mit sie wie Mauren da stehen, nirgends aber an ihnen etwas herunter wächset.
§. 379.
Die Edelgesteine sind kleineVon E- delgestei- nen. durchsichtige und zum Theil gefärbete Stei- ne die sich von Chrystall und durch die Kunst zubereiteten falschen Edelgesteinen haupt- sächlich durch die Härte unterscheiden lassen. Daher auch der Diamant, der an Härte al- le übrige übertrifft, für den vornehmsten un- ter allen Edelgesteinen gehalten wird. Daß die Edelgesteine aus einer flüßigen Materie erzeuget werden, lässet sich am allerdeutlich- sten daher erweisen, daß sie die Figur von dem andern Cörper annehmen, darinnen man sie eingeschlossen findet: denn es ist jedermann bekandt, daß dieses eine Eigen- schafft flüßiger Materien sey. Einige wollen es daher beweisen weil sie durchsich- tig sind. Allein nicht alles, was aus einer flüßigen Materie wird, ist durchsichtig: auch nicht alles, was durchsichtig ist, kommet von einer flüßigen Materie her. Durch die grossen Brenngläser des Herrn von Tschirnhausens wird viel in durchsichtiges Glaß verwandelt, was an sich nicht flüßig ist, gleichwie auch ordentlich das Glaß aus Saltz und Sand gemacht wird, de- ren keines durchsichtig ist. Die Metalle werden auch flüßig, wenn sie geschmoltzen werden, deswegen aber nicht durchsichtig, wenn sie wiederstehen. Daß die Farbe der
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die in der Erde befindlich.
mit ſie wie Mauren da ſtehen, nirgends aber an ihnen etwas herunter waͤchſet.
§. 379.
Die Edelgeſteine ſind kleineVon E- delgeſtei- nen. durchſichtige und zum Theil gefaͤrbete Stei- ne die ſich von Chryſtall und durch die Kunſt zubereiteten falſchen Edelgeſteinen haupt- ſaͤchlich durch die Haͤrte unterſcheiden laſſen. Daher auch der Diamant, der an Haͤrte al- le uͤbrige uͤbertrifft, fuͤr den vornehmſten un- ter allen Edelgeſteinen gehalten wird. Daß die Edelgeſteine aus einer fluͤßigen Materie erzeuget werden, laͤſſet ſich am allerdeutlich- ſten daher erweiſen, daß ſie die Figur von dem andern Coͤrper annehmen, darinnen man ſie eingeſchloſſen findet: denn es iſt jedermann bekandt, daß dieſes eine Eigen- ſchafft fluͤßiger Materien ſey. Einige wollen es daher beweiſen weil ſie durchſich- tig ſind. Allein nicht alles, was aus einer fluͤßigen Materie wird, iſt durchſichtig: auch nicht alles, was durchſichtig iſt, kommet von einer fluͤßigen Materie her. Durch die groſſen Brennglaͤſer des Herrn von Tſchirnhauſens wird viel in durchſichtiges Glaß verwandelt, was an ſich nicht fluͤßig iſt, gleichwie auch ordentlich das Glaß aus Saltz und Sand gemacht wird, de- ren keines durchſichtig iſt. Die Metalle werden auch fluͤßig, wenn ſie geſchmoltzen werden, deswegen aber nicht durchſichtig, wenn ſie wiederſtehen. Daß die Farbe der
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die in der Erde befindlich.
mit ſie wie Mauren da ſtehen, nirgends aber
an ihnen etwas herunter waͤchſet.
§. 379. Die Edelgeſteine ſind kleine
durchſichtige und zum Theil gefaͤrbete Stei-
ne die ſich von Chryſtall und durch die Kunſt
zubereiteten falſchen Edelgeſteinen haupt-
ſaͤchlich durch die Haͤrte unterſcheiden laſſen.
Daher auch der Diamant, der an Haͤrte al-
le uͤbrige uͤbertrifft, fuͤr den vornehmſten un-
ter allen Edelgeſteinen gehalten wird. Daß
die Edelgeſteine aus einer fluͤßigen Materie
erzeuget werden, laͤſſet ſich am allerdeutlich-
ſten daher erweiſen, daß ſie die Figur von
dem andern Coͤrper annehmen, darinnen
man ſie eingeſchloſſen findet: denn es iſt
jedermann bekandt, daß dieſes eine Eigen-
ſchafft fluͤßiger Materien ſey. Einige
wollen es daher beweiſen weil ſie durchſich-
tig ſind. Allein nicht alles, was aus einer
fluͤßigen Materie wird, iſt durchſichtig:
auch nicht alles, was durchſichtig iſt, kommet
von einer fluͤßigen Materie her. Durch
die groſſen Brennglaͤſer des Herrn von
Tſchirnhauſens wird viel in durchſichtiges
Glaß verwandelt, was an ſich nicht fluͤßig
iſt, gleichwie auch ordentlich das Glaß
aus Saltz und Sand gemacht wird, de-
ren keines durchſichtig iſt. Die Metalle
werden auch fluͤßig, wenn ſie geſchmoltzen
werden, deswegen aber nicht durchſichtig,
wenn ſie wiederſtehen. Daß die Farbe der
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/619>, abgerufen am 22.11.2024.
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