Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

der Dünste, Nebel und Wolcken.
Exper.) klar. Daß sie in der Lufft sehr
hoch hinauf steigen, bekräfftiget gleichfals
die Erfahrung. Und demnach ist daraus
nichts anders abzunehmen, als daß sie solan-
ge leichter in der Lufft verbleiben, als sie in ihr
noch höher hinauf steigen, folgends daß die
Bläselein starck ausgespannet verbleiben, wie
sie anfangs sind, wenn sie aus dem Wasser
gehen. Allein was man als einen Satz, der
aus dem folget, was vothin durch tüchtige
Gründe bestetiget worden, zugeben sollte,
das pfleget man unterweilen als eine
Schweerigkeit anzunehmen, dadurch man
den Satz von der Art der Schweere der
Dünste, die leichter seyn soll als die
Schweere der Lufft, über einen Hauffen
werffen will. Man meinet, die Dünste
müsten ihre Wärme in der Lufft bald fahren
lassen und dann würde die Lufft in ihnen
wieder in einen engeren Raum gebracht,
folgends würden die Bläselein kleiner und
schweerer als sie vorher waren, und wären
daher nicht vermögend in der Lufft in die
Höhe zu steigen. Allein man nimmet hier
etwas an, was man nicht erweisen kan. Es
ist wohl wahr, daß die Dünste in der Lufft
ihre Wärme bald fahren lassen, denn solches
bekräfftigen die Versuche mit den Dampf-
Kugeln (§. 171 T. I. Exper.): allein da-
raus folget nicht, daß die Lufft sich in einen
eng eren Raum zusammen ziehen muß. Die-

ses
Y 2

der Duͤnſte, Nebel und Wolcken.
Exper.) klar. Daß ſie in der Lufft ſehr
hoch hinauf ſteigen, bekraͤfftiget gleichfals
die Erfahrung. Und demnach iſt daraus
nichts anders abzunehmen, als daß ſie ſolan-
ge leichter in der Lufft verbleiben, als ſie in ihr
noch hoͤher hinauf ſteigen, folgends daß die
Blaͤſelein ſtarck ausgeſpañet verbleiben, wie
ſie anfangs ſind, wenn ſie aus dem Waſſer
gehen. Allein was man als einen Satz, der
aus dem folget, was vothin durch tuͤchtige
Gruͤnde beſtetiget worden, zugeben ſollte,
das pfleget man unterweilen als eine
Schweerigkeit anzunehmen, dadurch man
den Satz von der Art der Schweere der
Duͤnſte, die leichter ſeyn ſoll als die
Schweere der Lufft, uͤber einen Hauffen
werffen will. Man meinet, die Duͤnſte
muͤſten ihre Waͤrme in der Lufft bald fahren
laſſen und dann wuͤrde die Lufft in ihnen
wieder in einen engeren Raum gebracht,
folgends wuͤrden die Blaͤſelein kleiner und
ſchweerer als ſie vorher waren, und waͤren
daher nicht vermoͤgend in der Lufft in die
Hoͤhe zu ſteigen. Allein man nimmet hier
etwas an, was man nicht erweiſen kan. Es
iſt wohl wahr, daß die Duͤnſte in der Lufft
ihre Waͤrme bald fahren laſſen, denn ſolches
bekraͤfftigen die Verſuche mit den Dampf-
Kugeln (§. 171 T. I. Exper.): allein da-
raus folget nicht, daß die Lufft ſich in einen
eng eren Raum zuſammen ziehen muß. Die-

