auch über dieses erfordert, daß nichts von der Zusammensetzung der Theile verdorben wird (§. 400. & seqq.).
§. 404.
Hingegen wenn die PflantzenWenn die Pflan- tzen ster- ben. nicht genung Nahrung haben, oder auch ih- re structur oder Zusammensetzung der Theile verdorben wird; so stirbet die Pflan- tze, das ist, sie kommet in den Zustand, da sie nicht mehr frisch bleiben und fort wach- sen kan: welches man den Tod zu nennen pfleget. Daß der Mangel der Nahrung und die Verletzung der Structur die Ursa- chen des Todes sind; zeiget die Erfahrung. Die Pflantzen verwelcken und verdorren, daß sie nicht wieder zum Wachsthume ge- langen können, wenn sehr grosse Hitze ist und dabey trocknes Wetter. Denn da zur selbigen Zeit die Erde austrocknet; so feh- let es an Nahrung. Fället gleich Thau, dadurch die Pflantzen des Nachts erquicket werden, so gehet ihnen doch durch die Aus- dünstung in der grossen Hitze (§. 394.) mehr ab, als durch den Thau wieder ersetzet wird. Denn wenn nur so viel wieder ersetzet wür- de, als abgienge; so könnten sie doch nicht verwelcken und endlich gar verdorren, ob sie gleich nicht weiter fort wüchsen. Dar- nach ist bekandt, daß die Bäume von gros- ser Kälte erfrieren. Jch habe aber längst
ob-
Tode der Pflantzen.
auch uͤber dieſes erfordert, daß nichts von der Zuſammenſetzung der Theile verdorben wird (§. 400. & ſeqq.).
§. 404.
Hingegen wenn die PflantzenWenn die Pflan- tzen ſter- ben. nicht genung Nahrung haben, oder auch ih- re ſtructur oder Zuſammenſetzung der Theile verdorben wird; ſo ſtirbet die Pflan- tze, das iſt, ſie kommet in den Zuſtand, da ſie nicht mehr friſch bleiben und fort wach- ſen kan: welches man den Tod zu nennen pfleget. Daß der Mangel der Nahrung und die Verletzung der Structur die Urſa- chen des Todes ſind; zeiget die Erfahrung. Die Pflantzen verwelcken und verdorren, daß ſie nicht wieder zum Wachsthume ge- langen koͤnnen, wenn ſehr groſſe Hitze iſt und dabey trocknes Wetter. Denn da zur ſelbigen Zeit die Erde austrocknet; ſo feh- let es an Nahrung. Faͤllet gleich Thau, dadurch die Pflantzen des Nachts erquicket werden, ſo gehet ihnen doch durch die Aus- duͤnſtung in der groſſen Hitze (§. 394.) mehr ab, als durch den Thau wieder erſetzet wird. Denn wenn nur ſo viel wieder erſetzet wuͤr- de, als abgienge; ſo koͤnnten ſie doch nicht verwelcken und endlich gar verdorren, ob ſie gleich nicht weiter fort wuͤchſen. Dar- nach iſt bekandt, daß die Baͤume von groſ- ſer Kaͤlte erfrieren. Jch habe aber laͤngſt
ob-
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Tode der Pflantzen.
auch uͤber dieſes erfordert, daß nichts von
der Zuſammenſetzung der Theile verdorben
wird (§. 400. & ſeqq.).
§. 404. Hingegen wenn die Pflantzen
nicht genung Nahrung haben, oder auch ih-
re ſtructur oder Zuſammenſetzung der
Theile verdorben wird; ſo ſtirbet die Pflan-
tze, das iſt, ſie kommet in den Zuſtand, da
ſie nicht mehr friſch bleiben und fort wach-
ſen kan: welches man den Tod zu nennen
pfleget. Daß der Mangel der Nahrung
und die Verletzung der Structur die Urſa-
chen des Todes ſind; zeiget die Erfahrung.
Die Pflantzen verwelcken und verdorren,
daß ſie nicht wieder zum Wachsthume ge-
langen koͤnnen, wenn ſehr groſſe Hitze iſt
und dabey trocknes Wetter. Denn da zur
ſelbigen Zeit die Erde austrocknet; ſo feh-
let es an Nahrung. Faͤllet gleich Thau,
dadurch die Pflantzen des Nachts erquicket
werden, ſo gehet ihnen doch durch die Aus-
duͤnſtung in der groſſen Hitze (§. 394.) mehr
ab, als durch den Thau wieder erſetzet wird.
Denn wenn nur ſo viel wieder erſetzet wuͤr-
de, als abgienge; ſo koͤnnten ſie doch nicht
verwelcken und endlich gar verdorren, ob
ſie gleich nicht weiter fort wuͤchſen. Dar-
nach iſt bekandt, daß die Baͤume von groſ-
ſer Kaͤlte erfrieren. Jch habe aber laͤngſt
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Wenn
die Pflan-
tzen ſter-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/673>, abgerufen am 22.11.2024.
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