Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

auf dem Erdboden.
aufschwellen, als wenn der Mond in demsel-
ben Orte anzutreffen. Wenn Neu-Mond
ist, so stehen die Sonne und der Mond zu-
gleich in L und tritt das Wasser um beyder
Würckung halber in Z und N in die Höhe.
Derowegen ist alsdenn die Fluth grösser.
Wenn Vollmond ist, stehet der Mond über
Z und die Sonne über N, und treffen dem-
nach ihre Würckungen gleichfalls zusam-
men. Derowegen muß auch zur selbigen
Zeit die Fluth grösser seyn als sonst. Hin-
gegen wenn das erste Viertel ist, stehet die
Sonne über H, wenn der Mond über L ste-
het, und machet demnach in H die Fluth,
wo der Mond Ebbe macht, der Mond aber
machet in Z die Fluth, wo die Sonne Ebbe
macht. Eben so verhält sichs im letzten
Viertel, wenn die Sonne in R und der
Mond in Z stehet. Es sind demnach in
Quartier- oder Viertels Monden die Wür-
ckungen der Sonne und des Monds ein-
ander entgegen und hindert einer die Wür-
ckung des andern. Derowegen kan die
Fluth des Monds niemahls geringer als in
Quartier-Monden seyn, weil ihr nemlich zu
der Zeit durch die Würckung der Sonne
der gröste Wiederstand geschiehet. Weil
die Würckung des Monds sich nach seiner
Weite von der Erde richtet, und geringer
wird, wenn der Mond von derselben weiter
weggehet, hingegen grösser, wenn er näher

zu

auf dem Erdboden.
aufſchwellen, als wenn der Mond in demſel-
ben Orte anzutreffen. Wenn Neu-Mond
iſt, ſo ſtehen die Sonne und der Mond zu-
gleich in L und tritt das Waſſer um beyder
Wuͤrckung halber in Z und N in die Hoͤhe.
Derowegen iſt alsdenn die Fluth groͤſſer.
Wenn Vollmond iſt, ſtehet der Mond uͤber
Z und die Sonne uͤber N, und treffen dem-
nach ihre Wuͤrckungen gleichfalls zuſam-
men. Derowegen muß auch zur ſelbigen
Zeit die Fluth groͤſſer ſeyn als ſonſt. Hin-
gegen wenn das erſte Viertel iſt, ſtehet die
Sonne uͤber H, wenn der Mond uͤber L ſte-
het, und machet demnach in H die Fluth,
wo der Mond Ebbe macht, der Mond aber
machet in Z die Fluth, wo die Sonne Ebbe
macht. Eben ſo verhaͤlt ſichs im letzten
Viertel, wenn die Sonne in R und der
Mond in Z ſtehet. Es ſind demnach in
Quartier- oder Viertels Monden die Wuͤr-
ckungen der Sonne und des Monds ein-
ander entgegen und hindert einer die Wuͤr-
ckung des andern. Derowegen kan die
Fluth des Monds niemahls geringer als in
Quartier-Monden ſeyn, weil ihr nemlich zu
der Zeit durch die Wuͤrckung der Sonne
der groͤſte Wiederſtand geſchiehet. Weil
die Wuͤrckung des Monds ſich nach ſeiner
Weite von der Erde richtet, und geringer
wird, wenn der Mond von derſelben weiter
weggehet, hingegen groͤſſer, wenn er naͤher

