Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. V. Von dem Auffsteigen
ben, denn sie können auch wohl ein wenig
schweerer seyn. Derowegen wenn sie
höher steigen sollen, so muß entweder die
Lufft dichter, oder die Dünste müssen dünner
und folgends leichter werden. Die Lufft
wird dichter durch die Schweere der oberen,
und die Dünste bleiben dabey unverändert.
Derowegen können in diesem Falle die
Dünste in die Höhe steigen. Und alsdenn
siehet man im Barometer das Quecksilber
steigen (§. 22 T. II. Exper.), wenn sich
der Nebel in die Höhe ziehet. Die Dünste
werden dünner durch die Wärme (§. 252).
Derowegen kan sich der Nebel in die Höhe
he ziehen, wenn die Sonne die Lufft in den
Dünsten erwärmet und verdünnet, oder
auch wenn ein warmer Wind in den Nebel
kommet. Jn diesem Falle muß das Ther-
mometer steigen, wenn der Nebel in die Hö-
he steiget. Man kan es demnach in beson-
deren Fällen ebenfalls durch das Barome-
ter und Thermometer entscheiden, aus was
für einer Ursache der Nebel in die Höhe stei-
get. Jnsgemein hält man es für ein Zei-
chen daß es regnen werde, wenn der Nebel
aufsteiget. Die Nebelsind wässerige Dün-
ste, und Regen bestehet aus Tropffen, die
sich aus den Dünsten in der Lufft formiret
haben. Derowegen wenn sich der Nebel
in die Höhe ziehet, so ist Materie zum Regen
vorhanden. Woferne demnach die an-

de-

Cap. V. Von dem Auffſteigen
ben, denn ſie koͤnnen auch wohl ein wenig
ſchweerer ſeyn. Derowegen wenn ſie
hoͤher ſteigen ſollen, ſo muß entweder die
Lufft dichter, oder die Duͤnſte muͤſſen duͤnner
und folgends leichter werden. Die Lufft
wird dichter durch die Schweere der oberen,
und die Duͤnſte bleiben dabey unveraͤndert.
Derowegen koͤnnen in dieſem Falle die
Duͤnſte in die Hoͤhe ſteigen. Und alsdenn
ſiehet man im Barometer das Queckſilber
ſteigen (§. 22 T. II. Exper.), wenn ſich
der Nebel in die Hoͤhe ziehet. Die Duͤnſte
werden duͤnner durch die Waͤrme (§. 252).
Derowegen kan ſich der Nebel in die Hoͤhe
he ziehen, wenn die Sonne die Lufft in den
Duͤnſten erwaͤrmet und verduͤnnet, oder
auch wenn ein warmer Wind in den Nebel
kommet. Jn dieſem Falle muß das Ther-
mometer ſteigen, wenn der Nebel in die Hoͤ-
he ſteiget. Man kan es demnach in beſon-
deren Faͤllen ebenfalls durch das Barome-
ter und Thermometer entſcheiden, aus was
fuͤr einer Urſache der Nebel in die Hoͤhe ſtei-
get. Jnsgemein haͤlt man es fuͤr ein Zei-
chen daß es regnen werde, wenn der Nebel
aufſteiget. Die Nebelſind waͤſſerige Duͤn-
ſte, und Regen beſtehet aus Tropffen, die
ſich aus den Duͤnſten in der Lufft formiret
haben. Derowegen wenn ſich der Nebel
in die Hoͤhe ziehet, ſo iſt Materie zum Regen
vorhanden. Woferne demnach die an-

