Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

und andern Feuer-Zeichen.
Wenn einer in Furcht ist und mit starckem
seufftzen betet; so ziehet er die Lufft an sich,
und kan daher wohl geschehen, daß dadurch
das Jrrlicht, was nicht allzuweit von einem
ist, mit der zuschiessenden Lufft näher zu ei-
nem gezogen wird. Hingegen wenn einer
fluchet und poltert, so stösset er die Lufft
starck heraus und machet mit Händen und
Füssen einen Wind: derowegen kan es auch
gar wohl geschehen, daß dadurch das Jrr-
licht von einem gestossen wird. Es können
demnach einige Zufälle Anlaß gegeben ha-
ben, daß man geglaubet, durch Beten wür-
den die Jrrlichter zu einem gezogen; durch
Fluchen aber vertrieben. Die Jrrlichter sind
häuffiger zu sehen in den warmen Ländern
gegen der Linie zu, aber immer weniger, je
weiter man gegen den Pol zukommet: wor-
aus zu ersehen, daß die Wärme zu ihrer
Erzeugung etwas beytragen muß, entweder
weil sie die Ausdämpffung befördert, wel-
ches sie vermöge der Erfahrung zuthun ver-
mögend ist, oder auch weil ohne sie die Ver-
mischung nicht geschehen kan, wodurch die
Materie der Jrrlichter entstehet, wie wir
vorhin bey dem Blitze gesehen (§. 321.).
Weil sie bloß leuchten und nicht würcklich
entzündet sind, so ist es kein Wunder, daß
man sie nur des Nachts, niemahls aber bey
Tage sehen kan: denn wir sehen das Licht
von faulem Holtze, faulen fetten Seefischen,

den
H h 3

und andern Feuer-Zeichen.
Wenn einer in Furcht iſt und mit ſtarckem
ſeufftzen betet; ſo ziehet er die Lufft an ſich,
und kan daher wohl geſchehen, daß dadurch
das Jrrlicht, was nicht allzuweit von einem
iſt, mit der zuſchieſſenden Lufft naͤher zu ei-
nem gezogen wird. Hingegen wenn einer
fluchet und poltert, ſo ſtoͤſſet er die Lufft
ſtarck heraus und machet mit Haͤnden und
Fuͤſſen einen Wind: derowegen kan es auch
gar wohl geſchehen, daß dadurch das Jrr-
licht von einem geſtoſſen wird. Es koͤnnen
demnach einige Zufaͤlle Anlaß gegeben ha-
ben, daß man geglaubet, durch Beten wuͤr-
den die Jrrlichter zu einem gezogen; durch
Fluchen aber vertrieben. Die Jrrlichter ſind
haͤuffiger zu ſehen in den warmen Laͤndern
gegen der Linie zu, aber immer weniger, je
weiter man gegen den Pol zukommet: wor-
aus zu erſehen, daß die Waͤrme zu ihrer
Erzeugung etwas beytragen muß, entweder
weil ſie die Ausdaͤmpffung befoͤrdert, wel-
ches ſie vermoͤge der Erfahrung zuthun ver-
moͤgend iſt, oder auch weil ohne ſie die Ver-
miſchung nicht geſchehen kan, wodurch die
Materie der Jrrlichter entſtehet, wie wir
vorhin bey dem Blitze geſehen (§. 321.).
Weil ſie bloß leuchten und nicht wuͤrcklich
entzuͤndet ſind, ſo iſt es kein Wunder, daß
man ſie nur des Nachts, niemahls aber bey
Tage ſehen kan: denn wir ſehen das Licht
von faulem Holtze, faulen fetten Seefiſchen,

