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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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der Dünste, Nebel und Wolcken.
man leicht, daß der Raum, den die Wär-
me verlässet, von einer andern subtilen Ma-
terie eingenommen wird, die sowohl als die
Wärme ihren Eingang durch die Durch-
löcherungen des Bläseleins finden.

§. 250.

Wenn die Dünste nichts an-Wie es
im kalten
ausdün-
sten kan.

ders als Bläselein sind, welche die Lufft, die
sich durch die Wärme ausdehnet, formiret
(§. 247); so wird es einigen wunderlich
vorkommen, warum gleichwohl das Was-
ser in der Kälte so starck ausdunstet (§. 87.
T. II. Exper.), so gar daß die Flüsse in
strenger Kälte wie siedendes Wasser rau-
chen. Wenn das Wasser gefrieren will,
so gehet die Wärme weg, die es flüßig erhält
(§. 119 T. II. Exper.). Die Erfahrung
aber zeiget eben, daß die Wärme nicht vor
sich, sondern in Dünsten weggehet, und gie-
bet uns demnach die Gelegenheit selbst an
die Hand, wie in diesem Falle die Dünste er-
zeuget werden. Nemlich wenn die Wär-
me aus einigen Zwischen-Räumlein der
subtilesten Theile des Wassers heraus-
fähret; so kommet sie in grössere, wo die
Lufft ist, zusammen und treibet daselbst die
Lufft von einander (§. 133 T. I. Exper.).
Wenn die Dünste in die Lufft kommen, mag
es so kalt seyn als es will; so werden sie des-
wegen doch nicht durch die Kälte zusammen
gezogen (§. 249), und erfolget daher, was
sonst zuerfolgen pfleget, wenn die Dünste in
warmer Lufft erzeuget werden (§. 247).

§. 251.
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der Duͤnſte, Nebel und Wolcken.
man leicht, daß der Raum, den die Waͤr-
me verlaͤſſet, von einer andern ſubtilen Ma-
terie eingenommen wird, die ſowohl als die
Waͤrme ihren Eingang durch die Durch-
loͤcherungen des Blaͤſeleins finden.

§. 250.

Wenn die Duͤnſte nichts an-Wie es
im kalten
ausduͤn-
ſten kan.

ders als Blaͤſelein ſind, welche die Lufft, die
ſich durch die Waͤrme ausdehnet, formiret
(§. 247); ſo wird es einigen wunderlich
vorkommen, warum gleichwohl das Waſ-
ſer in der Kaͤlte ſo ſtarck ausdunſtet (§. 87.
T. II. Exper.), ſo gar daß die Fluͤſſe in
ſtrenger Kaͤlte wie ſiedendes Waſſer rau-
chen. Wenn das Waſſer gefrieren will,
ſo gehet die Waͤrme weg, die es fluͤßig erhaͤlt
(§. 119 T. II. Exper.). Die Erfahrung
aber zeiget eben, daß die Waͤrme nicht vor
ſich, ſondern in Duͤnſten weggehet, und gie-
bet uns demnach die Gelegenheit ſelbſt an
die Hand, wie in dieſem Falle die Duͤnſte er-
zeuget werden. Nemlich wenn die Waͤr-
me aus einigen Zwiſchen-Raͤumlein der
ſubtileſten Theile des Waſſers heraus-
faͤhret; ſo kommet ſie in groͤſſere, wo die
Lufft iſt, zuſammen und treibet daſelbſt die
Lufft von einander (§. 133 T. I. Exper.).
Wenn die Duͤnſte in die Lufft kommen, mag
es ſo kalt ſeyn als es will; ſo werden ſie des-
wegen doch nicht durch die Kaͤlte zuſammen
gezogen (§. 249), und erfolget daher, was
ſonſt zuerfolgen pfleget, wenn die Duͤnſte in
warmer Lufft erzeuget werden (§. 247).

§. 251.
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[341/0377] der Duͤnſte, Nebel und Wolcken. man leicht, daß der Raum, den die Waͤr- me verlaͤſſet, von einer andern ſubtilen Ma- terie eingenommen wird, die ſowohl als die Waͤrme ihren Eingang durch die Durch- loͤcherungen des Blaͤſeleins finden. §. 250. Wenn die Duͤnſte nichts an- ders als Blaͤſelein ſind, welche die Lufft, die ſich durch die Waͤrme ausdehnet, formiret (§. 247); ſo wird es einigen wunderlich vorkommen, warum gleichwohl das Waſ- ſer in der Kaͤlte ſo ſtarck ausdunſtet (§. 87. T. II. Exper.), ſo gar daß die Fluͤſſe in ſtrenger Kaͤlte wie ſiedendes Waſſer rau- chen. Wenn das Waſſer gefrieren will, ſo gehet die Waͤrme weg, die es fluͤßig erhaͤlt (§. 119 T. II. Exper.). Die Erfahrung aber zeiget eben, daß die Waͤrme nicht vor ſich, ſondern in Duͤnſten weggehet, und gie- bet uns demnach die Gelegenheit ſelbſt an die Hand, wie in dieſem Falle die Duͤnſte er- zeuget werden. Nemlich wenn die Waͤr- me aus einigen Zwiſchen-Raͤumlein der ſubtileſten Theile des Waſſers heraus- faͤhret; ſo kommet ſie in groͤſſere, wo die Lufft iſt, zuſammen und treibet daſelbſt die Lufft von einander (§. 133 T. I. Exper.). Wenn die Duͤnſte in die Lufft kommen, mag es ſo kalt ſeyn als es will; ſo werden ſie des- wegen doch nicht durch die Kaͤlte zuſammen gezogen (§. 249), und erfolget daher, was ſonſt zuerfolgen pfleget, wenn die Duͤnſte in warmer Lufft erzeuget werden (§. 247). Wie es im kalten ausduͤn- ſten kan. §. 251. Y 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/377>, abgerufen am 25.11.2024.