de-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0390" n="354"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. V.</hi> Von dem Auff&#x017F;teigen</hi></fw><lb/>
ben, denn &#x017F;ie ko&#x0364;nnen auch wohl ein wenig<lb/>
&#x017F;chweerer &#x017F;eyn. Derowegen wenn &#x017F;ie<lb/>
ho&#x0364;her &#x017F;teigen &#x017F;ollen, &#x017F;o muß entweder die<lb/>
Lufft dichter, oder die Du&#x0364;n&#x017F;te mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en du&#x0364;nner<lb/>
und folgends leichter werden. Die Lufft<lb/>
wird dichter durch die Schweere der oberen,<lb/>
und die Du&#x0364;n&#x017F;te bleiben dabey unvera&#x0364;ndert.<lb/>
Derowegen ko&#x0364;nnen in die&#x017F;em Falle die<lb/>
Du&#x0364;n&#x017F;te in die Ho&#x0364;he &#x017F;teigen. Und alsdenn<lb/>
&#x017F;iehet man im Barometer das Queck&#x017F;ilber<lb/>
&#x017F;teigen (§. 22 <hi rendition="#aq">T. II. Exper.</hi>), wenn &#x017F;ich<lb/>
der Nebel in die Ho&#x0364;he ziehet. Die Du&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
werden du&#x0364;nner durch die Wa&#x0364;rme (§. 252).<lb/>
Derowegen kan &#x017F;ich der Nebel in die Ho&#x0364;he<lb/>
he ziehen, wenn die Sonne die Lufft in den<lb/>
Du&#x0364;n&#x017F;ten erwa&#x0364;rmet und verdu&#x0364;nnet, oder<lb/>
auch wenn ein warmer Wind in den Nebel<lb/>
kommet. Jn die&#x017F;em Falle muß das Ther-<lb/>
mometer &#x017F;teigen, wenn der Nebel in die Ho&#x0364;-<lb/>
he &#x017F;teiget. Man kan es demnach in be&#x017F;on-<lb/>
deren Fa&#x0364;llen ebenfalls durch das Barome-<lb/>
ter und Thermometer ent&#x017F;cheiden, aus was<lb/>
fu&#x0364;r einer Ur&#x017F;ache der Nebel in die Ho&#x0364;he &#x017F;tei-<lb/>
get. Jnsgemein ha&#x0364;lt man es fu&#x0364;r ein Zei-<lb/>
chen daß es regnen werde, wenn der Nebel<lb/>
auf&#x017F;teiget. Die Nebel&#x017F;ind wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erige Du&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;te, und Regen be&#x017F;tehet aus Tropffen, die<lb/>
&#x017F;ich aus den Du&#x0364;n&#x017F;ten in der Lufft formiret<lb/>
haben. Derowegen wenn &#x017F;ich der Nebel<lb/>
in die Ho&#x0364;he ziehet, &#x017F;o i&#x017F;t Materie zum Regen<lb/>
vorhanden. Woferne demnach die an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">de-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0390] Cap. V. Von dem Auffſteigen ben, denn ſie koͤnnen auch wohl ein wenig ſchweerer ſeyn. Derowegen wenn ſie hoͤher ſteigen ſollen, ſo muß entweder die Lufft dichter, oder die Duͤnſte muͤſſen duͤnner und folgends leichter werden. Die Lufft wird dichter durch die Schweere der oberen, und die Duͤnſte bleiben dabey unveraͤndert. Derowegen koͤnnen in dieſem Falle die Duͤnſte in die Hoͤhe ſteigen. Und alsdenn ſiehet man im Barometer das Queckſilber ſteigen (§. 22 T. II. Exper.), wenn ſich der Nebel in die Hoͤhe ziehet. Die Duͤnſte werden duͤnner durch die Waͤrme (§. 252). Derowegen kan ſich der Nebel in die Hoͤhe he ziehen, wenn die Sonne die Lufft in den Duͤnſten erwaͤrmet und verduͤnnet, oder auch wenn ein warmer Wind in den Nebel kommet. Jn dieſem Falle muß das Ther- mometer ſteigen, wenn der Nebel in die Hoͤ- he ſteiget. Man kan es demnach in beſon- deren Faͤllen ebenfalls durch das Barome- ter und Thermometer entſcheiden, aus was fuͤr einer Urſache der Nebel in die Hoͤhe ſtei- get. Jnsgemein haͤlt man es fuͤr ein Zei- chen daß es regnen werde, wenn der Nebel aufſteiget. Die Nebelſind waͤſſerige Duͤn- ſte, und Regen beſtehet aus Tropffen, die ſich aus den Duͤnſten in der Lufft formiret haben. Derowegen wenn ſich der Nebel in die Hoͤhe ziehet, ſo iſt Materie zum Regen vorhanden. Woferne demnach die an- de-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/390
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/390>, abgerufen am 25.11.2024.