Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. V. Von den Fixsternen
denn diejenigen Sterne, welche eine Weile
sichtbahr sind, nach diesem wieder weiter
weggehen, daß sie nicht können gesehen wer-
den, und zu gewisser Zeit wieder an ihren
vorigen Ort kommen (§. 111), haben eine
Bewegung in einer in sich selbstlauffenden
Linie wie die Planeten, und ist daher um so
viel glaublicher, daß es Planeten sind, die
sich um Fixsterne als ihre Sonnen bewegen,
je näher die Zeit, in welcher sie ihren Lauff
vollenden, derjenigen gemäß ist, die unsere
Planeten um unsere Sonne zubringen (§.
cit.). Man darf nicht meinen, als wenn
es deswegen nicht seyn könnte, weil der
Stern beständig in einem Orte des Him-
mels verbliebe und sich nur in einer gera-
den Linie von der Erde entfernete; denn in
der grossen Weite, welche die Fixsterne von
der Erde haben, kan der Diameter der
Bahn nicht viel austragen. Aber eben wegen
der grossen Weite der Fixsterne (§. 575.
Astron.) gehet es nicht an, daß wir viele
von den Planeten, welche sich um die Fix-
sterne als ihre Sonnen bewegen, zusehen
bekommen. Es ist vielmehr ein Wunder,
wenn wir einige sehen sollten, als wenn wir
keine sehen. Jch sage mit Fleiß: wenn
wir einige sehen sollten: denn ich kan eben
noch nicht für gantz gewiß ausgeben, daß
die vorhin angeführte Sterne Planeten

sind,

Cap. V. Von den Fixſternen
denn diejenigen Sterne, welche eine Weile
ſichtbahr ſind, nach dieſem wieder weiter
weggehen, daß ſie nicht koͤnnen geſehen wer-
den, und zu gewiſſer Zeit wieder an ihren
vorigen Ort kommen (§. 111), haben eine
Bewegung in einer in ſich ſelbſtlauffenden
Linie wie die Planeten, und iſt daher um ſo
viel glaublicher, daß es Planeten ſind, die
ſich um Fixſterne als ihre Sonnen bewegen,
je naͤher die Zeit, in welcher ſie ihren Lauff
vollenden, derjenigen gemaͤß iſt, die unſere
Planeten um unſere Sonne zubringen (§.
cit.). Man darf nicht meinen, als wenn
es deswegen nicht ſeyn koͤnnte, weil der
Stern beſtaͤndig in einem Orte des Him-
mels verbliebe und ſich nur in einer gera-
den Linie von der Erde entfernete; denn in
der groſſen Weite, welche die Fixſterne von
der Erde haben, kan der Diameter der
Bahn nicht viel austragen. Aber eben wegen
der groſſen Weite der Fixſterne (§. 575.
Aſtron.) gehet es nicht an, daß wir viele
von den Planeten, welche ſich um die Fix-
ſterne als ihre Sonnen bewegen, zuſehen
bekommen. Es iſt vielmehr ein Wunder,
wenn wir einige ſehen ſollten, als wenn wir
keine ſehen. Jch ſage mit Fleiß: wenn
wir einige ſehen ſollten: denn ich kan eben
noch nicht fuͤr gantz gewiß ausgeben, daß
die vorhin angefuͤhrte Sterne Planeten

