Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 6. Von der Regierung
gen. Es dienet aber auch bey den Reisen
eine gute Auferziehung, daß man mit dem
Gelde wohl umbzugehen weiß und solches
nicht hingiebet, wo es nicht hingehöret:
wovon vorhin bey dem Studiren ist gere-
det worden. Nemlich wie insgemein die-
jenigen, welche viel auf Universitäten durch-
bringen, am wenigsten auf das studiren
wenden und das meiste zu ihrem Schaden
ausgeben: so pflegen auch diejenigen, wel-
che viel Geld verreisen, das meiste nicht
auf die nöthigen Reise-Kosten, sondern auf
allerhand andere verderbliche Dinge zu-
wenden und werden eben dadurch abge-
halten, daß sie von dem Reisen nicht pro-
fitir
en, wie sie sollten.

Wie es
mit Ver-
mehrung
der Vi-
ctualien
zuhalten.
§. 479.

Das Geld wird aus dem Lan-
de gebracht, wenn man darinnen Man-
gel an Victualien hat und, was zur Leibes-
Nothdurfft gehöret, an Speise und Tranck
anders woher hohlen muß. Wil man
nun soviel Geld im Lande behalten, als
nur immer möglich ist, und nichts davon
ohne dringende Noth hinaus kommen las-
sen: so muß man für allen Dingen den
Zustand des Landes genau untersuchen und
nach den Ursachen forschen, warumb es in
einem und dem andern einen Mangel hat,
nach diesem darauf bedacht seyn, ob nicht
durch Verbesserung des Garten- und A-
cker-Baues, ingleichen der Wiesen, Wäl-

der

Cap. 6. Von der Regierung
gen. Es dienet aber auch bey den Reiſen
eine gute Auferziehung, daß man mit dem
Gelde wohl umbzugehen weiß und ſolches
nicht hingiebet, wo es nicht hingehoͤret:
wovon vorhin bey dem Studiren iſt gere-
det worden. Nemlich wie insgemein die-
jenigen, welche viel auf Univerſitaͤten durch-
bringen, am wenigſten auf das ſtudiren
wenden und das meiſte zu ihrem Schaden
ausgeben: ſo pflegen auch diejenigen, wel-
che viel Geld verreiſen, das meiſte nicht
auf die noͤthigen Reiſe-Koſten, ſondern auf
allerhand andere verderbliche Dinge zu-
wenden und werden eben dadurch abge-
halten, daß ſie von dem Reiſen nicht pro-
fitir
en, wie ſie ſollten.

Wie es
mit Ver-
mehrung
der Vi-
ctualien
zuhalten.
§. 479.

Das Geld wird aus dem Lan-
de gebracht, wenn man darinnen Man-
gel an Victualien hat und, was zur Leibes-
Nothdurfft gehoͤret, an Speiſe und Tranck
anders woher hohlen muß. Wil man
nun ſoviel Geld im Lande behalten, als
nur immer moͤglich iſt, und nichts davon
ohne dringende Noth hinaus kommen laſ-
ſen: ſo muß man fuͤr allen Dingen den
Zuſtand des Landes genau unterſuchen und
nach den Urſachen forſchen, warumb es in
einem und dem andern einen Mangel hat,
nach dieſem darauf bedacht ſeyn, ob nicht
durch Verbeſſerung des Garten- und A-
cker-Baues, ingleichen der Wieſen, Waͤl-

