Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

wegen der veränderlichen Materie.
Bewegung herkomme. Wir wollen die
gantze Sache nach unserer Art etwas or-
dentlicher erwegen.

§. 96.

Weil die schweeren Cörper durchDaß die
schweer-
machen-
de Ma-
terie sich
in einem
Circul
bewege.

die Bewegung der schweermachenden Ma-
terie gegen den Mittel-Punct der Erde ge-
trieben werden (§. 83.); so muß die schwer-
machende Materie sich entweder in einer
geraden Linie, oder in einer krummen bewe-
gen. Durch die Bewegung in einer gera-
den Linie lässet sich kein Cörper gegen den
Mittel-Punct der Erde treiben (§. 95.):
derowegen muß sich die schweermachende
Materie in einer krummen Linie um den
Mittel-Punct der Erde bewegen. Damit
wir nun erkennen, wie es möglich ist, daß
durch eine krumm linichte Bewegung einer
flüßigen Materie ein Cörper gegen einen
Punct in einer geraden Linie getrieben
werden kann; so hat Hugeniusd einen
schönen Versuch angegeben, der dieses au-
genscheinlich zeiget. Er hat ein cylindrisch
Glaß, daß im Diameter 8. bis 10. Zoll
hielt und 4. bis 5. Zoll hoch war, mit Was-
ser gefüllet, einige Stücklein von Spani-
schem Wachse hinein geworffen, welche un-
tersuncken, und oben mit einem Deckel ver-
wahret, damit in der Bewegung kein Was-
ser heraus spritzte. Der Boden des Gla-

ses
d loc. cit. p. 132. 133.
J 4

wegen der veraͤnderlichen Materie.
Bewegung herkomme. Wir wollen die
gantze Sache nach unſerer Art etwas or-
dentlicher erwegen.

§. 96.

Weil die ſchweeren Coͤrper durchDaß die
ſchweer-
machen-
de Ma-
terie ſich
in einem
Circul
bewege.

die Bewegung der ſchweermachenden Ma-
terie gegen den Mittel-Punct der Erde ge-
trieben werden (§. 83.); ſo muß die ſchwer-
machende Materie ſich entweder in einer
geraden Linie, oder in einer krummen bewe-
gen. Durch die Bewegung in einer gera-
den Linie laͤſſet ſich kein Coͤrper gegen den
Mittel-Punct der Erde treiben (§. 95.):
derowegen muß ſich die ſchweermachende
Materie in einer krummen Linie um den
Mittel-Punct der Erde bewegen. Damit
wir nun erkennen, wie es moͤglich iſt, daß
durch eine krumm linichte Bewegung einer
fluͤßigen Materie ein Coͤrper gegen einen
Punct in einer geraden Linie getrieben
werden kann; ſo hat Hugeniusd einen
ſchoͤnen Verſuch angegeben, der dieſes au-
genſcheinlich zeiget. Er hat ein cylindriſch
Glaß, daß im Diameter 8. bis 10. Zoll
hielt und 4. bis 5. Zoll hoch war, mit Waſ-
ſer gefuͤllet, einige Stuͤcklein von Spani-
ſchem Wachſe hinein geworffen, welche un-
terſuncken, und oben mit einem Deckel ver-
wahret, damit in der Bewegung kein Waſ-
ſer heraus ſpritzte. Der Boden des Gla-

ſes
d loc. cit. p. 132. 133.
J 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0171" n="135"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">wegen der vera&#x0364;nderlichen Materie.</hi></fw><lb/>
Bewegung herkomme. Wir wollen die<lb/>
gantze Sache nach un&#x017F;erer Art etwas or-<lb/>
dentlicher erwegen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 96.</head>
              <p>Weil die &#x017F;chweeren Co&#x0364;rper durch<note place="right">Daß die<lb/>
&#x017F;chweer-<lb/>
machen-<lb/>
de Ma-<lb/>
terie &#x017F;ich<lb/>
in einem<lb/>
Circul<lb/>
bewege.</note><lb/>
die Bewegung der &#x017F;chweermachenden Ma-<lb/>
terie gegen den Mittel-Punct der Erde ge-<lb/>
trieben werden (§. 83.); &#x017F;o muß die &#x017F;chwer-<lb/>
machende Materie &#x017F;ich entweder in einer<lb/>
geraden Linie, oder in einer krummen bewe-<lb/>
gen. Durch die Bewegung in einer gera-<lb/>
den Linie la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich kein Co&#x0364;rper gegen den<lb/>
Mittel-Punct der Erde treiben (§. 95.):<lb/>
derowegen muß &#x017F;ich die &#x017F;chweermachende<lb/>
Materie in einer krummen Linie um den<lb/>
Mittel-Punct der Erde bewegen. Damit<lb/>
wir nun erkennen, wie es mo&#x0364;glich i&#x017F;t, daß<lb/>
durch eine krumm linichte Bewegung einer<lb/>
flu&#x0364;ßigen Materie ein Co&#x0364;rper gegen einen<lb/>
Punct in einer geraden Linie getrieben<lb/>
werden kann; &#x017F;o hat <hi rendition="#aq">Hugenius</hi><note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">loc. cit. p.</hi> 132. 133.</note> einen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Ver&#x017F;uch angegeben, der die&#x017F;es au-<lb/>
gen&#x017F;cheinlich zeiget. Er hat ein cylindri&#x017F;ch<lb/>
Glaß, daß im Diameter 8. bis 10. Zoll<lb/>
hielt und 4. bis 5. Zoll hoch war, mit Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er gefu&#x0364;llet, einige Stu&#x0364;cklein von Spani-<lb/>
&#x017F;chem Wach&#x017F;e hinein geworffen, welche un-<lb/>
ter&#x017F;uncken, und oben mit einem Deckel ver-<lb/>
wahret, damit in der Bewegung kein Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er heraus &#x017F;pritzte. Der Boden des Gla-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;es</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0171] wegen der veraͤnderlichen Materie. Bewegung herkomme. Wir wollen die gantze Sache nach unſerer Art etwas or- dentlicher erwegen. §. 96. Weil die ſchweeren Coͤrper durch die Bewegung der ſchweermachenden Ma- terie gegen den Mittel-Punct der Erde ge- trieben werden (§. 83.); ſo muß die ſchwer- machende Materie ſich entweder in einer geraden Linie, oder in einer krummen bewe- gen. Durch die Bewegung in einer gera- den Linie laͤſſet ſich kein Coͤrper gegen den Mittel-Punct der Erde treiben (§. 95.): derowegen muß ſich die ſchweermachende Materie in einer krummen Linie um den Mittel-Punct der Erde bewegen. Damit wir nun erkennen, wie es moͤglich iſt, daß durch eine krumm linichte Bewegung einer fluͤßigen Materie ein Coͤrper gegen einen Punct in einer geraden Linie getrieben werden kann; ſo hat Hugenius d einen ſchoͤnen Verſuch angegeben, der dieſes au- genſcheinlich zeiget. Er hat ein cylindriſch Glaß, daß im Diameter 8. bis 10. Zoll hielt und 4. bis 5. Zoll hoch war, mit Waſ- ſer gefuͤllet, einige Stuͤcklein von Spani- ſchem Wachſe hinein geworffen, welche un- terſuncken, und oben mit einem Deckel ver- wahret, damit in der Bewegung kein Waſ- ſer heraus ſpritzte. Der Boden des Gla- ſes Daß die ſchweer- machen- de Ma- terie ſich in einem Circul bewege. d loc. cit. p. 132. 133. J 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/171
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/171>, abgerufen am 21.11.2024.