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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. XI. Von dem Wachsthum
lein dergleichen schwammichte Materie
hangen, im andern aber zwischen ihnen lie-
gen, wie in der Rinde häuffig angetroffen
wird und die gleichsam aus lauter kleinen
Bläselein bestehet. Und diese Materie ist
eben dasjenige, was die Autores so von der
Anatomie der Pflantzen geschrieben, utri-
culos
zu nennen pflegen.

Von den
Blät-
tern.
§. 391.

Der untere Theil des Blates
wird der Stiel genennet und gehet nicht al-
lein durch die Länge des Blates durch, son-
dern zertheilet auch seine Aeste nach der
Breite des Blates, daraus immer weiter
kleinere Zweiglein sich zerstreuen und gleich-
sam ein Netze abbilden, darzwischen eine
bläsichte Materie anzutreffen von der Art,
die von den Autoribus den Nahmen der
utriculorum erhalten. Diese Bläßlein
liegen zwischen zweyen subtilen Häutlein,
dergleichen auch über dem Stiele rings her-
um anzutreffen. Wenn man die Art der
Zusammensetzung des Blates aus seinen
Theilen im groben erkennen will; darf man
es nur des Abends gegen das Licht, oder bey
Tage gegen die Sonne halten; so lässet sich
alles gantz eigentlich erkennen. Will man
sehen, wie der Stiel aus dem Zweige her-
vor kommet; so schneide man ein Blat mit
dem Auge dergestalt ab, daß ein wenig
Holtz mit Rinde von dem Zweiglein oder
Reise daran bleibet. Denn wenn man

ferner

Cap. XI. Von dem Wachsthum
lein dergleichen ſchwammichte Materie
hangen, im andern aber zwiſchen ihnen lie-
gen, wie in der Rinde haͤuffig angetroffen
wird und die gleichſam aus lauter kleinen
Blaͤſelein beſtehet. Und dieſe Materie iſt
eben dasjenige, was die Autores ſo von der
Anatomie der Pflantzen geſchrieben, utri-
culos
zu nennen pflegen.

Von den
Blaͤt-
tern.
§. 391.

Der untere Theil des Blates
wird der Stiel genennet und gehet nicht al-
lein durch die Laͤnge des Blates durch, ſon-
dern zertheilet auch ſeine Aeſte nach der
Breite des Blates, daraus immer weiter
kleinere Zweiglein ſich zerſtreuen und gleich-
ſam ein Netze abbilden, darzwiſchen eine
blaͤſichte Materie anzutreffen von der Art,
die von den Autoribus den Nahmen der
utriculorum erhalten. Dieſe Blaͤßlein
liegen zwiſchen zweyen ſubtilen Haͤutlein,
dergleichen auch uͤber dem Stiele rings her-
um anzutreffen. Wenn man die Art der
Zuſammenſetzung des Blates aus ſeinen
Theilen im groben erkennen will; darf man
es nur des Abends gegen das Licht, oder bey
Tage gegen die Sonne halten; ſo laͤſſet ſich
alles gantz eigentlich erkennen. Will man
ſehen, wie der Stiel aus dem Zweige her-
vor kommet; ſo ſchneide man ein Blat mit
dem Auge dergeſtalt ab, daß ein wenig
Holtz mit Rinde von dem Zweiglein oder
Reiſe daran bleibet. Denn wenn man

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[610/0646] Cap. XI. Von dem Wachsthum lein dergleichen ſchwammichte Materie hangen, im andern aber zwiſchen ihnen lie- gen, wie in der Rinde haͤuffig angetroffen wird und die gleichſam aus lauter kleinen Blaͤſelein beſtehet. Und dieſe Materie iſt eben dasjenige, was die Autores ſo von der Anatomie der Pflantzen geſchrieben, utri- culos zu nennen pflegen. §. 391. Der untere Theil des Blates wird der Stiel genennet und gehet nicht al- lein durch die Laͤnge des Blates durch, ſon- dern zertheilet auch ſeine Aeſte nach der Breite des Blates, daraus immer weiter kleinere Zweiglein ſich zerſtreuen und gleich- ſam ein Netze abbilden, darzwiſchen eine blaͤſichte Materie anzutreffen von der Art, die von den Autoribus den Nahmen der utriculorum erhalten. Dieſe Blaͤßlein liegen zwiſchen zweyen ſubtilen Haͤutlein, dergleichen auch uͤber dem Stiele rings her- um anzutreffen. Wenn man die Art der Zuſammenſetzung des Blates aus ſeinen Theilen im groben erkennen will; darf man es nur des Abends gegen das Licht, oder bey Tage gegen die Sonne halten; ſo laͤſſet ſich alles gantz eigentlich erkennen. Will man ſehen, wie der Stiel aus dem Zweige her- vor kommet; ſo ſchneide man ein Blat mit dem Auge dergeſtalt ab, daß ein wenig Holtz mit Rinde von dem Zweiglein oder Reiſe daran bleibet. Denn wenn man ferner

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/646>, abgerufen am 09.06.2024.