Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.Auflösung der Schwierigkeiten, ne durchgehende Säfte sieht, daß man das Herzauch lange nachhero noch stille liegen, im höch- sten Grad stille liegen, folglich sich nicht bewegen sieht; von dem allen, sage ich, will ich kein Wort reden; denn man könnte, ich weis nicht, von was für durchsichtigen Dingen hier wiederum eine Einwendung machen; wodurch der Beweis zwar nicht entwichen, aber neue Knoten auseinander zu wickeln wieder vorgeworfen würden, und wor- über man die andern Beweise, wobey alle der- gleichen Ausflüchte glatt abgeschnitten sind, ver- gessen zu haben scheinen könnte. Jch halte mich also an dem andern Punkt, und sage, die auf diese Art entstandene Wege müsten wenigstens so gleich offne Wege seyn. Allein sie sehen in der vierten Figur das Gegentheil. Wenn ein großes Stück in zwey kleinere getheilt wird, so geschie- het dieses nicht so, als wenn sie mit einem Messer von einander geschnitten wären, sondern es wird ein Theil der gröbern körnigten Materie, woraus das große Stück bestund, zugleich mit aufgelöset, und zwar nicht in kleine unsichtbare Theilchen, die mit den durchdringenden Säften mit weggenom- men würden, sondern nur vors erste in eine fei- nere körnigte Materie, und die zwar an eben dem Orte noch sitzen bleibt, und wodurch die kleinere getheilte Stücke noch ferner zusammenhengen blei- ben. Dieses alles habe ich deswegen mit Fleiß schon in dem vorigen so genau mit vorgetragen. Sie sehen also in der ganzen Beobachtung der vierten Figur wohl augenscheinliche Beweise von einer
Aufloͤſung der Schwierigkeiten, ne durchgehende Saͤfte ſieht, daß man das Herzauch lange nachhero noch ſtille liegen, im hoͤch- ſten Grad ſtille liegen, folglich ſich nicht bewegen ſieht; von dem allen, ſage ich, will ich kein Wort reden; denn man koͤnnte, ich weis nicht, von was fuͤr durchſichtigen Dingen hier wiederum eine Einwendung machen; wodurch der Beweis zwar nicht entwichen, aber neue Knoten auseinander zu wickeln wieder vorgeworfen wuͤrden, und wor- uͤber man die andern Beweiſe, wobey alle der- gleichen Ausfluͤchte glatt abgeſchnitten ſind, ver- geſſen zu haben ſcheinen koͤnnte. Jch halte mich alſo an dem andern Punkt, und ſage, die auf dieſe Art entſtandene Wege muͤſten wenigſtens ſo gleich offne Wege ſeyn. Allein ſie ſehen in der vierten Figur das Gegentheil. Wenn ein großes Stuͤck in zwey kleinere getheilt wird, ſo geſchie- het dieſes nicht ſo, als wenn ſie mit einem Meſſer von einander geſchnitten waͤren, ſondern es wird ein Theil der groͤbern koͤrnigten Materie, woraus das große Stuͤck beſtund, zugleich mit aufgeloͤſet, und zwar nicht in kleine unſichtbare Theilchen, die mit den durchdringenden Saͤften mit weggenom- men wuͤrden, ſondern nur vors erſte in eine fei- nere koͤrnigte Materie, und die zwar an eben dem Orte noch ſitzen bleibt, und wodurch die kleinere getheilte Stuͤcke noch ferner zuſammenhengen blei- ben. Dieſes alles habe ich deswegen mit Fleiß ſchon in dem vorigen ſo genau mit vorgetragen. Sie ſehen alſo in der ganzen Beobachtung der vierten Figur wohl augenſcheinliche Beweiſe von einer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0116" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Aufloͤſung der Schwierigkeiten,</hi></fw><lb/> ne durchgehende Saͤfte ſieht, daß man das Herz<lb/> auch lange nachhero noch ſtille liegen, im hoͤch-<lb/> ſten Grad ſtille liegen, folglich ſich nicht bewegen<lb/> ſieht; von dem allen, ſage ich, will ich kein Wort<lb/> reden; denn man koͤnnte, ich weis nicht, von<lb/> was fuͤr durchſichtigen Dingen hier wiederum eine<lb/> Einwendung machen; wodurch der Beweis zwar<lb/> nicht entwichen, aber neue Knoten auseinander<lb/> zu wickeln wieder vorgeworfen wuͤrden, und wor-<lb/> uͤber man die andern Beweiſe, wobey alle der-<lb/> gleichen Ausfluͤchte glatt abgeſchnitten ſind, ver-<lb/> geſſen zu haben ſcheinen koͤnnte. Jch halte mich<lb/> alſo an dem andern Punkt, und ſage, die auf<lb/> dieſe Art entſtandene Wege muͤſten wenigſtens ſo<lb/> gleich offne Wege ſeyn. Allein ſie ſehen in der<lb/> vierten Figur das Gegentheil. Wenn ein großes<lb/> Stuͤck in zwey kleinere getheilt wird, ſo geſchie-<lb/> het dieſes nicht ſo, als wenn ſie mit einem Meſſer<lb/> von einander geſchnitten waͤren, ſondern es wird<lb/> ein Theil der groͤbern koͤrnigten Materie, woraus<lb/> das große Stuͤck beſtund, zugleich mit aufgeloͤſet,<lb/> und zwar nicht in kleine unſichtbare Theilchen, die<lb/> mit den durchdringenden Saͤften mit weggenom-<lb/> men wuͤrden, ſondern nur vors erſte in eine fei-<lb/> nere koͤrnigte Materie, und die zwar an eben dem<lb/> Orte noch ſitzen bleibt, und wodurch die kleinere<lb/> getheilte Stuͤcke noch ferner zuſammenhengen blei-<lb/> ben. Dieſes alles habe ich deswegen mit Fleiß<lb/> ſchon in dem vorigen ſo genau mit vorgetragen.<lb/> Sie ſehen alſo in der ganzen Beobachtung der<lb/> vierten Figur wohl augenſcheinliche Beweiſe von<lb/> <fw place="bottom" type="catch">einer</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0116]
Aufloͤſung der Schwierigkeiten,
ne durchgehende Saͤfte ſieht, daß man das Herz
auch lange nachhero noch ſtille liegen, im hoͤch-
ſten Grad ſtille liegen, folglich ſich nicht bewegen
ſieht; von dem allen, ſage ich, will ich kein Wort
reden; denn man koͤnnte, ich weis nicht, von
was fuͤr durchſichtigen Dingen hier wiederum eine
Einwendung machen; wodurch der Beweis zwar
nicht entwichen, aber neue Knoten auseinander
zu wickeln wieder vorgeworfen wuͤrden, und wor-
uͤber man die andern Beweiſe, wobey alle der-
gleichen Ausfluͤchte glatt abgeſchnitten ſind, ver-
geſſen zu haben ſcheinen koͤnnte. Jch halte mich
alſo an dem andern Punkt, und ſage, die auf
dieſe Art entſtandene Wege muͤſten wenigſtens ſo
gleich offne Wege ſeyn. Allein ſie ſehen in der
vierten Figur das Gegentheil. Wenn ein großes
Stuͤck in zwey kleinere getheilt wird, ſo geſchie-
het dieſes nicht ſo, als wenn ſie mit einem Meſſer
von einander geſchnitten waͤren, ſondern es wird
ein Theil der groͤbern koͤrnigten Materie, woraus
das große Stuͤck beſtund, zugleich mit aufgeloͤſet,
und zwar nicht in kleine unſichtbare Theilchen, die
mit den durchdringenden Saͤften mit weggenom-
men wuͤrden, ſondern nur vors erſte in eine fei-
nere koͤrnigte Materie, und die zwar an eben dem
Orte noch ſitzen bleibt, und wodurch die kleinere
getheilte Stuͤcke noch ferner zuſammenhengen blei-
ben. Dieſes alles habe ich deswegen mit Fleiß
ſchon in dem vorigen ſo genau mit vorgetragen.
Sie ſehen alſo in der ganzen Beobachtung der
vierten Figur wohl augenſcheinliche Beweiſe von
einer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |