Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.der Menschen und Thiere. Wahrscheinlichkeit, daß das Blut der Luffthalber in die Lungen kommet und da- selbst mit ihr vermischet werde. Wir können zur Zeit wohl noch keine Gänge bestimmen, dadurch die Lufft aus den Lufft- Bläßlein der Lunge in die Adern kommen kan: allein die Gänge, wodurch das Blut aus den Puls-Adern in die gemeine Blut- Adern kommet, sind auch so subtil, daß sie nicht anders als auf eine gantz besondere Art sich entdecken lassen (§. 98 T. III. Exper.). Der Athem zeiget, daß die Lufft aus den Lungen mit vielen Dünsten herausgehet, welche von Lufft aufgetriebene Bläßlein sind (§. 85 T. II. Exper.). Derowegen ist nicht unmöglich, daß sehr subtile Haar- Röhrlein seyn können, die ihre Eröffnung in die Lufft-Bläßlein der Lunge haben, da- durch die wässerige Feuchtigkeit Lufft mit in das Geblüte führet. Jch habe auch längst gewiesen (§. 70. T. III. Exper.), daß das Wasser durch die Lufft-Lö- cher der häutichten Theile des Leibes von aussen hinein leicht durch dringe, und deswegen gienge es auch an, daß die mit subtilen Feuchtigkeiten vermischte Lufft auf eine solche Weise in das Geblütte drin- gete. Unterdessen so lange man die Art und Weise nicht mit Gewisheit bestimmen kan, wie solches geschiehet; muß man auf Ver- suche bedacht seyn, dadurch wenigstens er- hellet,
der Menſchen und Thiere. Wahrſcheinlichkeit, daß das Blut der Luffthalber in die Lungen kommet und da- ſelbſt mit ihr vermiſchet werde. Wir koͤnnen zur Zeit wohl noch keine Gaͤnge beſtimmen, dadurch die Lufft aus den Lufft- Blaͤßlein der Lunge in die Adern kommen kan: allein die Gaͤnge, wodurch das Blut aus den Puls-Adern in die gemeine Blut- Adern kommet, ſind auch ſo ſubtil, daß ſie nicht anders als auf eine gantz beſondere Art ſich entdecken laſſen (§. 98 T. III. Exper.). Der Athem zeiget, daß die Lufft aus den Lungen mit vielen Duͤnſten herausgehet, welche von Lufft aufgetriebene Blaͤßlein ſind (§. 85 T. II. Exper.). Derowegen iſt nicht unmoͤglich, daß ſehr ſubtile Haar- Roͤhrlein ſeyn koͤnnen, die ihre Eroͤffnung in die Lufft-Blaͤßlein der Lunge haben, da- durch die waͤſſerige Feuchtigkeit Lufft mit in das Gebluͤte fuͤhret. Jch habe auch laͤngſt gewieſen (§. 70. T. III. Exper.), daß das Waſſer durch die Lufft-Loͤ- cher der haͤutichten Theile des Leibes von auſſen hinein leicht durch dringe, und deswegen gienge es auch an, daß die mit ſubtilen Feuchtigkeiten vermiſchte Lufft auf eine ſolche Weiſe in das Gebluͤtte drin- gete. Unterdeſſen ſo lange man die Art und Weiſe nicht mit Gewisheit beſtimmen kan, wie ſolches geſchiehet; muß man auf Ver- ſuche bedacht ſeyn, dadurch wenigſtens er- hellet,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0707" n="671"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Menſchen und Thiere.</hi></fw><lb/> Wahrſcheinlichkeit, daß das Blut der Lufft<lb/> halber in die Lungen kommet und da-<lb/> ſelbſt mit ihr vermiſchet werde. Wir<lb/> koͤnnen zur Zeit wohl noch keine Gaͤnge<lb/> beſtimmen, dadurch die Lufft aus den Lufft-<lb/> Blaͤßlein der Lunge in die Adern kommen<lb/> kan: allein die Gaͤnge, wodurch das Blut<lb/> aus den Puls-Adern in die gemeine Blut-<lb/> Adern kommet, ſind auch ſo ſubtil, daß ſie<lb/> nicht anders als auf eine gantz beſondere Art<lb/> ſich entdecken laſſen (§. 98 <hi rendition="#aq">T. III. Exper.</hi>).<lb/> Der Athem zeiget, daß die Lufft aus den<lb/> Lungen mit vielen Duͤnſten herausgehet,<lb/> welche von Lufft aufgetriebene Blaͤßlein ſind<lb/> (§. 85 <hi rendition="#aq">T. II. <hi rendition="#i">E</hi>xper.</hi>). Derowegen iſt<lb/> nicht unmoͤglich, daß ſehr ſubtile Haar-<lb/> Roͤhrlein ſeyn koͤnnen, die ihre Eroͤffnung<lb/> in die Lufft-Blaͤßlein der Lunge haben, da-<lb/> durch die waͤſſerige Feuchtigkeit Lufft<lb/> mit in das Gebluͤte fuͤhret. Jch habe auch<lb/> laͤngſt gewieſen (§. 70. <hi rendition="#aq">T. III. Exper.</hi>),<lb/> daß das Waſſer durch die Lufft-Loͤ-<lb/> cher der haͤutichten Theile des Leibes<lb/> von auſſen hinein leicht durch dringe,<lb/> und deswegen gienge es auch an, daß die<lb/> mit ſubtilen Feuchtigkeiten vermiſchte Lufft<lb/> auf eine ſolche Weiſe in das Gebluͤtte drin-<lb/> gete. Unterdeſſen ſo lange man die Art und<lb/> Weiſe nicht mit Gewisheit beſtimmen kan,<lb/> wie ſolches geſchiehet; muß man auf Ver-<lb/> ſuche bedacht ſeyn, dadurch wenigſtens er-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hellet,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [671/0707]
der Menſchen und Thiere.
Wahrſcheinlichkeit, daß das Blut der Lufft
halber in die Lungen kommet und da-
ſelbſt mit ihr vermiſchet werde. Wir
koͤnnen zur Zeit wohl noch keine Gaͤnge
beſtimmen, dadurch die Lufft aus den Lufft-
Blaͤßlein der Lunge in die Adern kommen
kan: allein die Gaͤnge, wodurch das Blut
aus den Puls-Adern in die gemeine Blut-
Adern kommet, ſind auch ſo ſubtil, daß ſie
nicht anders als auf eine gantz beſondere Art
ſich entdecken laſſen (§. 98 T. III. Exper.).
Der Athem zeiget, daß die Lufft aus den
Lungen mit vielen Duͤnſten herausgehet,
welche von Lufft aufgetriebene Blaͤßlein ſind
(§. 85 T. II. Exper.). Derowegen iſt
nicht unmoͤglich, daß ſehr ſubtile Haar-
Roͤhrlein ſeyn koͤnnen, die ihre Eroͤffnung
in die Lufft-Blaͤßlein der Lunge haben, da-
durch die waͤſſerige Feuchtigkeit Lufft
mit in das Gebluͤte fuͤhret. Jch habe auch
laͤngſt gewieſen (§. 70. T. III. Exper.),
daß das Waſſer durch die Lufft-Loͤ-
cher der haͤutichten Theile des Leibes
von auſſen hinein leicht durch dringe,
und deswegen gienge es auch an, daß die
mit ſubtilen Feuchtigkeiten vermiſchte Lufft
auf eine ſolche Weiſe in das Gebluͤtte drin-
gete. Unterdeſſen ſo lange man die Art und
Weiſe nicht mit Gewisheit beſtimmen kan,
wie ſolches geſchiehet; muß man auf Ver-
ſuche bedacht ſeyn, dadurch wenigſtens er-
hellet,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |