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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. V. Von dem Aufsteigen
daß der Raum zwischen den Dünsten, wo
man in der Nähe durchsehen kan, so klein
wird, daß er sich in der Weite nicht mehr
erkennen lässet (§. 30 Optic.), siehet man
die Dünste wie einen Nebel aufsteigen. Es
ist aber gleichviel, ob die Weite zwischen
den Dünsten in der That, oder nur aus
optischen Gründen abnimmet. Wir wer-
den im folgenden noch mehrere Exempel be-
kommen, da aus einer gleichmäßigen Ursa-
che die Dünste sichtbahr werden. Wollte
man ferner einwenden, daß gleichwohl der
Hauch im Winter es gantz naß mache, da-
hingegen im Sommer nichts dergleichen ge-
schiehet; so werden wir die Ursache davon
hernach sehen, wenn ich überhaupt zeigen
werde, wie die Lufft ihre Dünste fahren
lässet.

Unter-
scheid der
Dünste.
§. 252.

Da die Dünste kleine Wasser-
Bläselein sind, die von der inneren Lufft und
anderer subtilen Materie ausgespannet wer-
den (§. 248); so haben sie entweder ein dün-
nes Häutlein, oder ein dickes. Die ersten
werden dünne Dünste; die andere hingegen
dicke oder grobe genennet. Wenn demnach
die Sonne die eingeschlossene Lufft mehr ver-
dünnet, als sie vorher war (§. 245 Phys. &
§. 133 T. I. Exper.
); so werden die Blä-
selein grösser und das Häutlein dünner, fol-
gends werden auch die Dünste dünne. Und
dieses ist die Ursache, warum in heissen

Som-

Cap. V. Von dem Aufſteigen
daß der Raum zwiſchen den Duͤnſten, wo
man in der Naͤhe durchſehen kan, ſo klein
wird, daß er ſich in der Weite nicht mehr
erkennen laͤſſet (§. 30 Optic.), ſiehet man
die Duͤnſte wie einen Nebel aufſteigen. Es
iſt aber gleichviel, ob die Weite zwiſchen
den Duͤnſten in der That, oder nur aus
optiſchen Gruͤnden abnimmet. Wir wer-
den im folgenden noch mehrere Exempel be-
kommen, da aus einer gleichmaͤßigen Urſa-
che die Duͤnſte ſichtbahr werden. Wollte
man ferner einwenden, daß gleichwohl der
Hauch im Winter es gantz naß mache, da-
hingegen im Sommer nichts dergleichen ge-
ſchiehet; ſo werden wir die Urſache davon
hernach ſehen, wenn ich uͤberhaupt zeigen
werde, wie die Lufft ihre Duͤnſte fahren
laͤſſet.

Unter-
ſcheid der
Duͤnſte.
§. 252.

Da die Duͤnſte kleine Waſſer-
Blaͤſelein ſind, die von der inneren Lufft und
anderer ſubtilen Materie ausgeſpannet wer-
den (§. 248); ſo haben ſie entweder ein duͤn-
nes Haͤutlein, oder ein dickes. Die erſten
werden duͤnne Duͤnſte; die andere hingegen
dicke oder grobe genennet. Weñ demnach
die Soñe die eingeſchloſſene Lufft mehr ver-
duͤnnet, als ſie vorher war (§. 245 Phyſ. &
§. 133 T. I. Exper.
); ſo werden die Blaͤ-
ſelein groͤſſer und das Haͤutlein duͤnner, fol-
gends werden auch die Duͤnſte duͤnne. Und
dieſes iſt die Urſache, warum in heiſſen

Som-
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[344/0380] Cap. V. Von dem Aufſteigen daß der Raum zwiſchen den Duͤnſten, wo man in der Naͤhe durchſehen kan, ſo klein wird, daß er ſich in der Weite nicht mehr erkennen laͤſſet (§. 30 Optic.), ſiehet man die Duͤnſte wie einen Nebel aufſteigen. Es iſt aber gleichviel, ob die Weite zwiſchen den Duͤnſten in der That, oder nur aus optiſchen Gruͤnden abnimmet. Wir wer- den im folgenden noch mehrere Exempel be- kommen, da aus einer gleichmaͤßigen Urſa- che die Duͤnſte ſichtbahr werden. Wollte man ferner einwenden, daß gleichwohl der Hauch im Winter es gantz naß mache, da- hingegen im Sommer nichts dergleichen ge- ſchiehet; ſo werden wir die Urſache davon hernach ſehen, wenn ich uͤberhaupt zeigen werde, wie die Lufft ihre Duͤnſte fahren laͤſſet. §. 252. Da die Duͤnſte kleine Waſſer- Blaͤſelein ſind, die von der inneren Lufft und anderer ſubtilen Materie ausgeſpannet wer- den (§. 248); ſo haben ſie entweder ein duͤn- nes Haͤutlein, oder ein dickes. Die erſten werden duͤnne Duͤnſte; die andere hingegen dicke oder grobe genennet. Weñ demnach die Soñe die eingeſchloſſene Lufft mehr ver- duͤnnet, als ſie vorher war (§. 245 Phyſ. & §. 133 T. I. Exper.); ſo werden die Blaͤ- ſelein groͤſſer und das Haͤutlein duͤnner, fol- gends werden auch die Duͤnſte duͤnne. Und dieſes iſt die Urſache, warum in heiſſen Som-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/380>, abgerufen am 18.05.2024.