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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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der hohen Landes-Obrigkeit.
den, sondern vielmehr diejenigen, welche
vorher in andern Bedienungen sich wohl
gezeiget haben.

§. 494.

Der Raths-Titul gehöret mitWen
man zu
einem Ti-
tular-
Rathe
machen
sol.

unter die Ehren-Titul und ziehet weiter
nichts als einen Rang nach sich. Da
man nun niemanden im gemeinen We-
sen Titul und Rang geben sol, als der
es verdienet (§. 397); so soll man auch nie-
manden zu einem Titular-Rathe machen,
als der geschickt ist einen würcklichen Rath
abzugeben, oder sonst dem Lande so gute
Dienste thut, als wenn er ein würcklicher
Rath wäre. Was oben überhaupt von
Tituln und Range ausgeführet worden
(§. 397.), das lässet sich auch auf die Ti-
tular-Räthe appliciren. Nur ist noch die-
ses zu erinnern, daß es einem Landes-Herren
selbst nachtheilig ist und das Ansehen seiner
Räthe bey auswärtigen vergeringert, wenn
er unverständigen und von geringem Stan-
de das Prädicat eines Räthes beyleget,
absonderlich wo die Titular-Räthe allzu
gemein werden.

§. 495.

Weil es aber nicht möglich ist,Ambt zu
Untersu-
chung der
Staats-
Angele-
genhei-
ten im
Lande.

daß die Räthe theils wegen ihrer über-
häufften Verrichtungen, theils weil sie zu
langen und weitläufftigen Uberlegungen
nicht aufgelegt und im erfinden nicht geü-
bet sind, neue Anstalten zum gemeinen
Besten erfinden, oder auch untersuchen,

wie
(Politik.) P p

der hohen Landes-Obrigkeit.
den, ſondern vielmehr diejenigen, welche
vorher in andern Bedienungen ſich wohl
gezeiget haben.

§. 494.

Der Raths-Titul gehoͤret mitWen
man zu
einem Ti-
tular-
Rathe
machen
ſol.

unter die Ehren-Titul und ziehet weiter
nichts als einen Rang nach ſich. Da
man nun niemanden im gemeinen We-
ſen Titul und Rang geben ſol, als der
es verdienet (§. 397); ſo ſoll man auch nie-
manden zu einem Titular-Rathe machen,
als der geſchickt iſt einen wuͤrcklichen Rath
abzugeben, oder ſonſt dem Lande ſo gute
Dienſte thut, als wenn er ein wuͤrcklicher
Rath waͤre. Was oben uͤberhaupt von
Tituln und Range ausgefuͤhret worden
(§. 397.), das laͤſſet ſich auch auf die Ti-
tular-Raͤthe appliciren. Nur iſt noch die-
ſes zu erinnern, daß es einem Landes-Herren
ſelbſt nachtheilig iſt und das Anſehen ſeiner
Raͤthe bey auswaͤrtigen vergeringert, wenn
er unverſtaͤndigen und von geringem Stan-
de das Praͤdicat eines Raͤthes beyleget,
abſonderlich wo die Titular-Raͤthe allzu
gemein werden.

§. 495.

Weil es aber nicht moͤglich iſt,Ambt zu
Unterſu-
chung der
Staats-
Angele-
genhei-
ten im
Lande.

daß die Raͤthe theils wegen ihrer uͤber-
haͤufften Verrichtungen, theils weil ſie zu
langen und weitlaͤufftigen Uberlegungen
nicht aufgelegt und im erfinden nicht geuͤ-
bet ſind, neue Anſtalten zum gemeinen
Beſten erfinden, oder auch unterſuchen,

wie
(Politik.) P p
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[593/0611] der hohen Landes-Obrigkeit. den, ſondern vielmehr diejenigen, welche vorher in andern Bedienungen ſich wohl gezeiget haben. §. 494.Der Raths-Titul gehoͤret mit unter die Ehren-Titul und ziehet weiter nichts als einen Rang nach ſich. Da man nun niemanden im gemeinen We- ſen Titul und Rang geben ſol, als der es verdienet (§. 397); ſo ſoll man auch nie- manden zu einem Titular-Rathe machen, als der geſchickt iſt einen wuͤrcklichen Rath abzugeben, oder ſonſt dem Lande ſo gute Dienſte thut, als wenn er ein wuͤrcklicher Rath waͤre. Was oben uͤberhaupt von Tituln und Range ausgefuͤhret worden (§. 397.), das laͤſſet ſich auch auf die Ti- tular-Raͤthe appliciren. Nur iſt noch die- ſes zu erinnern, daß es einem Landes-Herren ſelbſt nachtheilig iſt und das Anſehen ſeiner Raͤthe bey auswaͤrtigen vergeringert, wenn er unverſtaͤndigen und von geringem Stan- de das Praͤdicat eines Raͤthes beyleget, abſonderlich wo die Titular-Raͤthe allzu gemein werden. Wen man zu einem Ti- tular- Rathe machen ſol. §. 495.Weil es aber nicht moͤglich iſt, daß die Raͤthe theils wegen ihrer uͤber- haͤufften Verrichtungen, theils weil ſie zu langen und weitlaͤufftigen Uberlegungen nicht aufgelegt und im erfinden nicht geuͤ- bet ſind, neue Anſtalten zum gemeinen Beſten erfinden, oder auch unterſuchen, wie Ambt zu Unterſu- chung der Staats- Angele- genhei- ten im Lande. (Politik.) P p

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/611>, abgerufen am 22.11.2024.