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0577" n="541"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">auf dem Erdboden.</hi></fw><lb/>
auf&#x017F;chwellen, als wenn der Mond in dem&#x017F;el-<lb/>
ben Orte anzutreffen. Wenn Neu-Mond<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;tehen die Sonne und der Mond zu-<lb/>
gleich in <hi rendition="#aq">L</hi> und tritt das Wa&#x017F;&#x017F;er um beyder<lb/>
Wu&#x0364;rckung halber in <hi rendition="#aq">Z</hi> und <hi rendition="#aq">N</hi> in die Ho&#x0364;he.<lb/>
Derowegen i&#x017F;t alsdenn die Fluth gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er.<lb/>
Wenn Vollmond i&#x017F;t, &#x017F;tehet der Mond u&#x0364;ber<lb/><hi rendition="#aq">Z</hi> und die Sonne u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">N,</hi> und treffen dem-<lb/>
nach ihre Wu&#x0364;rckungen gleichfalls zu&#x017F;am-<lb/>
men. Derowegen muß auch zur &#x017F;elbigen<lb/>
Zeit die Fluth gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn als &#x017F;on&#x017F;t. Hin-<lb/>
gegen wenn das er&#x017F;te Viertel i&#x017F;t, &#x017F;tehet die<lb/>
Sonne u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">H,</hi> wenn der Mond u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">L</hi> &#x017F;te-<lb/>
het, und machet demnach in <hi rendition="#aq">H</hi> die Fluth,<lb/>
wo der Mond Ebbe macht, der Mond aber<lb/>
machet in <hi rendition="#aq">Z</hi> die Fluth, wo die Sonne Ebbe<lb/>
macht. Eben &#x017F;o verha&#x0364;lt &#x017F;ichs im letzten<lb/>
Viertel, wenn die Sonne in <hi rendition="#aq">R</hi> und der<lb/>
Mond in <hi rendition="#aq">Z</hi> &#x017F;tehet. Es &#x017F;ind demnach in<lb/>
Quartier- oder Viertels Monden die Wu&#x0364;r-<lb/>
ckungen der Sonne und des Monds ein-<lb/>
ander entgegen und hindert einer die Wu&#x0364;r-<lb/>
ckung des andern. Derowegen kan die<lb/>
Fluth des Monds niemahls geringer als in<lb/>
Quartier-Monden &#x017F;eyn, weil ihr nemlich zu<lb/>
der Zeit durch die Wu&#x0364;rckung der Sonne<lb/>
der gro&#x0364;&#x017F;te Wieder&#x017F;tand ge&#x017F;chiehet. Weil<lb/>
die Wu&#x0364;rckung des Monds &#x017F;ich nach &#x017F;einer<lb/>
Weite von der Erde richtet, und geringer<lb/>
wird, wenn der Mond von der&#x017F;elben weiter<lb/>
weggehet, hingegen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, wenn er na&#x0364;her<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[541/0577] auf dem Erdboden. aufſchwellen, als wenn der Mond in demſel- ben Orte anzutreffen. Wenn Neu-Mond iſt, ſo ſtehen die Sonne und der Mond zu- gleich in L und tritt das Waſſer um beyder Wuͤrckung halber in Z und N in die Hoͤhe. Derowegen iſt alsdenn die Fluth groͤſſer. Wenn Vollmond iſt, ſtehet der Mond uͤber Z und die Sonne uͤber N, und treffen dem- nach ihre Wuͤrckungen gleichfalls zuſam- men. Derowegen muß auch zur ſelbigen Zeit die Fluth groͤſſer ſeyn als ſonſt. Hin- gegen wenn das erſte Viertel iſt, ſtehet die Sonne uͤber H, wenn der Mond uͤber L ſte- het, und machet demnach in H die Fluth, wo der Mond Ebbe macht, der Mond aber machet in Z die Fluth, wo die Sonne Ebbe macht. Eben ſo verhaͤlt ſichs im letzten Viertel, wenn die Sonne in R und der Mond in Z ſtehet. Es ſind demnach in Quartier- oder Viertels Monden die Wuͤr- ckungen der Sonne und des Monds ein- ander entgegen und hindert einer die Wuͤr- ckung des andern. Derowegen kan die Fluth des Monds niemahls geringer als in Quartier-Monden ſeyn, weil ihr nemlich zu der Zeit durch die Wuͤrckung der Sonne der groͤſte Wiederſtand geſchiehet. Weil die Wuͤrckung des Monds ſich nach ſeiner Weite von der Erde richtet, und geringer wird, wenn der Mond von derſelben weiter weggehet, hingegen groͤſſer, wenn er naͤher zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/577
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/577>, abgerufen am 22.11.2024.