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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. II. Von der Sonne.
Vermischung einfa cher Farben mit einan-
der die zusammengesetzten entstehen, nach-
dem entweder diese oder andere von den ein-
fachen, entweder in dieser oder einer andern
Proportion mit einander vermischet wer-
den (§. 170. T. I. Exper.); so werffen die
andern Cörper, welche zusammengesetzte
Farben haben, mehr als einerley Art
Strahlen, jedoch in verschiedener Pro por-
tion zurücke. Daß dieses so und nicht anders
geschehen müsse, kan ein jeder leicht sehen, dem
die Newtonische Erfindung von dem Un-
terscheide des Lichtes, durch dessen Vermi-
schung das Sonnen-Licht entstehet, bekand
ist: allein es ist nun eben die Frage, wie es
möglich ist, daß einge Strahlen können zu-
rücke geworffen werden, die andern aber
nicht. Die Strahlen von verschiedenem
Lichte sind in dem weissen Lichte, damit die
Cörper erleuchtet werden, mit einander ver-
mischet (§. 159. T. II. Exper.). Wenn
demnach einige von ihnen sollen zurücke ge-
worffen werden und die andern nicht; so
müssen sie erst von einander abgesondert
werden. Da sie nicht gleich starck gebro-
chen werden, ob sie gleich unter einem Win-
ckel einfallen (§. 160. T. II. Exper.); so
lassen sie sich durch die Refraction von ein-
ander absondern und demnach ist klar, daß
das Licht in den Flächen der Cörper erst
muß gebrochen werden, ehe es reflectiret

wird.

Cap. II. Von der Sonne.
Vermiſchung einfa cher Farben mit einan-
der die zuſammengeſetzten entſtehen, nach-
dem entweder dieſe oder andere von den ein-
fachen, entweder in dieſer oder einer andern
Proportion mit einander vermiſchet wer-
den (§. 170. T. I. Exper.); ſo werffen die
andern Coͤrper, welche zuſammengeſetzte
Farben haben, mehr als einerley Art
Strahlen, jedoch in verſchiedener Pro por-
tion zuruͤcke. Daß dieſes ſo und nicht anders
geſchehen muͤſſe, kan ein jeder leicht ſehẽ, dem
die Newtoniſche Erfindung von dem Un-
terſcheide des Lichtes, durch deſſen Vermi-
ſchung das Sonnen-Licht entſtehet, bekand
iſt: allein es iſt nun eben die Frage, wie es
moͤglich iſt, daß einge Strahlen koͤnnen zu-
ruͤcke geworffen werden, die andern aber
nicht. Die Strahlen von verſchiedenem
Lichte ſind in dem weiſſen Lichte, damit die
Coͤrper erleuchtet werden, mit einander ver-
miſchet (§. 159. T. II. Exper.). Wenn
demnach einige von ihnen ſollen zuruͤcke ge-
worffen werden und die andern nicht; ſo
muͤſſen ſie erſt von einander abgeſondert
werden. Da ſie nicht gleich ſtarck gebro-
chen werden, ob ſie gleich unter einem Win-
ckel einfallen (§. 160. T. II. Exper.); ſo
laſſen ſie ſich durch die Refraction von ein-
ander abſondern und demnach iſt klar, daß
das Licht in den Flaͤchen der Coͤrper erſt
muß gebrochen werden, ehe es reflectiret

wird.
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[191/0227] Cap. II. Von der Sonne. Vermiſchung einfa cher Farben mit einan- der die zuſammengeſetzten entſtehen, nach- dem entweder dieſe oder andere von den ein- fachen, entweder in dieſer oder einer andern Proportion mit einander vermiſchet wer- den (§. 170. T. I. Exper.); ſo werffen die andern Coͤrper, welche zuſammengeſetzte Farben haben, mehr als einerley Art Strahlen, jedoch in verſchiedener Pro por- tion zuruͤcke. Daß dieſes ſo und nicht anders geſchehen muͤſſe, kan ein jeder leicht ſehẽ, dem die Newtoniſche Erfindung von dem Un- terſcheide des Lichtes, durch deſſen Vermi- ſchung das Sonnen-Licht entſtehet, bekand iſt: allein es iſt nun eben die Frage, wie es moͤglich iſt, daß einge Strahlen koͤnnen zu- ruͤcke geworffen werden, die andern aber nicht. Die Strahlen von verſchiedenem Lichte ſind in dem weiſſen Lichte, damit die Coͤrper erleuchtet werden, mit einander ver- miſchet (§. 159. T. II. Exper.). Wenn demnach einige von ihnen ſollen zuruͤcke ge- worffen werden und die andern nicht; ſo muͤſſen ſie erſt von einander abgeſondert werden. Da ſie nicht gleich ſtarck gebro- chen werden, ob ſie gleich unter einem Win- ckel einfallen (§. 160. T. II. Exper.); ſo laſſen ſie ſich durch die Refraction von ein- ander abſondern und demnach iſt klar, daß das Licht in den Flaͤchen der Coͤrper erſt muß gebrochen werden, ehe es reflectiret wird.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/227>, abgerufen am 23.11.2024.