
ein im Gelben uͤbrig gebliebner Aſt ſich in einen
Aſt des Embryo eingepfropfet habe, ſondern daß
vielmehr das Gelbe entweder keine Gefaͤße in ſei-
ner Subſtanz uͤbrig behaͤlt, oder daß dieſe, da
kein Saft mehr durch ſie dringt, zuſammenwach-
ſen, und verſchwinden; daß im Gegentheil ein
neuer Embryo entſteht; daß mit ihm neue Gefaͤſ-
ſe entſtehn, und ſich im Gelben ausbreiten, daß
dieſe Gefaͤße aber keinesweges als Gefaͤße des Gel-
ben ſondern als Gefaͤße des Embryo angeſehen
werden muͤſſen; daß deswegen das Gelbe nunmeh-
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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/134>, abgerufen am 16.02.2025.
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