Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.auf dem Erdboden. daß er an einigen Orten unterweilen ge-gen Süden oder Norden etwas abweichet, wovon Herr Halley längst Nachricht er- theilet (a). Er hat auch gewiesen (b), daß der beständige Morgen-Wind von der Be- wegung der Sonne umb die Erde herkom- me. Es ist bekand aus den Observationen mit dem Thermometer, daß die Lufft merck- lich wärmer wird, so bald nur die Sonne aufgehet, und von Morgen bis nach Mit- tage zunimmet; so bald aber die Sonne zu dem Untergange niedersteiget, wiederumb nach und nach abnimmet (§. 55. T. II. Exper.). Durch die Wärme der Sonne wird die Lufft dünner als sie vorhin war (§. 133. T. I. Exper.) und breitet sich daher durch einen grossen Raum aus. Da nun in dem hitzigen Striche die Sonne viel wärmer scheinet als bey uns §. 229.); so muß sie auch daselbst die Lufft viel stär- cker ausdehnen als in unsern Ländern. Die Lufft, welche sich ausbreiten will, muß sich an den Ort bewegen, wo sie weniger Wie- derstand findet. Sie findet aber daselbst weniger Wiederstand, wo die ausdehnen- de Krafft der benachtbahrten Lufft am schwächsten ist. Gegen Abend ist die Lufft kalt, wo sie noch hin kommen soll; gegen Mor- (a) In Actis Erudit. A. 1687. p. 510. & seqq. (b) Ibid p. 521. & seqq. K k 5
auf dem Erdboden. daß er an einigen Orten unterweilen ge-gen Suͤden oder Norden etwas abweichet, wovon Herr Halley laͤngſt Nachricht er- theilet (a). Er hat auch gewieſen (b), daß der beſtaͤndige Morgen-Wind von der Be- wegung der Sonne umb die Erde herkom- me. Es iſt bekand aus den Obſervationen mit dem Thermometer, daß die Lufft merck- lich waͤrmer wird, ſo bald nur die Sonne aufgehet, und von Morgen bis nach Mit- tage zunimmet; ſo bald aber die Sonne zu dem Untergange niederſteiget, wiederumb nach und nach abnimmet (§. 55. T. II. Exper.). Durch die Waͤrme der Sonne wird die Lufft duͤnner als ſie vorhin war (§. 133. T. I. Exper.) und breitet ſich daher durch einen groſſen Raum aus. Da nun in dem hitzigen Striche die Sonne viel waͤrmer ſcheinet als bey uns §. 229.); ſo muß ſie auch daſelbſt die Lufft viel ſtaͤr- cker ausdehnen als in unſern Laͤndern. Die Lufft, welche ſich ausbreiten will, muß ſich an den Ort bewegen, wo ſie weniger Wie- derſtand findet. Sie findet aber daſelbſt weniger Wiederſtand, wo die ausdehnen- de Krafft der benachtbahrten Lufft am ſchwaͤchſten iſt. Gegen Abend iſt die Lufft kalt, wo ſie noch hin kommen ſoll; gegen Mor- (a) In Actis Erudit. A. 1687. p. 510. & ſeqq. (b) Ibid p. 521. & ſeqq. K k 5
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auf dem Erdboden.
daß er an einigen Orten unterweilen ge-
gen Suͤden oder Norden etwas abweichet,
wovon Herr Halley laͤngſt Nachricht er-
theilet (a). Er hat auch gewieſen (b), daß
der beſtaͤndige Morgen-Wind von der Be-
wegung der Sonne umb die Erde herkom-
me. Es iſt bekand aus den Obſervationen
mit dem Thermometer, daß die Lufft merck-
lich waͤrmer wird, ſo bald nur die Sonne
aufgehet, und von Morgen bis nach Mit-
tage zunimmet; ſo bald aber die Sonne zu
dem Untergange niederſteiget, wiederumb
nach und nach abnimmet (§. 55. T. II.
Exper.). Durch die Waͤrme der Sonne
wird die Lufft duͤnner als ſie vorhin war
(§. 133. T. I. Exper.) und breitet ſich daher
durch einen groſſen Raum aus. Da nun
in dem hitzigen Striche die Sonne viel
waͤrmer ſcheinet als bey uns §. 229.);
ſo muß ſie auch daſelbſt die Lufft viel ſtaͤr-
cker ausdehnen als in unſern Laͤndern. Die
Lufft, welche ſich ausbreiten will, muß ſich
an den Ort bewegen, wo ſie weniger Wie-
derſtand findet. Sie findet aber daſelbſt
weniger Wiederſtand, wo die ausdehnen-
de Krafft der benachtbahrten Lufft am
ſchwaͤchſten iſt. Gegen Abend iſt die Lufft
kalt, wo ſie noch hin kommen ſoll; gegen
Mor-
(a) In Actis Erudit. A. 1687. p. 510. & ſeqq.
(b) Ibid p. 521. & ſeqq.
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