ſind,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0268" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. V.</hi> Von den Fix&#x017F;ternen</hi></fw><lb/>
denn diejenigen Sterne, welche eine Weile<lb/>
&#x017F;ichtbahr &#x017F;ind, nach die&#x017F;em wieder weiter<lb/>
weggehen, daß &#x017F;ie nicht ko&#x0364;nnen ge&#x017F;ehen wer-<lb/>
den, und zu gewi&#x017F;&#x017F;er Zeit wieder an ihren<lb/>
vorigen Ort kommen (§. 111), haben eine<lb/>
Bewegung in einer in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;tlauffenden<lb/>
Linie wie die Planeten, und i&#x017F;t daher um &#x017F;o<lb/>
viel glaublicher, daß es Planeten &#x017F;ind, die<lb/>
&#x017F;ich um Fix&#x017F;terne als ihre Sonnen bewegen,<lb/>
je na&#x0364;her die Zeit, in welcher &#x017F;ie ihren Lauff<lb/>
vollenden, derjenigen gema&#x0364;ß i&#x017F;t, die un&#x017F;ere<lb/>
Planeten um un&#x017F;ere Sonne zubringen (§.<lb/><hi rendition="#aq">cit.</hi>). Man darf nicht meinen, als wenn<lb/>
es deswegen nicht &#x017F;eyn ko&#x0364;nnte, weil der<lb/>
Stern be&#x017F;ta&#x0364;ndig in einem Orte des Him-<lb/>
mels verbliebe und &#x017F;ich nur in einer gera-<lb/>
den Linie von der Erde entfernete; denn in<lb/>
der gro&#x017F;&#x017F;en Weite, welche die Fix&#x017F;terne von<lb/>
der Erde haben, kan der Diameter der<lb/>
Bahn nicht viel austragen. Aber eben wegen<lb/>
der gro&#x017F;&#x017F;en Weite der Fix&#x017F;terne (§. 575.<lb/><hi rendition="#aq">A&#x017F;tron.</hi>) gehet es nicht an, daß wir viele<lb/>
von den Planeten, welche &#x017F;ich um die Fix-<lb/>
&#x017F;terne als ihre Sonnen bewegen, zu&#x017F;ehen<lb/>
bekommen. Es i&#x017F;t vielmehr ein Wunder,<lb/>
wenn wir einige &#x017F;ehen &#x017F;ollten, als wenn wir<lb/>
keine &#x017F;ehen. Jch &#x017F;age mit Fleiß: wenn<lb/>
wir einige &#x017F;ehen &#x017F;ollten: denn ich kan eben<lb/>
noch nicht fu&#x0364;r gantz gewiß ausgeben, daß<lb/>
die vorhin angefu&#x0364;hrte Sterne Planeten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ind,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0268] Cap. V. Von den Fixſternen denn diejenigen Sterne, welche eine Weile ſichtbahr ſind, nach dieſem wieder weiter weggehen, daß ſie nicht koͤnnen geſehen wer- den, und zu gewiſſer Zeit wieder an ihren vorigen Ort kommen (§. 111), haben eine Bewegung in einer in ſich ſelbſtlauffenden Linie wie die Planeten, und iſt daher um ſo viel glaublicher, daß es Planeten ſind, die ſich um Fixſterne als ihre Sonnen bewegen, je naͤher die Zeit, in welcher ſie ihren Lauff vollenden, derjenigen gemaͤß iſt, die unſere Planeten um unſere Sonne zubringen (§. cit.). Man darf nicht meinen, als wenn es deswegen nicht ſeyn koͤnnte, weil der Stern beſtaͤndig in einem Orte des Him- mels verbliebe und ſich nur in einer gera- den Linie von der Erde entfernete; denn in der groſſen Weite, welche die Fixſterne von der Erde haben, kan der Diameter der Bahn nicht viel austragen. Aber eben wegen der groſſen Weite der Fixſterne (§. 575. Aſtron.) gehet es nicht an, daß wir viele von den Planeten, welche ſich um die Fix- ſterne als ihre Sonnen bewegen, zuſehen bekommen. Es iſt vielmehr ein Wunder, wenn wir einige ſehen ſollten, als wenn wir keine ſehen. Jch ſage mit Fleiß: wenn wir einige ſehen ſollten: denn ich kan eben noch nicht fuͤr gantz gewiß ausgeben, daß die vorhin angefuͤhrte Sterne Planeten ſind,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/268
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/268>, abgerufen am 13.05.2024.