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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. V. Von dem Auffsteigen
Wie der
Nebel
entstehet.
§. 256.

Wenn ein Nebel entstehen soll,
so müssen sich Dünste, die hin und wieder in
der Lufft zerstreuet sind, zusammen ziehen
und zwar in der unteren Lufft, in welcher
wir Athem hohlen (§. 255). Jn der unter-
sten Lufft sind die gröbsten Dünste (§. 252).
Und demnach entstehet deri Nebel aus gro-
ben Dünsten. Die groben Dünste sind
wässerig (§. 253) und wässerige Dünste
machen feuchte (§. cit.): derowegen entste-
het der Nebel aus wässerigen Dünsten und
machet die Lufft feuchte. Wenn die Dün-
ste sollen dicke und wässerig und die Menge
derselben in der Lufft in die Enge zusammen
gebracht werden, so muß die Lufft durch die
Kälte verdicket werden (§ 251). Es ent-
stehet demnach ein Nebel, wenn in der
untersten Lufft viele Dünste sind und
und sie durch die Kälte verdicket wird. Jch
habe aber auch schon anderswa gezeiget, daß
sich die Dünste können in einen Nebel zu-
sammen ziehen, wenn die Lufft leichter und
Wenn
der Nebel
entstehet.
dünner wird (§. 85. T. II. Exper.).

§. 257.

Derowegen weil im Sommer
die Dünste in die Höhe steigen, die aber in
der unteren verbleiben, des Nachts durch ei-
nen Thau niederfallen, wovon wir bald
hernach die Ursache sehen werden; so pfle-
get sich auch im Sommer kein Nebel zusam-
men zuziehen. Hingegen weil im Herbste
und Winter die Dünste in der niedrigen
Lufft verbleiben (§. 247), auch wegen der

Käl-
Cap. V. Von dem Auffſteigen
Wie der
Nebel
entſtehet.
§. 256.

Wenn ein Nebel entſtehen ſoll,
ſo muͤſſen ſich Duͤnſte, die hin und wieder in
der Lufft zerſtreuet ſind, zuſammen ziehen
und zwar in der unteren Lufft, in welcher
wir Athem hohlen (§. 255). Jn der unter-
ſten Lufft ſind die groͤbſten Duͤnſte (§. 252).
Und demnach entſtehet deri Nebel aus gro-
ben Duͤnſten. Die groben Duͤnſte ſind
waͤſſerig (§. 253) und waͤſſerige Duͤnſte
machen feuchte (§. cit.): derowegen entſte-
het der Nebel aus waͤſſerigen Duͤnſten und
machet die Lufft feuchte. Wenn die Duͤn-
ſte ſollen dicke und waͤſſerig und die Menge
derſelben in der Lufft in die Enge zuſammen
gebracht werden, ſo muß die Lufft durch die
Kaͤlte verdicket werden (§ 251). Es ent-
ſtehet demnach ein Nebel, wenn in der
unterſten Lufft viele Duͤnſte ſind und
und ſie durch die Kaͤlte verdicket wird. Jch
habe aber auch ſchon anderswa gezeiget, daß
ſich die Duͤnſte koͤnnen in einen Nebel zu-
ſammen ziehen, wenn die Lufft leichter und
Wenn
der Nebel
entſtehet.
duͤnner wird (§. 85. T. II. Exper.).

§. 257.

Derowegen weil im Sommer
die Duͤnſte in die Hoͤhe ſteigen, die aber in
der unteren verbleiben, des Nachts durch ei-
nen Thau niederfallen, wovon wir bald
hernach die Urſache ſehen werden; ſo pfle-
get ſich auch im Sommer kein Nebel zuſam-
men zuziehen. Hingegen weil im Herbſte
und Winter die Duͤnſte in der niedrigen
Lufft verbleiben (§. 247), auch wegen der

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[350/0386] Cap. V. Von dem Auffſteigen §. 256. Wenn ein Nebel entſtehen ſoll, ſo muͤſſen ſich Duͤnſte, die hin und wieder in der Lufft zerſtreuet ſind, zuſammen ziehen und zwar in der unteren Lufft, in welcher wir Athem hohlen (§. 255). Jn der unter- ſten Lufft ſind die groͤbſten Duͤnſte (§. 252). Und demnach entſtehet deri Nebel aus gro- ben Duͤnſten. Die groben Duͤnſte ſind waͤſſerig (§. 253) und waͤſſerige Duͤnſte machen feuchte (§. cit.): derowegen entſte- het der Nebel aus waͤſſerigen Duͤnſten und machet die Lufft feuchte. Wenn die Duͤn- ſte ſollen dicke und waͤſſerig und die Menge derſelben in der Lufft in die Enge zuſammen gebracht werden, ſo muß die Lufft durch die Kaͤlte verdicket werden (§ 251). Es ent- ſtehet demnach ein Nebel, wenn in der unterſten Lufft viele Duͤnſte ſind und und ſie durch die Kaͤlte verdicket wird. Jch habe aber auch ſchon anderswa gezeiget, daß ſich die Duͤnſte koͤnnen in einen Nebel zu- ſammen ziehen, wenn die Lufft leichter und duͤnner wird (§. 85. T. II. Exper.). Wenn der Nebel entſtehet. §. 257. Derowegen weil im Sommer die Duͤnſte in die Hoͤhe ſteigen, die aber in der unteren verbleiben, des Nachts durch ei- nen Thau niederfallen, wovon wir bald hernach die Urſache ſehen werden; ſo pfle- get ſich auch im Sommer kein Nebel zuſam- men zuziehen. Hingegen weil im Herbſte und Winter die Duͤnſte in der niedrigen Lufft verbleiben (§. 247), auch wegen der Kaͤl-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/386>, abgerufen am 22.11.2024.