druckt und erhält dadurch eine grössere Krafft zu wiederstehen, als sie vorher hatte (§. 123 T. I. Exper.). Wir wollen aber hierauf jetzund nicht sehen. Diese gefror- nen Dünste hangen sich auf vielfältige Wei- se an einander, wie wir bald mit mehrerem bey dem Schnee sehen werden. Wenn nun aber ein warmer Wind in eine solche Wolcke bläset, oder auch sie aus der oberen Lufft in die untere wärmere sich sencket, we- gen einer Veränderung in der Art der Schweere; so thauen die gefrornen Dünste auf und fliessen in Tropffen zusammen. Und eine solche Wolcke ist eigentlich diejenige, welche man eine Regenwolcke zu nen- nen pfleget. Man siehet aber auch, daß die- se Art Wolcken, welche Wasser-Tröpflein an stat der Dünste mit sich führen, sehr schweer seyn müssen (§. 86. T. I. Exper.) und daher nennet man auch die waßerrei- chen Wolcken schweere Wolcken. Und da die schweeren Cörper sich sencken, so pfle- gen sich auch die Wolcken sehr weit hernie- der zu lassen und können nicht lange durch die Winde in der Lufft erhalten werden.
Wie Platz- Regen entstehet.
§. 277.
Wenn die Lufft sehr leichte wird, oder die Wolcken sehr wässerich und schweer seyn, so folgen grosse Platz-Regen: welches von beyden stat findet, muß man durch das Barometer ausmachen (§. 22. T. II. Exper.). Es ist aber gut, wenn man
zu-
Cap. VI. Von Thau, Reiff, Regen,
druckt und erhaͤlt dadurch eine groͤſſere Krafft zu wiederſtehen, als ſie vorher hatte (§. 123 T. I. Exper.). Wir wollen aber hierauf jetzund nicht ſehen. Dieſe gefror- nen Duͤnſte hangen ſich auf vielfaͤltige Wei- ſe an einander, wie wir bald mit mehrerem bey dem Schnee ſehen werden. Wenn nun aber ein warmer Wind in eine ſolche Wolcke blaͤſet, oder auch ſie aus der oberen Lufft in die untere waͤrmere ſich ſencket, we- gen einer Veraͤnderung in der Art der Schweere; ſo thauen die gefrornen Duͤnſte auf und flieſſen in Tropffen zuſammen. Und eine ſolche Wolcke iſt eigentlich diejenige, welche man eine Regenwolcke zu nen- nen pfleget. Man ſiehet aber auch, daß die- ſe Art Wolcken, welche Waſſer-Troͤpflein an ſtat der Duͤnſte mit ſich fuͤhren, ſehr ſchweer ſeyn muͤſſen (§. 86. T. I. Exper.) und daher nennet man auch die waßerrei- chen Wolcken ſchweere Wolcken. Und da die ſchweeren Coͤrper ſich ſencken, ſo pfle- gen ſich auch die Wolcken ſehr weit hernie- der zu laſſen und koͤnnen nicht lange durch die Winde in der Lufft erhalten werden.
Wie Platz- Regen entſtehet.
§. 277.
Wenn die Lufft ſehr leichte wird, oder die Wolcken ſehr waͤſſerich und ſchweer ſeyn, ſo folgen groſſe Platz-Regen: welches von beyden ſtat findet, muß man durch das Barometer ausmachen (§. 22. T. II. Exper.). Es iſt aber gut, wenn man
zu-
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Cap. VI. Von Thau, Reiff, Regen,
druckt und erhaͤlt dadurch eine groͤſſere
Krafft zu wiederſtehen, als ſie vorher hatte
(§. 123 T. I. Exper.). Wir wollen aber
hierauf jetzund nicht ſehen. Dieſe gefror-
nen Duͤnſte hangen ſich auf vielfaͤltige Wei-
ſe an einander, wie wir bald mit mehrerem
bey dem Schnee ſehen werden. Wenn
nun aber ein warmer Wind in eine ſolche
Wolcke blaͤſet, oder auch ſie aus der oberen
Lufft in die untere waͤrmere ſich ſencket, we-
gen einer Veraͤnderung in der Art der
Schweere; ſo thauen die gefrornen Duͤnſte
auf und flieſſen in Tropffen zuſammen. Und
eine ſolche Wolcke iſt eigentlich diejenige,
welche man eine Regenwolcke zu nen-
nen pfleget. Man ſiehet aber auch, daß die-
ſe Art Wolcken, welche Waſſer-Troͤpflein
an ſtat der Duͤnſte mit ſich fuͤhren, ſehr
ſchweer ſeyn muͤſſen (§. 86. T. I. Exper.)
und daher nennet man auch die waßerrei-
chen Wolcken ſchweere Wolcken. Und
da die ſchweeren Coͤrper ſich ſencken, ſo pfle-
gen ſich auch die Wolcken ſehr weit hernie-
der zu laſſen und koͤnnen nicht lange durch
die Winde in der Lufft erhalten werden.
§. 277. Wenn die Lufft ſehr leichte
wird, oder die Wolcken ſehr waͤſſerich und
ſchweer ſeyn, ſo folgen groſſe Platz-Regen:
welches von beyden ſtat findet, muß man
durch das Barometer ausmachen (§. 22. T.
II. Exper.). Es iſt aber gut, wenn man
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/410>, abgerufen am 25.11.2024.
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