Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. XIV. Von den Sinnen.
erfordern scheinet, als auch insonderheit
weil durch blosses kochen, backen, braten
und andere dergleichen Veränderungen
die Sachen einen gantz andern Geschmack
bekommen, daran nicht die blosse Verän-
derung der Saltze Schuld zu seyn scheinet.
Jch finde aber noch nirgends solche Ver-
suche, daraus sich die Sache mit Gewis-
heit entscheiden liesse und muß es daher zu
mehrerer Gewisheit ausgesetzt seyn lassen.
Es mögen nun aber die kleinen Cörperlein,
welche den Geschmack verursachen, blosse
Saltze, oder auch noch andere seyn; so
bringen sie doch insgesammt den Ge-
schmack nicht anders vor als durch Berüh-
rung der Nerven-Wärtzlein, wie wir vorhin
auch bey dem Geruche gesehen.

§. 433.

Da dergleichen Nerven-Wärtz-Wie das
Fühlen
geschie-
het.

lein in der Haut häuffig anzutreffen, son-
derlich in der Menge an den Orten, wo das
Gefühle am zärtesten ist; so darf man auch
nicht zweiffeln, daß nicht das Fühlen durch
Berührung derselben entstünde. Daß
aber auch die daselbst verursachte Bewe-
gung durch die Nerven biß zu dem Gehirne
fortgebracht wird, erhellet aus denen da-
durch in andern Gliedmassen verursachten
Bewegungen (§. 778. Met.)

Das

Cap. XIV. Von den Sinnen.
erfordern ſcheinet, als auch inſonderheit
weil durch bloſſes kochen, backen, braten
und andere dergleichen Veraͤnderungen
die Sachen einen gantz andern Geſchmack
bekommen, daran nicht die bloſſe Veraͤn-
derung der Saltze Schuld zu ſeyn ſcheinet.
Jch finde aber noch nirgends ſolche Ver-
ſuche, daraus ſich die Sache mit Gewis-
heit entſcheiden lieſſe und muß es daher zu
mehrerer Gewisheit ausgeſetzt ſeyn laſſen.
Es moͤgen nun aber die kleinen Coͤrperlein,
welche den Geſchmack verurſachen, bloſſe
Saltze, oder auch noch andere ſeyn; ſo
bringen ſie doch insgeſammt den Ge-
ſchmack nicht anders vor als durch Beruͤh-
rung der Nerven-Waͤrtzlein, wie wir vorhin
auch bey dem Geruche geſehen.

§. 433.

Da dergleichen Nerven-Waͤrtz-Wie das
Fuͤhlen
geſchie-
het.

lein in der Haut haͤuffig anzutreffen, ſon-
derlich in der Menge an den Orten, wo das
Gefuͤhle am zaͤrteſten iſt; ſo darf man auch
nicht zweiffeln, daß nicht das Fuͤhlen durch
Beruͤhrung derſelben entſtuͤnde. Daß
aber auch die daſelbſt verurſachte Bewe-
gung durch die Nerven biß zu dem Gehirne
fortgebracht wird, erhellet aus denen da-
durch in andern Gliedmaſſen verurſachten
Bewegungen (§. 778. Met.)

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0737" n="701"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. XIV.</hi> Von den Sinnen.</hi></fw><lb/>
erfordern &#x017F;cheinet, als auch in&#x017F;onderheit<lb/>
weil durch blo&#x017F;&#x017F;es kochen, backen, braten<lb/>
und andere dergleichen Vera&#x0364;nderungen<lb/>
die Sachen einen gantz andern Ge&#x017F;chmack<lb/>
bekommen, daran nicht die blo&#x017F;&#x017F;e Vera&#x0364;n-<lb/>
derung der Saltze Schuld zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet.<lb/>
Jch finde aber noch nirgends &#x017F;olche Ver-<lb/>
&#x017F;uche, daraus &#x017F;ich die Sache mit Gewis-<lb/>
heit ent&#x017F;cheiden lie&#x017F;&#x017F;e und muß es daher zu<lb/>
mehrerer Gewisheit ausge&#x017F;etzt &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Es mo&#x0364;gen nun aber die kleinen Co&#x0364;rperlein,<lb/>
welche den Ge&#x017F;chmack verur&#x017F;achen, blo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Saltze, oder auch noch andere &#x017F;eyn; &#x017F;o<lb/>
bringen &#x017F;ie doch insge&#x017F;ammt den Ge-<lb/>
&#x017F;chmack nicht anders vor als durch Beru&#x0364;h-<lb/>
rung der Nerven-Wa&#x0364;rtzlein, wie wir vorhin<lb/>
auch bey dem Geruche ge&#x017F;ehen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 433.</head>
              <p>Da dergleichen Nerven-Wa&#x0364;rtz-<note place="right">Wie das<lb/>
Fu&#x0364;hlen<lb/>
ge&#x017F;chie-<lb/>
het.</note><lb/>
lein in der Haut ha&#x0364;uffig anzutreffen, &#x017F;on-<lb/>
derlich in der Menge an den Orten, wo das<lb/>
Gefu&#x0364;hle am za&#x0364;rte&#x017F;ten i&#x017F;t; &#x017F;o darf man auch<lb/>
nicht zweiffeln, daß nicht das Fu&#x0364;hlen durch<lb/>
Beru&#x0364;hrung der&#x017F;elben ent&#x017F;tu&#x0364;nde. Daß<lb/>
aber auch die da&#x017F;elb&#x017F;t verur&#x017F;achte Bewe-<lb/>
gung durch die Nerven biß zu dem Gehirne<lb/>
fortgebracht wird, erhellet aus denen da-<lb/>
durch in andern Gliedma&#x017F;&#x017F;en verur&#x017F;achten<lb/>
Bewegungen (§. 778. <hi rendition="#aq">Met.</hi>)</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[701/0737] Cap. XIV. Von den Sinnen. erfordern ſcheinet, als auch inſonderheit weil durch bloſſes kochen, backen, braten und andere dergleichen Veraͤnderungen die Sachen einen gantz andern Geſchmack bekommen, daran nicht die bloſſe Veraͤn- derung der Saltze Schuld zu ſeyn ſcheinet. Jch finde aber noch nirgends ſolche Ver- ſuche, daraus ſich die Sache mit Gewis- heit entſcheiden lieſſe und muß es daher zu mehrerer Gewisheit ausgeſetzt ſeyn laſſen. Es moͤgen nun aber die kleinen Coͤrperlein, welche den Geſchmack verurſachen, bloſſe Saltze, oder auch noch andere ſeyn; ſo bringen ſie doch insgeſammt den Ge- ſchmack nicht anders vor als durch Beruͤh- rung der Nerven-Waͤrtzlein, wie wir vorhin auch bey dem Geruche geſehen. §. 433. Da dergleichen Nerven-Waͤrtz- lein in der Haut haͤuffig anzutreffen, ſon- derlich in der Menge an den Orten, wo das Gefuͤhle am zaͤrteſten iſt; ſo darf man auch nicht zweiffeln, daß nicht das Fuͤhlen durch Beruͤhrung derſelben entſtuͤnde. Daß aber auch die daſelbſt verurſachte Bewe- gung durch die Nerven biß zu dem Gehirne fortgebracht wird, erhellet aus denen da- durch in andern Gliedmaſſen verurſachten Bewegungen (§. 778. Met.) Wie das Fuͤhlen geſchie- het. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/737
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/737>, abgerufen am 25.11.2024.