ſes
Y 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0375" n="339"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Du&#x0364;n&#x017F;te, Nebel und Wolcken.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Exper.</hi>) klar. Daß &#x017F;ie in der Lufft &#x017F;ehr<lb/>
hoch hinauf &#x017F;teigen, bekra&#x0364;fftiget gleichfals<lb/>
die Erfahrung. Und demnach i&#x017F;t daraus<lb/>
nichts anders abzunehmen, als daß &#x017F;ie &#x017F;olan-<lb/>
ge leichter in der Lufft verbleiben, als &#x017F;ie in ihr<lb/>
noch ho&#x0364;her hinauf &#x017F;teigen, folgends daß die<lb/>
Bla&#x0364;&#x017F;elein &#x017F;tarck ausge&#x017F;pañet verbleiben, wie<lb/>
&#x017F;ie anfangs &#x017F;ind, wenn &#x017F;ie aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
gehen. Allein was man als einen Satz, der<lb/>
aus dem folget, was vothin durch tu&#x0364;chtige<lb/>
Gru&#x0364;nde be&#x017F;tetiget worden, zugeben &#x017F;ollte,<lb/>
das pfleget man unterweilen als eine<lb/>
Schweerigkeit anzunehmen, dadurch man<lb/>
den Satz von der Art der Schweere der<lb/>
Du&#x0364;n&#x017F;te, die leichter &#x017F;eyn &#x017F;oll als die<lb/>
Schweere der Lufft, u&#x0364;ber einen Hauffen<lb/>
werffen will. Man meinet, die Du&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;ten ihre Wa&#x0364;rme in der Lufft bald fahren<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en und dann wu&#x0364;rde die Lufft in ihnen<lb/>
wieder in einen engeren Raum gebracht,<lb/>
folgends wu&#x0364;rden die Bla&#x0364;&#x017F;elein kleiner und<lb/>
&#x017F;chweerer als &#x017F;ie vorher waren, und wa&#x0364;ren<lb/>
daher nicht vermo&#x0364;gend in der Lufft in die<lb/>
Ho&#x0364;he zu &#x017F;teigen. Allein man nimmet hier<lb/>
etwas an, was man nicht erwei&#x017F;en kan. Es<lb/>
i&#x017F;t wohl wahr, daß die Du&#x0364;n&#x017F;te in der Lufft<lb/>
ihre Wa&#x0364;rme bald fahren la&#x017F;&#x017F;en, denn &#x017F;olches<lb/>
bekra&#x0364;fftigen die Ver&#x017F;uche mit den Dampf-<lb/>
Kugeln (§. 171 <hi rendition="#aq">T. I. Exper.</hi>): allein da-<lb/>
raus folget nicht, daß die Lufft &#x017F;ich in einen<lb/>
eng eren Raum zu&#x017F;ammen ziehen muß. Die-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;es</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0375] der Duͤnſte, Nebel und Wolcken. Exper.) klar. Daß ſie in der Lufft ſehr hoch hinauf ſteigen, bekraͤfftiget gleichfals die Erfahrung. Und demnach iſt daraus nichts anders abzunehmen, als daß ſie ſolan- ge leichter in der Lufft verbleiben, als ſie in ihr noch hoͤher hinauf ſteigen, folgends daß die Blaͤſelein ſtarck ausgeſpañet verbleiben, wie ſie anfangs ſind, wenn ſie aus dem Waſſer gehen. Allein was man als einen Satz, der aus dem folget, was vothin durch tuͤchtige Gruͤnde beſtetiget worden, zugeben ſollte, das pfleget man unterweilen als eine Schweerigkeit anzunehmen, dadurch man den Satz von der Art der Schweere der Duͤnſte, die leichter ſeyn ſoll als die Schweere der Lufft, uͤber einen Hauffen werffen will. Man meinet, die Duͤnſte muͤſten ihre Waͤrme in der Lufft bald fahren laſſen und dann wuͤrde die Lufft in ihnen wieder in einen engeren Raum gebracht, folgends wuͤrden die Blaͤſelein kleiner und ſchweerer als ſie vorher waren, und waͤren daher nicht vermoͤgend in der Lufft in die Hoͤhe zu ſteigen. Allein man nimmet hier etwas an, was man nicht erweiſen kan. Es iſt wohl wahr, daß die Duͤnſte in der Lufft ihre Waͤrme bald fahren laſſen, denn ſolches bekraͤfftigen die Verſuche mit den Dampf- Kugeln (§. 171 T. I. Exper.): allein da- raus folget nicht, daß die Lufft ſich in einen eng eren Raum zuſammen ziehen muß. Die- ſes Y 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/375
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/375>, abgerufen am 22.11.2024.