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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. III. Von dem Unterscheide
Korn von der andern Materie anzutreffen
wäre. Und daher fliesset auch nicht das
Getreyde, wenn es ausgeschüttet wird;
sondern es fallen einige Körner nach den
andern herunter, da hingegen fliessende
Materien sich in einem Stücke herunter be-
wegen, als wenn sie Theile in einem Faden
oder Gewande wären, die zusammen hien-
gen, und da immer einer den andern nach
sich zöge.

Warumb
flüßige
Materi-
en leicht
auswei-
chen.
§. 59.

Unterdessen da die Theile der flüf-
sigen Materien doch würcklich von einan-
der abgesondert sind (§. 55); so ist es kein
Wunder, daß sie einem jeden Cörper, der
sich durch sie beweget, gleich ausweichen
und dannenhero ein fester Cörper sich durch
flüßige frey hin und wieder bewegen
kan.

Warumb
sich ein
Theil
von dem
andern
leicht ab-
sondert.
§. 60.

Aus eben dieser Ursache ist klar,
warumb von flüßigen Materien ein Theil
sich von dem andern leicht absondert. Z. E.
Wenn sie eine Schweere haben, so sondert
sich ein Theil von dem andern durch seine
Schweere ab. Also fallen Tropffen
Wasser aus einem engen Glase und man
kan von einer flüßigen schweeren Materie
so viel abgiessen als man will. Aber eben
deswegen, weil ein Theil von dem andern
durch seine Schweere abgesondert wird; so
kan keiner den andern nach sich ziehen, wenn
er niederfället, oder im freyen herunter

fließt.

Cap. III. Von dem Unterſcheide
Korn von der andern Materie anzutreffen
waͤre. Und daher flieſſet auch nicht das
Getreyde, wenn es ausgeſchuͤttet wird;
ſondern es fallen einige Koͤrner nach den
andern herunter, da hingegen flieſſende
Materien ſich in einem Stuͤcke herunter be-
wegen, als wenn ſie Theile in einem Faden
oder Gewande waͤren, die zuſammen hien-
gen, und da immer einer den andern nach
ſich zoͤge.

Warumb
fluͤßige
Materi-
en leicht
auswei-
chen.
§. 59.

Unterdeſſen da die Theile der fluͤf-
ſigen Materien doch wuͤrcklich von einan-
der abgeſondert ſind (§. 55); ſo iſt es kein
Wunder, daß ſïe einem jeden Coͤrper, der
ſich durch ſie beweget, gleich ausweichen
und dannenhero ein feſter Coͤrper ſich durch
fluͤßige frey hin und wieder bewegen
kan.

Warumb
ſich ein
Theil
von dem
andern
leicht ab-
ſondert.
§. 60.

Aus eben dieſer Urſache iſt klar,
warumb von fluͤßigen Materien ein Theil
ſich von dem andern leicht abſondert. Z. E.
Wenn ſie eine Schweere haben, ſo ſondert
ſich ein Theil von dem andern durch ſeine
Schweere ab. Alſo fallen Tropffen
Waſſer aus einem engen Glaſe und man
kan von einer fluͤßigen ſchweeren Materie
ſo viel abgieſſen als man will. Aber eben
deswegen, weil ein Theil von dem andern
durch ſeine Schweere abgeſondert wird; ſo
kan keiner den andern nach ſich ziehen, wenn
er niederfaͤllet, oder im freyen herunter

fließt.
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[90/0126] Cap. III. Von dem Unterſcheide Korn von der andern Materie anzutreffen waͤre. Und daher flieſſet auch nicht das Getreyde, wenn es ausgeſchuͤttet wird; ſondern es fallen einige Koͤrner nach den andern herunter, da hingegen flieſſende Materien ſich in einem Stuͤcke herunter be- wegen, als wenn ſie Theile in einem Faden oder Gewande waͤren, die zuſammen hien- gen, und da immer einer den andern nach ſich zoͤge. §. 59. Unterdeſſen da die Theile der fluͤf- ſigen Materien doch wuͤrcklich von einan- der abgeſondert ſind (§. 55); ſo iſt es kein Wunder, daß ſïe einem jeden Coͤrper, der ſich durch ſie beweget, gleich ausweichen und dannenhero ein feſter Coͤrper ſich durch fluͤßige frey hin und wieder bewegen kan. §. 60. Aus eben dieſer Urſache iſt klar, warumb von fluͤßigen Materien ein Theil ſich von dem andern leicht abſondert. Z. E. Wenn ſie eine Schweere haben, ſo ſondert ſich ein Theil von dem andern durch ſeine Schweere ab. Alſo fallen Tropffen Waſſer aus einem engen Glaſe und man kan von einer fluͤßigen ſchweeren Materie ſo viel abgieſſen als man will. Aber eben deswegen, weil ein Theil von dem andern durch ſeine Schweere abgeſondert wird; ſo kan keiner den andern nach ſich ziehen, wenn er niederfaͤllet, oder im freyen herunter fließt.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/126>, abgerufen am 27.04.2024.