des andern willen. Da nun aber alles, was aus dem Wesen und der Natur eines Dinges erfolget, Göttliche Absichten sind (§. 1028. Met.), die er dadurch als das Mittel zuerreichen trachtet, da er es würck- lich werden lässet (§. 1032. Met.); so be- kommet man die Absichten der Dinge, in- dem man verstehet, wie eines um des an- dern Willen ist. Da es nun angehet, daß wir theils durch die Erfahrung, theils auch durch die Vernunfft heraus bringen kön- nen, wie eines um des andern Willen ist und was ein Ding in der Natur von dem andern hat, wie es sich im Fortgange zeigen wird, auch zum Theil aus der täglichen Erfahrung erhellet; so sind wir allerdin- ges in dem Stande GOttes Absichten in der Natur zuerkennen, und gehören diesel- ben keinesweges unter die Geheimnisse, welche GOtt vor sich hat behalten wollen, wie Cartesius(a) vorgegeben. Allein da niemand die Natur ergründen kan, so wer- den wir auch niemahls die göttlichen Ab- sichten, derer die Natur voll ist (§. 127 Met.) völlig erreichen.
Das
(a)Princ. Phil. part.I.§.28
und der Natur der Coͤrper.
des andern willen. Da nun aber alles, was aus dem Weſen und der Natur eines Dinges erfolget, Goͤttliche Abſichten ſind (§. 1028. Met.), die er dadurch als das Mittel zuerreichen trachtet, da er es wuͤrck- lich werden laͤſſet (§. 1032. Met.); ſo be- kommet man die Abſichten der Dinge, in- dem man verſtehet, wie eines um des an- dern Willen iſt. Da es nun angehet, daß wir theils durch die Erfahrung, theils auch durch die Vernunfft heraus bringen koͤn- nen, wie eines um des andern Willen iſt und was ein Ding in der Natur von dem andern hat, wie es ſich im Fortgange zeigen wird, auch zum Theil aus der taͤglichen Erfahrung erhellet; ſo ſind wir allerdin- ges in dem Stande GOttes Abſichten in der Natur zuerkennen, und gehoͤren dieſel- ben keinesweges unter die Geheimniſſe, welche GOtt vor ſich hat behalten wollen, wie Carteſius(a) vorgegeben. Allein da niemand die Natur ergruͤnden kan, ſo wer- den wir auch niemahls die goͤttlichen Ab- ſichten, derer die Natur voll iſt (§. 127 Met.) voͤllig erreichen.
Das
(a)Princ. Phil. part.I.§.28
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0099"n="63"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und der Natur der Coͤrper.</hi></fw><lb/>
des andern willen. Da nun aber alles,<lb/>
was aus dem Weſen und der Natur eines<lb/>
Dinges erfolget, Goͤttliche Abſichten ſind<lb/>
(§. 1028. <hirendition="#aq">Met.</hi>), die er dadurch als das<lb/>
Mittel zuerreichen trachtet, da er es wuͤrck-<lb/>
lich werden laͤſſet (§. 1032. <hirendition="#aq">Met.</hi>); ſo be-<lb/>
kommet man die Abſichten der Dinge, in-<lb/>
dem man verſtehet, wie eines um des an-<lb/>
dern Willen iſt. Da es nun angehet, daß<lb/>
wir theils durch die Erfahrung, theils auch<lb/>
durch die Vernunfft heraus bringen koͤn-<lb/>
nen, wie eines um des andern Willen iſt<lb/>
und was ein Ding in der Natur von dem<lb/>
andern hat, wie es ſich im Fortgange zeigen<lb/>
wird, auch zum Theil aus der taͤglichen<lb/>
Erfahrung erhellet; ſo ſind wir allerdin-<lb/>
ges in dem Stande GOttes Abſichten in<lb/>
der Natur zuerkennen, und gehoͤren dieſel-<lb/>
ben keinesweges unter die Geheimniſſe,<lb/>
welche GOtt vor ſich hat behalten wollen,<lb/>
wie <hirendition="#aq">Carteſius</hi><noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Princ. Phil. part.I.§.28</hi></note> vorgegeben. Allein da<lb/>
niemand die Natur ergruͤnden kan, ſo wer-<lb/>
den wir auch niemahls die goͤttlichen Ab-<lb/>ſichten, derer die Natur voll iſt (§. 127 <hirendition="#aq">Met.</hi>)<lb/>
voͤllig erreichen.</p></div></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Das</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[63/0099]
und der Natur der Coͤrper.
des andern willen. Da nun aber alles,
was aus dem Weſen und der Natur eines
Dinges erfolget, Goͤttliche Abſichten ſind
(§. 1028. Met.), die er dadurch als das
Mittel zuerreichen trachtet, da er es wuͤrck-
lich werden laͤſſet (§. 1032. Met.); ſo be-
kommet man die Abſichten der Dinge, in-
dem man verſtehet, wie eines um des an-
dern Willen iſt. Da es nun angehet, daß
wir theils durch die Erfahrung, theils auch
durch die Vernunfft heraus bringen koͤn-
nen, wie eines um des andern Willen iſt
und was ein Ding in der Natur von dem
andern hat, wie es ſich im Fortgange zeigen
wird, auch zum Theil aus der taͤglichen
Erfahrung erhellet; ſo ſind wir allerdin-
ges in dem Stande GOttes Abſichten in
der Natur zuerkennen, und gehoͤren dieſel-
ben keinesweges unter die Geheimniſſe,
welche GOtt vor ſich hat behalten wollen,
wie Carteſius (a) vorgegeben. Allein da
niemand die Natur ergruͤnden kan, ſo wer-
den wir auch niemahls die goͤttlichen Ab-
ſichten, derer die Natur voll iſt (§. 127 Met.)
voͤllig erreichen.
Das
(a) Princ. Phil. part.I.§.28
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/99>, abgerufen am 30.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.