oder Reiben erwärmen lassen: welches ei- ne gewisse Anzeige ist, daß noch Materie der Wärme zurücke geblieben. Weil demnach ausser Zweiffel ist, daß die Cörper auf beyderley Art, wie jetzt beschrieben wor- den, kalt werden; so siehet man, daß, wenn ein Cörper kalt werden soll, weiter nichts mehr dazu erfordert wird, als daß man ihn in die Gegend solcher Cörper brin- ge, die weniger Wärme an sich haben, als er: denn alsdenn gehet entweder die Wärme aus ihm in dieselben, oder weil sie ihm keine Wärme mittheilen können, so höret die Bewegung der warmmachenden Materie nach und nach auf, und solchergestalt wird der Cörper kalt.
Wie lan- ge ein Cörper kälter werden kan.
§. 78.
Weil demnach die Kälte in ei- nem blossen Mangel der Wärme bestehet und ein Cörper kalt von uns befunden wird, indem er uns unserer Wärme an dem Theile des Leibes beraubet, dem er nahe ist, oder das ihn berühret (§. 76); so ist die Kälte in der That nichts anders als ein ge- ringerer Grad der Wärme, als vorher im Cörper war, und insonderheit ein geringerer Grad der Wärme, als die äusseren Theile unsers Leibes haben. Nachdem nun der Unterscheid der Wärme groß, oder klein ist, nachdem ist auch die Kalte groß oder kleine.
§. 79.
Cap. III. Von dem Unterſcheide
oder Reiben erwaͤrmen laſſen: welches ei- ne gewiſſe Anzeige iſt, daß noch Materie der Waͤrme zuruͤcke geblieben. Weil demnach auſſer Zweiffel iſt, daß die Coͤrper auf beyderley Art, wie jetzt beſchrieben wor- den, kalt werden; ſo ſiehet man, daß, wenn ein Coͤrper kalt werden ſoll, weiter nichts mehr dazu erfordert wird, als daß man ihn in die Gegend ſolcher Coͤrper brin- ge, die weniger Waͤrme an ſich haben, als er: denn alsdenn gehet entweder die Waͤrme aus ihm in dieſelben, oder weil ſie ihm keine Waͤrme mittheilen koͤnnen, ſo hoͤret die Bewegung der warmmachenden Materie nach und nach auf, und ſolchergeſtalt wird der Coͤrper kalt.
Wie lan- ge ein Coͤrper kaͤlter werden kan.
§. 78.
Weil demnach die Kaͤlte in ei- nem bloſſen Mangel der Waͤrme beſtehet und ein Coͤrper kalt von uns befunden wird, indem er uns unſerer Waͤrme an dem Theile des Leibes beraubet, dem er nahe iſt, oder das ihn beruͤhret (§. 76); ſo iſt die Kaͤlte in der That nichts anders als ein ge- ringerer Grad der Waͤrme, als vorher im Coͤrper war, und inſonderheit ein geringerer Grad der Waͤrme, als die aͤuſſeren Theile unſers Leibes haben. Nachdem nun der Unterſcheid der Waͤrme groß, oder klein iſt, nachdem iſt auch die Kalte groß oder kleine.
§. 79.
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Cap. III. Von dem Unterſcheide
oder Reiben erwaͤrmen laſſen: welches ei-
ne gewiſſe Anzeige iſt, daß noch Materie
der Waͤrme zuruͤcke geblieben. Weil
demnach auſſer Zweiffel iſt, daß die Coͤrper
auf beyderley Art, wie jetzt beſchrieben wor-
den, kalt werden; ſo ſiehet man, daß,
wenn ein Coͤrper kalt werden ſoll, weiter
nichts mehr dazu erfordert wird, als daß
man ihn in die Gegend ſolcher Coͤrper brin-
ge, die weniger Waͤrme an ſich haben, als er:
denn alsdenn gehet entweder die Waͤrme
aus ihm in dieſelben, oder weil ſie ihm keine
Waͤrme mittheilen koͤnnen, ſo hoͤret die
Bewegung der warmmachenden Materie
nach und nach auf, und ſolchergeſtalt wird
der Coͤrper kalt.
§. 78. Weil demnach die Kaͤlte in ei-
nem bloſſen Mangel der Waͤrme beſtehet
und ein Coͤrper kalt von uns befunden
wird, indem er uns unſerer Waͤrme an dem
Theile des Leibes beraubet, dem er nahe iſt,
oder das ihn beruͤhret (§. 76); ſo iſt die
Kaͤlte in der That nichts anders als ein ge-
ringerer Grad der Waͤrme, als vorher im
Coͤrper war, und inſonderheit ein geringerer
Grad der Waͤrme, als die aͤuſſeren Theile
unſers Leibes haben. Nachdem nun der
Unterſcheid der Waͤrme groß, oder klein iſt,
nachdem iſt auch die Kalte groß oder
kleine.
§. 79.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/148>, abgerufen am 22.11.2024.
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