Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.der vier Jahrs-Zeiten. die Cörper auf dem Erdboden erleuchten,ingleichen aus den Wolcken, die bey Tage gegen der Sonne über stehen und wegen der starcken Reflexion sehr helle und weiß aussehen; sondern man kan es am allerdeut- lichsten wahrnehmen, wenn im Sommer bey recht hellem Wetter, sonderlich da die Sonne noch hoch im Himmel stehet, der Himmel auf einmahl mit dicken Wolcken überzogen wird. Denn es wird so finster, daß man fast nicht mehr sehen kan, biß end- lich das Auge sich in den Stand einrich- tet, wie es das schwache Licht erfordert, (§. 38 Opt.). Wenn sich das Licht plötzlich ändert, so können wir den Unterscheid mercken, welches sonst nicht angehet, da wir gleich frühe, indem wir aufstehen, es trübe und dunckel finden, oder auch wenn die Wolcken nach und nach den Himmel verdunckeln. Weil demnach die Wolcken das Licht der Sonne so gar sehr vermin- dern können; so müssen sie ja einen gar an- sehnlichen Theil der Sonnen-Strahlen zurücke halten, daß er nicht herunter kom- men kan. Je weniger aber Strahlen der Sonne herunter kommen, je weniger kan auch die Sonne erwärmen (§. 228). Es ist aber absonderlich wohl zumercken, daß hauptsächlich der Sonnen-Schein erwär- met. Denn wenn wir mit den Brenn- gläsern und Brennspiegeln was zu Stande brin- X 3
der vier Jahrs-Zeiten. die Coͤrper auf dem Erdboden erleuchten,ingleichen aus den Wolcken, die bey Tage gegen der Sonne uͤber ſtehen und wegen der ſtarcken Reflexion ſehr helle und weiß ausſehen; ſondern man kan es am allerdeut- lichſten wahrnehmen, wenn im Sommer bey recht hellem Wetter, ſonderlich da die Sonne noch hoch im Himmel ſtehet, der Himmel auf einmahl mit dicken Wolcken uͤberzogen wird. Denn es wird ſo finſter, daß man faſt nicht mehr ſehen kan, biß end- lich das Auge ſich in den Stand einrich- tet, wie es das ſchwache Licht erfordert, (§. 38 Opt.). Wenn ſich das Licht ploͤtzlich aͤndert, ſo koͤnnen wir den Unterſcheid mercken, welches ſonſt nicht angehet, da wir gleich fruͤhe, indem wir aufſtehen, es truͤbe und dunckel finden, oder auch wenn die Wolcken nach und nach den Himmel verdunckeln. Weil demnach die Wolcken das Licht der Sonne ſo gar ſehr vermin- dern koͤnnen; ſo muͤſſen ſie ja einen gar an- ſehnlichen Theil der Sonnen-Strahlen zuruͤcke halten, daß er nicht herunter kom- men kan. Je weniger aber Strahlen der Sonne herunter kommen, je weniger kan auch die Sonne erwaͤrmen (§. 228). Es iſt aber abſonderlich wohl zumercken, daß hauptſaͤchlich der Sonnen-Schein erwaͤr- met. Denn wenn wir mit den Brenn- glaͤſern und Brennſpiegeln was zu Stande brin- X 3
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der vier Jahrs-Zeiten.
die Coͤrper auf dem Erdboden erleuchten,
ingleichen aus den Wolcken, die bey Tage
gegen der Sonne uͤber ſtehen und wegen
der ſtarcken Reflexion ſehr helle und weiß
ausſehen; ſondern man kan es am allerdeut-
lichſten wahrnehmen, wenn im Sommer
bey recht hellem Wetter, ſonderlich da die
Sonne noch hoch im Himmel ſtehet, der
Himmel auf einmahl mit dicken Wolcken
uͤberzogen wird. Denn es wird ſo finſter,
daß man faſt nicht mehr ſehen kan, biß end-
lich das Auge ſich in den Stand einrich-
tet, wie es das ſchwache Licht erfordert, (§.
38 Opt.). Wenn ſich das Licht ploͤtzlich
aͤndert, ſo koͤnnen wir den Unterſcheid
mercken, welches ſonſt nicht angehet, da
wir gleich fruͤhe, indem wir aufſtehen, es
truͤbe und dunckel finden, oder auch wenn
die Wolcken nach und nach den Himmel
verdunckeln. Weil demnach die Wolcken
das Licht der Sonne ſo gar ſehr vermin-
dern koͤnnen; ſo muͤſſen ſie ja einen gar an-
ſehnlichen Theil der Sonnen-Strahlen
zuruͤcke halten, daß er nicht herunter kom-
men kan. Je weniger aber Strahlen der
Sonne herunter kommen, je weniger kan
auch die Sonne erwaͤrmen (§. 228). Es
iſt aber abſonderlich wohl zumercken, daß
hauptſaͤchlich der Sonnen-Schein erwaͤr-
met. Denn wenn wir mit den Brenn-
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