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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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und andern Feuer-Zeichen.
ne und subtile seyn. Derowegen da sich
die Materie über die maassen subtile theilen
lässet (§. 3), daß man mit gar weniger einen
sehr grossen Raum erfüllen kan, so dörffen
wir es uns soviel weniger befremden lassen,
daß dieselbe zu gleicher Zeit durch viele Län-
der ausgebreitet wird. Weil diejeni-
gen, welche weit gegen Norden wohnen,
bekräfftigen, daß bey ihnen des Nachts, ja
öffters die gantze Nacht durch ein helles
von Norden erscheinet; so muß die leuch-
tende Matrrie durch Winde von daher ge-
bracht werden. Und dieses ist die Ursache,
warum wir dieses Licht beständig und ü-
berall gegen Norden sehen. Denn wenn
die Materie weiter herauf getrieben wird, so
zerstreuet sie sich, daß man sie nicht mehr
wahrnimmet. Es ist wohl wahr, daß un-
ten kein Nord-Wind gewehet, als der Nord-
Schein A. 1721 observiret ward (§. 343):
allein man siehet eben daraus, daß die leuch-
tende Materie müsse sehr hoch gestanden
seyn, höher als die Wolcken zu stehen pfle-
gen. Wir finden in der Lufft keine Mate-
rie, die heller leuchtet, als die Materie des
Blitzes. Und da man niemahls ohne
Noth andere Materien erdichten soll, wenn
einige vorhanden, von denen man die zuer-
klärende Würckungen erwarten kan; so
sehe ich auch nicht den allergeringsten
Grund vor mir, warumb ich nicht die leuch-

ten-

und andern Feuer-Zeichen.
ne und ſubtile ſeyn. Derowegen da ſich
die Materie uͤber die maaſſen ſubtile theilen
laͤſſet (§. 3), daß man mit gar weniger einen
ſehr groſſen Raum erfuͤllen kan, ſo doͤrffen
wir es uns ſoviel weniger befremden laſſen,
daß dieſelbe zu gleicher Zeit durch viele Laͤn-
der ausgebreitet wird. Weil diejeni-
gen, welche weit gegen Norden wohnen,
bekraͤfftigen, daß bey ihnen des Nachts, ja
oͤffters die gantze Nacht durch ein helles
von Norden erſcheinet; ſo muß die leuch-
tende Matrrie durch Winde von daher ge-
bracht werden. Und dieſes iſt die Urſache,
warum wir dieſes Licht beſtaͤndig und uͤ-
berall gegen Norden ſehen. Denn wenn
die Materie weiter herauf getrieben wird, ſo
zerſtreuet ſie ſich, daß man ſie nicht mehr
wahrnimmet. Es iſt wohl wahr, daß un-
ten kein Nord-Wind gewehet, als der Nord-
Schein A. 1721 obſerviret ward (§. 343):
allein man ſiehet eben daraus, daß die leuch-
tende Materie muͤſſe ſehr hoch geſtanden
ſeyn, hoͤher als die Wolcken zu ſtehen pfle-
gen. Wir finden in der Lufft keine Mate-
rie, die heller leuchtet, als die Materie des
Blitzes. Und da man niemahls ohne
Noth andere Materien erdichten ſoll, wenn
einige vorhanden, von denen man die zuer-
klaͤrende Wuͤrckungen erwarten kan; ſo
ſehe ich auch nicht den allergeringſten
Grund vor mir, warumb ich nicht die leuch-

ten-
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[479/0515] und andern Feuer-Zeichen. ne und ſubtile ſeyn. Derowegen da ſich die Materie uͤber die maaſſen ſubtile theilen laͤſſet (§. 3), daß man mit gar weniger einen ſehr groſſen Raum erfuͤllen kan, ſo doͤrffen wir es uns ſoviel weniger befremden laſſen, daß dieſelbe zu gleicher Zeit durch viele Laͤn- der ausgebreitet wird. Weil diejeni- gen, welche weit gegen Norden wohnen, bekraͤfftigen, daß bey ihnen des Nachts, ja oͤffters die gantze Nacht durch ein helles von Norden erſcheinet; ſo muß die leuch- tende Matrrie durch Winde von daher ge- bracht werden. Und dieſes iſt die Urſache, warum wir dieſes Licht beſtaͤndig und uͤ- berall gegen Norden ſehen. Denn wenn die Materie weiter herauf getrieben wird, ſo zerſtreuet ſie ſich, daß man ſie nicht mehr wahrnimmet. Es iſt wohl wahr, daß un- ten kein Nord-Wind gewehet, als der Nord- Schein A. 1721 obſerviret ward (§. 343): allein man ſiehet eben daraus, daß die leuch- tende Materie muͤſſe ſehr hoch geſtanden ſeyn, hoͤher als die Wolcken zu ſtehen pfle- gen. Wir finden in der Lufft keine Mate- rie, die heller leuchtet, als die Materie des Blitzes. Und da man niemahls ohne Noth andere Materien erdichten ſoll, wenn einige vorhanden, von denen man die zuer- klaͤrende Wuͤrckungen erwarten kan; ſo ſehe ich auch nicht den allergeringſten Grund vor mir, warumb ich nicht die leuch- ten-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/515>, abgerufen am 20.05.2024.