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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Väterlichen Gesellschafft.
daß sie sie in das Gedächtnis fassen. Je-sonen in
Erkänt-
nis der
Wahr-
heit hin-
dern sol.

doch damit sie nicht dadurch in das Vor-
urtheil verleitet werden, als wenn man et-
was andern zu Gefallen glauben müste: so
hat man sie bey Zeiten dazu zugewöhnen,
daß sie überall fragen, warumb dieses ist
und warumb sie dieses oder jenes thun sol-
len. Nemlich in dem sie dadurch erkennen,
daß alles seinen zureichenden Grund hat,
warumb es vielmehr ist als nicht ist; so wird
ihnen nicht allein der Satz des zureichenden
Grundes fest eingepräget, sondern sie er-
kennen auch, es sey etwas nicht deswegen
wahr, weil es der andere saget. Und da-
durch gewohnet man nichts von anderen
bloß deswegen anzunehmen, weil sie es sa-
gen: welches man eben zuerhalten vermei-
nete.

§. 93.

Da der Satz des zureichendenWie Kin-
der ver-
nünfftig
werden.

Grundes der Grund der Vernunfft ist, diese
aber in der Einsicht in den Zusammenhang
der Wahrheit bestehet (§. 30. 368. Met.); so
siehet man hieraus, daß die Kinder dadurch
zugleich vernünfftig werden, wenn sie sich
gewöhnen allzeit nach dem Grunde zufra-
gen, warumb dieses ist, und warumb sie
dieses oder jenes thun sollen.

§. 94.

Weil nun dasjenige, was denWas bey
Kindern
zuver-
meiden.

Kindern in ihrer ersten Kindheit eingepräget
wird, fest bleibet, auch die dadurch erregte
Neigungen und Gewohnheiten sich gar übel

wie-
E 2

Vaͤterlichen Geſellſchafft.
daß ſie ſie in das Gedaͤchtnis faſſen. Je-ſonen in
Erkaͤnt-
nis der
Wahr-
heit hin-
dern ſol.

doch damit ſie nicht dadurch in das Vor-
urtheil verleitet werden, als wenn man et-
was andern zu Gefallen glauben muͤſte: ſo
hat man ſie bey Zeiten dazu zugewoͤhnen,
daß ſie uͤberall fragen, warumb dieſes iſt
und warumb ſie dieſes oder jenes thun ſol-
len. Nemlich in dem ſie dadurch erkennen,
daß alles ſeinen zureichenden Grund hat,
warumb es vielmehr iſt als nicht iſt; ſo wird
ihnen nicht allein der Satz des zureichenden
Grundes feſt eingepraͤget, ſondern ſie er-
kennen auch, es ſey etwas nicht deswegen
wahr, weil es der andere ſaget. Und da-
durch gewohnet man nichts von anderen
bloß deswegen anzunehmen, weil ſie es ſa-
gen: welches man eben zuerhalten vermei-
nete.

§. 93.

Da der Satz des zureichendenWie Kin-
der ver-
nuͤnfftig
werden.

Grundes der Grund der Vernunfft iſt, dieſe
aber in der Einſicht in den Zuſammenhang
der Wahrheit beſtehet (§. 30. 368. Met.); ſo
ſiehet man hieraus, daß die Kinder dadurch
zugleich vernuͤnfftig werden, wenn ſie ſich
gewoͤhnen allzeit nach dem Grunde zufra-
gen, warumb dieſes iſt, und warumb ſie
dieſes oder jenes thun ſollen.

§. 94.

Weil nun dasjenige, was denWas bey
Kindern
zuver-
meiden.

Kindern in ihrer erſten Kindheit eingepraͤget
wird, feſt bleibet, auch die dadurch erregte
Neigungen und Gewohnheiten ſich gar uͤbel

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[67/0085] Vaͤterlichen Geſellſchafft. daß ſie ſie in das Gedaͤchtnis faſſen. Je- doch damit ſie nicht dadurch in das Vor- urtheil verleitet werden, als wenn man et- was andern zu Gefallen glauben muͤſte: ſo hat man ſie bey Zeiten dazu zugewoͤhnen, daß ſie uͤberall fragen, warumb dieſes iſt und warumb ſie dieſes oder jenes thun ſol- len. Nemlich in dem ſie dadurch erkennen, daß alles ſeinen zureichenden Grund hat, warumb es vielmehr iſt als nicht iſt; ſo wird ihnen nicht allein der Satz des zureichenden Grundes feſt eingepraͤget, ſondern ſie er- kennen auch, es ſey etwas nicht deswegen wahr, weil es der andere ſaget. Und da- durch gewohnet man nichts von anderen bloß deswegen anzunehmen, weil ſie es ſa- gen: welches man eben zuerhalten vermei- nete. ſonen in Erkaͤnt- nis der Wahr- heit hin- dern ſol. §. 93.Da der Satz des zureichenden Grundes der Grund der Vernunfft iſt, dieſe aber in der Einſicht in den Zuſammenhang der Wahrheit beſtehet (§. 30. 368. Met.); ſo ſiehet man hieraus, daß die Kinder dadurch zugleich vernuͤnfftig werden, wenn ſie ſich gewoͤhnen allzeit nach dem Grunde zufra- gen, warumb dieſes iſt, und warumb ſie dieſes oder jenes thun ſollen. Wie Kin- der ver- nuͤnfftig werden. §. 94.Weil nun dasjenige, was den Kindern in ihrer erſten Kindheit eingepraͤget wird, feſt bleibet, auch die dadurch erregte Neigungen und Gewohnheiten ſich gar uͤbel wie- Was bey Kindern zuver- meiden. E 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/85>, abgerufen am 24.11.2024.