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0572" n="554"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 6. Von der Regierung</hi></fw><lb/>
gen. Es dienet aber auch bey den Rei&#x017F;en<lb/>
eine gute Auferziehung, daß man mit dem<lb/>
Gelde wohl umbzugehen weiß und &#x017F;olches<lb/>
nicht hingiebet, wo es nicht hingeho&#x0364;ret:<lb/>
wovon vorhin bey dem Studiren i&#x017F;t gere-<lb/>
det worden. Nemlich wie insgemein die-<lb/>
jenigen, welche viel auf Univer&#x017F;ita&#x0364;ten durch-<lb/>
bringen, am wenig&#x017F;ten auf das &#x017F;tudiren<lb/>
wenden und das mei&#x017F;te zu ihrem Schaden<lb/>
ausgeben: &#x017F;o pflegen auch diejenigen, wel-<lb/>
che viel Geld verrei&#x017F;en, das mei&#x017F;te nicht<lb/>
auf die no&#x0364;thigen Rei&#x017F;e-Ko&#x017F;ten, &#x017F;ondern auf<lb/>
allerhand andere verderbliche Dinge zu-<lb/>
wenden und werden eben dadurch abge-<lb/>
halten, daß &#x017F;ie von dem Rei&#x017F;en nicht <hi rendition="#aq">pro-<lb/>
fitir</hi>en, wie &#x017F;ie &#x017F;ollten.</p><lb/>
              <note place="left">Wie es<lb/>
mit Ver-<lb/>
mehrung<lb/>
der Vi-<lb/>
ctualien<lb/>
zuhalten.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 479.</head>
              <p>Das Geld wird aus dem Lan-<lb/>
de gebracht, wenn man darinnen Man-<lb/>
gel an <hi rendition="#aq">Victuali</hi>en hat und, was zur Leibes-<lb/>
Nothdurfft geho&#x0364;ret, an Spei&#x017F;e und Tranck<lb/>
anders woher hohlen muß. Wil man<lb/>
nun &#x017F;oviel Geld im Lande behalten, als<lb/>
nur immer mo&#x0364;glich i&#x017F;t, und nichts davon<lb/>
ohne dringende Noth hinaus kommen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: &#x017F;o muß man fu&#x0364;r allen Dingen den<lb/>
Zu&#x017F;tand des Landes genau unter&#x017F;uchen und<lb/>
nach den Ur&#x017F;achen for&#x017F;chen, warumb es in<lb/>
einem und dem andern einen Mangel hat,<lb/>
nach die&#x017F;em darauf bedacht &#x017F;eyn, ob nicht<lb/>
durch Verbe&#x017F;&#x017F;erung des Garten- und A-<lb/>
cker-Baues, ingleichen der Wie&#x017F;en, Wa&#x0364;l-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[554/0572] Cap. 6. Von der Regierung gen. Es dienet aber auch bey den Reiſen eine gute Auferziehung, daß man mit dem Gelde wohl umbzugehen weiß und ſolches nicht hingiebet, wo es nicht hingehoͤret: wovon vorhin bey dem Studiren iſt gere- det worden. Nemlich wie insgemein die- jenigen, welche viel auf Univerſitaͤten durch- bringen, am wenigſten auf das ſtudiren wenden und das meiſte zu ihrem Schaden ausgeben: ſo pflegen auch diejenigen, wel- che viel Geld verreiſen, das meiſte nicht auf die noͤthigen Reiſe-Koſten, ſondern auf allerhand andere verderbliche Dinge zu- wenden und werden eben dadurch abge- halten, daß ſie von dem Reiſen nicht pro- fitiren, wie ſie ſollten. §. 479.Das Geld wird aus dem Lan- de gebracht, wenn man darinnen Man- gel an Victualien hat und, was zur Leibes- Nothdurfft gehoͤret, an Speiſe und Tranck anders woher hohlen muß. Wil man nun ſoviel Geld im Lande behalten, als nur immer moͤglich iſt, und nichts davon ohne dringende Noth hinaus kommen laſ- ſen: ſo muß man fuͤr allen Dingen den Zuſtand des Landes genau unterſuchen und nach den Urſachen forſchen, warumb es in einem und dem andern einen Mangel hat, nach dieſem darauf bedacht ſeyn, ob nicht durch Verbeſſerung des Garten- und A- cker-Baues, ingleichen der Wieſen, Waͤl- der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/572
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/572>, abgerufen am 04.05.2024.