sten Falle können die Faden nicht nachgeben, wenn man drucket, und also ist der Zeug harte: aber in dem andern Falle geben die Faden um soviel williger nach, wenn man drucket, je mehr Raum zwischen ihnen frey verbleibet (§. 86 T. III. Exper.), und da- her ist der Zeug weich.
Welche Cörper von der Wärme harte werden.
§. 68.
Weil die Cörper harte werden, wenn die veränderliche und fremde Materie aus ihren Zwischen-Räumlein vertrieben wird (§. 65), nun aber bekand ist, daß das Wasser und andere flüßige Materien von der Wärme ausdunsten (§. 85 T. II. Exp.); so werden die jenigen Cörper durch die Wär- me harte, welche das Wasser oder eine an- dere gleichgültige Materie, die wie das Was- ser von der Wärme ausdunstet, weich oder auch wol gar flüßig machet. Ein Exempel ha- ben wir in der Kunst an den Backsteinen o- der Ziegeln, die theils in der Lufft durch aus- trocknen, theils durch die Gewalt des Feu- ers im Ziegel-Ofen abgehärtet werden. Jn der Natur wird auf gleiche Weise im heissen Sommer der Erdboden harte, wel- cher von dem Regen wieder erweichet wird.
Welche Cörper von der Kälte harte werden.
§. 69.
Aus gleichmäßiger Ursache begreif- fet man, daß diejenigen Cörper durch die Kälte harte werden, welche die Wärme weich und flüßig machet. Ein Exempel giebet das Wachs, welches in der Kälte harte, in der Wärme weich, ja endlich gar flüßig wird. Es ist aber wohl zu mercken,
daß
Cap. III. Von dem Unterſcheide
ſten Falle koͤnnen die Faden nicht nachgeben, wenn man drucket, und alſo iſt der Zeug harte: aber in dem andern Falle geben die Faden um ſoviel williger nach, wenn man drucket, je mehr Raum zwiſchen ihnen frey verbleibet (§. 86 T. III. Exper.), und da- her iſt der Zeug weich.
Welche Coͤrper von der Waͤrme harte werden.
§. 68.
Weil die Coͤrper harte werden, wenn die veraͤnderliche und fremde Materie aus ihren Zwiſchen-Raͤumlein vertrieben wird (§. 65), nun aber bekand iſt, daß das Waſſer und andere fluͤßige Materien von der Waͤrme ausdunſten (§. 85 T. II. Exp.); ſo werden die jenigen Coͤrper durch die Waͤr- me harte, welche das Waſſer oder eine an- dere gleichguͤltige Materie, die wie das Waſ- ſer von der Waͤrme ausdunſtet, weich oder auch wol gar fluͤßig machet. Ein Exempel ha- ben wir in der Kunſt an den Backſteinen o- der Ziegeln, die theils in der Lufft durch aus- trocknen, theils durch die Gewalt des Feu- ers im Ziegel-Ofen abgehaͤrtet werden. Jn der Natur wird auf gleiche Weiſe im heiſſen Sommer der Erdboden harte, wel- cher von dem Regen wieder erweichet wird.
Welche Coͤrper von der Kaͤlte harte werden.
§. 69.
Aus gleichmaͤßiger Urſache begreif- fet man, daß diejenigen Coͤrper durch die Kaͤlte harte werden, welche die Waͤrme weich und fluͤßig machet. Ein Exempel giebet das Wachs, welches in der Kaͤlte harte, in der Waͤrme weich, ja endlich gar fluͤßig wird. Es iſt aber wohl zu mercken,
daß
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Cap. III. Von dem Unterſcheide
ſten Falle koͤnnen die Faden nicht nachgeben,
wenn man drucket, und alſo iſt der Zeug
harte: aber in dem andern Falle geben die
Faden um ſoviel williger nach, wenn man
drucket, je mehr Raum zwiſchen ihnen frey
verbleibet (§. 86 T. III. Exper.), und da-
her iſt der Zeug weich.
§. 68. Weil die Coͤrper harte werden,
wenn die veraͤnderliche und fremde Materie
aus ihren Zwiſchen-Raͤumlein vertrieben
wird (§. 65), nun aber bekand iſt, daß das
Waſſer und andere fluͤßige Materien von
der Waͤrme ausdunſten (§. 85 T. II. Exp.);
ſo werden die jenigen Coͤrper durch die Waͤr-
me harte, welche das Waſſer oder eine an-
dere gleichguͤltige Materie, die wie das Waſ-
ſer von der Waͤrme ausdunſtet, weich oder
auch wol gar fluͤßig machet. Ein Exempel ha-
ben wir in der Kunſt an den Backſteinen o-
der Ziegeln, die theils in der Lufft durch aus-
trocknen, theils durch die Gewalt des Feu-
ers im Ziegel-Ofen abgehaͤrtet werden.
Jn der Natur wird auf gleiche Weiſe im
heiſſen Sommer der Erdboden harte, wel-
cher von dem Regen wieder erweichet wird.
§. 69. Aus gleichmaͤßiger Urſache begreif-
fet man, daß diejenigen Coͤrper durch die
Kaͤlte harte werden, welche die Waͤrme
weich und fluͤßig machet. Ein Exempel
giebet das Wachs, welches in der Kaͤlte
harte, in der Waͤrme weich, ja endlich gar
fluͤßig wird. Es iſt aber wohl zu mercken,
daß
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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