den
H h 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0521" n="485"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und andern Feuer-Zeichen.</hi></fw><lb/>
Wenn einer in Furcht i&#x017F;t und mit &#x017F;tarckem<lb/>
&#x017F;eufftzen betet; &#x017F;o ziehet er die Lufft an &#x017F;ich,<lb/>
und kan daher wohl ge&#x017F;chehen, daß dadurch<lb/>
das Jrrlicht, was nicht allzuweit von einem<lb/>
i&#x017F;t, mit der zu&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;enden Lufft na&#x0364;her zu ei-<lb/>
nem gezogen wird. Hingegen wenn einer<lb/>
fluchet und poltert, &#x017F;o &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et er die Lufft<lb/>
&#x017F;tarck heraus und machet mit Ha&#x0364;nden und<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en einen Wind: derowegen kan es auch<lb/>
gar wohl ge&#x017F;chehen, daß dadurch das Jrr-<lb/>
licht von einem ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wird. Es ko&#x0364;nnen<lb/>
demnach einige Zufa&#x0364;lle Anlaß gegeben ha-<lb/>
ben, daß man geglaubet, durch Beten wu&#x0364;r-<lb/>
den die Jrrlichter zu einem gezogen; durch<lb/>
Fluchen aber vertrieben. Die Jrrlichter &#x017F;ind<lb/>
ha&#x0364;uffiger zu &#x017F;ehen in den warmen La&#x0364;ndern<lb/>
gegen der Linie zu, aber immer weniger, je<lb/>
weiter man gegen den Pol zukommet: wor-<lb/>
aus zu er&#x017F;ehen, daß die Wa&#x0364;rme zu ihrer<lb/>
Erzeugung etwas beytragen muß, entweder<lb/>
weil &#x017F;ie die Ausda&#x0364;mpffung befo&#x0364;rdert, wel-<lb/>
ches &#x017F;ie vermo&#x0364;ge der Erfahrung zuthun ver-<lb/>
mo&#x0364;gend i&#x017F;t, oder auch weil ohne &#x017F;ie die Ver-<lb/>
mi&#x017F;chung nicht ge&#x017F;chehen kan, wodurch die<lb/>
Materie der Jrrlichter ent&#x017F;tehet, wie wir<lb/>
vorhin bey dem Blitze ge&#x017F;ehen (§. 321.).<lb/>
Weil &#x017F;ie bloß leuchten und nicht wu&#x0364;rcklich<lb/>
entzu&#x0364;ndet &#x017F;ind, &#x017F;o i&#x017F;t es kein Wunder, daß<lb/>
man &#x017F;ie nur des Nachts, niemahls aber bey<lb/>
Tage &#x017F;ehen kan: denn wir &#x017F;ehen das Licht<lb/>
von faulem Holtze, faulen fetten Seefi&#x017F;chen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 3</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[485/0521] und andern Feuer-Zeichen. Wenn einer in Furcht iſt und mit ſtarckem ſeufftzen betet; ſo ziehet er die Lufft an ſich, und kan daher wohl geſchehen, daß dadurch das Jrrlicht, was nicht allzuweit von einem iſt, mit der zuſchieſſenden Lufft naͤher zu ei- nem gezogen wird. Hingegen wenn einer fluchet und poltert, ſo ſtoͤſſet er die Lufft ſtarck heraus und machet mit Haͤnden und Fuͤſſen einen Wind: derowegen kan es auch gar wohl geſchehen, daß dadurch das Jrr- licht von einem geſtoſſen wird. Es koͤnnen demnach einige Zufaͤlle Anlaß gegeben ha- ben, daß man geglaubet, durch Beten wuͤr- den die Jrrlichter zu einem gezogen; durch Fluchen aber vertrieben. Die Jrrlichter ſind haͤuffiger zu ſehen in den warmen Laͤndern gegen der Linie zu, aber immer weniger, je weiter man gegen den Pol zukommet: wor- aus zu erſehen, daß die Waͤrme zu ihrer Erzeugung etwas beytragen muß, entweder weil ſie die Ausdaͤmpffung befoͤrdert, wel- ches ſie vermoͤge der Erfahrung zuthun ver- moͤgend iſt, oder auch weil ohne ſie die Ver- miſchung nicht geſchehen kan, wodurch die Materie der Jrrlichter entſtehet, wie wir vorhin bey dem Blitze geſehen (§. 321.). Weil ſie bloß leuchten und nicht wuͤrcklich entzuͤndet ſind, ſo iſt es kein Wunder, daß man ſie nur des Nachts, niemahls aber bey Tage ſehen kan: denn wir ſehen das Licht von faulem Holtze, faulen fetten Seefiſchen, den H h 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/521
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/521>, abgerufen am 22.11.2024.