Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.und anderen Feuer-Zeichen. men, daß des Winters sehr offte ein Lichtgegen Norden scheine, welches es so helle macht, als wenn sie Mond-Schein hätten. Wenn die Lufft mit dünnen wäßerigen Dünsten erfüllet und das Licht der bald auf- gehenden Sonne scheinet darein; so gewin- net es das Ansehen, als wenn der Himmel brennte (§. 204). Da nun das Nordlicht sich unterweilen eben so zeiget, als wenn die Sonne in Norden aufgehen wollte und dar- auf der Himmel gleichsam zubrennen anfän- get; so brauchen wir auch darzu keine an- dere Ursache, als daß in unserer Lufft dünne Dünste zerstreuet sind. Es ist auch nicht viel daran gelegen, ob sie wäßerig sind, oder gefroren, denn wir sehen auch im Winter vor dem Aufgange der Sonne unterweilen den Himmel brennen. Wenn der Rauch aufsteiget und von der Sonne erleuchtet wird; so gewinnet es das Ansehen, als wenn lodernde Flammen in die Höhe stie- gen. Derowegen können auch die lodern- dern Flammen bey dem Nord-Scheine bloß daher kommen, weil dünne aufsteigen- de Dämpffe starck erleuchtet werden. Von allen diesen Umständen war mir damahls nichts bekandt, als ich A. 1716 meine Ge- dancken von dem Nord-Scheine eröffnete und deswegen habe ich mich auch nicht be- mühet die Ursache davon zu untersuchen. Daß aber das Brennen des Himmels und die
und anderen Feuer-Zeichen. men, daß des Winters ſehr offte ein Lichtgegen Norden ſcheine, welches es ſo helle macht, als wenn ſie Mond-Schein haͤtten. Wenn die Lufft mit duͤnnen waͤßerigen Duͤnſten erfuͤllet und das Licht der bald auf- gehenden Sonne ſcheinet darein; ſo gewin- net es das Anſehen, als wenn der Himmel brennte (§. 204). Da nun das Nordlicht ſich unterweilen eben ſo zeiget, als wenn die Sonne in Norden aufgehen wollte und dar- auf der Himmel gleichſam zubrennen anfaͤn- get; ſo brauchen wir auch darzu keine an- dere Urſache, als daß in unſerer Lufft duͤnne Duͤnſte zerſtreuet ſind. Es iſt auch nicht viel daran gelegen, ob ſie waͤßerig ſind, oder gefroren, denn wir ſehen auch im Winter vor dem Aufgange der Sonne unterweilen den Himmel brennen. Wenn der Rauch aufſteiget und von der Sonne erleuchtet wird; ſo gewinnet es das Anſehen, als wenn lodernde Flammen in die Hoͤhe ſtie- gen. Derowegen koͤnnen auch die lodern- dern Flammen bey dem Nord-Scheine bloß daher kommen, weil duͤnne aufſteigen- de Daͤmpffe ſtarck erleuchtet werden. Von allen dieſen Umſtaͤnden war mir damahls nichts bekandt, als ich A. 1716 meine Ge- dancken von dem Nord-Scheine eroͤffnete und deswegen habe ich mich auch nicht be- muͤhet die Urſache davon zu unterſuchen. Daß aber das Brennen des Himmels und die
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und anderen Feuer-Zeichen.
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gegen Norden ſcheine, welches es ſo helle
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Wenn die Lufft mit duͤnnen waͤßerigen
Duͤnſten erfuͤllet und das Licht der bald auf-
gehenden Sonne ſcheinet darein; ſo gewin-
net es das Anſehen, als wenn der Himmel
brennte (§. 204). Da nun das Nordlicht
ſich unterweilen eben ſo zeiget, als wenn die
Sonne in Norden aufgehen wollte und dar-
auf der Himmel gleichſam zubrennen anfaͤn-
get; ſo brauchen wir auch darzu keine an-
dere Urſache, als daß in unſerer Lufft duͤnne
Duͤnſte zerſtreuet ſind. Es iſt auch nicht
viel daran gelegen, ob ſie waͤßerig ſind, oder
gefroren, denn wir ſehen auch im Winter
vor dem Aufgange der Sonne unterweilen
den Himmel brennen. Wenn der Rauch
aufſteiget und von der Sonne erleuchtet
wird; ſo gewinnet es das Anſehen, als
wenn lodernde Flammen in die Hoͤhe ſtie-
gen. Derowegen koͤnnen auch die lodern-
dern Flammen bey dem Nord-Scheine
bloß daher kommen, weil duͤnne aufſteigen-
de Daͤmpffe ſtarck erleuchtet werden. Von
allen dieſen Umſtaͤnden war mir damahls
nichts bekandt, als ich A. 1716 meine Ge-
dancken von dem Nord-Scheine eroͤffnete
und deswegen habe ich mich auch nicht be-
muͤhet die Urſache davon zu unterſuchen.
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