stellet wird, der alle Gelder in Empffang nimmet und an gehörigen Ort zu rechter Zeit zahlet. Und muß die Casse der or- dentlichen Einnahme, die zu ordentlichen Ausgaben gewiedmet ist, von der anderen Casse der ausserordentlichen Einnahme, die man zu ausserordentlichen Ausgaben wied- met, unterschieden bleiben.
Noth- wendig- keit des Feldher- rens/ und fernere Mittel die Macht einzu- schrän- cken.
§. 447.
Die Macht der Landes-Obrig- keit bestehet auch in den Soldaten (§. 444). Wo nun die hohe Landes-Obrigkeit nicht die höchste Gewalt hat, da muß ihr auch nicht die gantze Armee gantz frey in ihren Händen gelassen werden; sondern es ist ein Feldherr nöthig, an den die Solda- ten gewiesen sind, dieser aber stehet doch unter der hohen Landes-Obrigkeit und wird übrigens in den Grund-Gesetzen des Staates versehen, wie weit die Armee ge- brauchet werdensol. Wollte nun der Landes- Herr, oder, wo viele herrschen, die Lands-O- brigkeit dem Feldherrn befehlen, was den Grund-Gesetzen des Staates zuwieder ist; so ist er nicht schuldig Gehorsam zu leisten. Und da er die Macht in Händen hat, kan ihn niemand zwingen. Jch rede hier von solchen Staaten, wo kein Sou- vraines Oberhaupt ist: Denn da dieses eine gantz umumbschränckte Gewalt besi- tzet (§. 441); so hat es auch keiner Ein- schränckungen seiner Macht nöthig. Nem-
lich
Cap. 5. Von der Macht
ſtellet wird, der alle Gelder in Empffang nimmet und an gehoͤrigen Ort zu rechter Zeit zahlet. Und muß die Caſſe der or- dentlichen Einnahme, die zu ordentlichen Ausgaben gewiedmet iſt, von der anderen Caſſe der auſſerordentlichen Einnahme, die man zu auſſerordentlichen Ausgaben wied- met, unterſchieden bleiben.
Noth- wendig- keit des Feldher- rens/ und fernere Mittel die Macht einzu- ſchraͤn- cken.
§. 447.
Die Macht der Landes-Obrig- keit beſtehet auch in den Soldaten (§. 444). Wo nun die hohe Landes-Obrigkeit nicht die hoͤchſte Gewalt hat, da muß ihr auch nicht die gantze Armee gantz frey in ihren Haͤnden gelaſſen werden; ſondern es iſt ein Feldherr noͤthig, an den die Solda- ten gewieſen ſind, dieſer aber ſtehet doch unter der hohen Landes-Obrigkeit und wird uͤbrigens in den Grund-Geſetzen des Staates verſehen, wie weit die Armee ge- brauchet werdenſol. Wollte nun der Landes- Herr, oder, wo viele herrſchen, die Lands-O- brigkeit dem Feldherrn befehlen, was den Grund-Geſetzen des Staates zuwieder iſt; ſo iſt er nicht ſchuldig Gehorſam zu leiſten. Und da er die Macht in Haͤnden hat, kan ihn niemand zwingen. Jch rede hier von ſolchen Staaten, wo kein Sou- vraines Oberhaupt iſt: Denn da dieſes eine gantz umumbſchraͤnckte Gewalt beſi- tzet (§. 441); ſo hat es auch keiner Ein- ſchraͤnckungen ſeiner Macht noͤthig. Nem-
lich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0492"n="474"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Cap. 5. Von der Macht</hi></fw><lb/>ſtellet wird, der alle Gelder in Empffang<lb/>
nimmet und an gehoͤrigen Ort zu <hirendition="#fr">rechter</hi><lb/>
Zeit zahlet. Und muß die Caſſe der or-<lb/>
dentlichen Einnahme, die zu ordentlichen<lb/>
Ausgaben gewiedmet iſt, von der anderen<lb/>
Caſſe der auſſerordentlichen Einnahme, die<lb/>
man zu auſſerordentlichen Ausgaben wied-<lb/>
met, unterſchieden bleiben.</p><lb/><noteplace="left">Noth-<lb/>
wendig-<lb/>
keit des<lb/>
Feldher-<lb/>
rens/ und<lb/>
fernere<lb/>
Mittel<lb/>
die Macht<lb/>
einzu-<lb/>ſchraͤn-<lb/>
cken.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 447.</head><p>Die Macht der Landes-Obrig-<lb/>
keit beſtehet auch in den Soldaten (§. 444).<lb/>
Wo nun die hohe Landes-Obrigkeit nicht<lb/>
die hoͤchſte Gewalt hat, da muß ihr auch<lb/>
nicht die gantze Armee gantz frey in ihren<lb/>
Haͤnden gelaſſen werden; ſondern es iſt<lb/>
ein <hirendition="#fr">Feldherr</hi> noͤthig, an den die Solda-<lb/>
ten gewieſen ſind, dieſer aber ſtehet doch<lb/>
unter der hohen Landes-Obrigkeit und<lb/>
wird uͤbrigens in den Grund-Geſetzen des<lb/>
Staates verſehen, wie weit die Armee ge-<lb/>
brauchet werdenſol. Wollte nun der Landes-<lb/>
Herr, oder, wo viele herrſchen, die Lands-O-<lb/>
brigkeit dem Feldherrn befehlen, was den<lb/>
Grund-Geſetzen des Staates zuwieder<lb/>
iſt; ſo iſt er nicht ſchuldig Gehorſam zu<lb/>
leiſten. Und da er die Macht in Haͤnden<lb/>
hat, kan ihn niemand zwingen. Jch rede<lb/>
hier von ſolchen Staaten, wo kein Sou-<lb/>
vraines Oberhaupt iſt: Denn da dieſes<lb/>
eine gantz umumbſchraͤnckte Gewalt beſi-<lb/>
tzet (§. 441); ſo hat es auch keiner Ein-<lb/>ſchraͤnckungen ſeiner Macht noͤthig. Nem-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lich</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[474/0492]
Cap. 5. Von der Macht
ſtellet wird, der alle Gelder in Empffang
nimmet und an gehoͤrigen Ort zu rechter
Zeit zahlet. Und muß die Caſſe der or-
dentlichen Einnahme, die zu ordentlichen
Ausgaben gewiedmet iſt, von der anderen
Caſſe der auſſerordentlichen Einnahme, die
man zu auſſerordentlichen Ausgaben wied-
met, unterſchieden bleiben.
§. 447.Die Macht der Landes-Obrig-
keit beſtehet auch in den Soldaten (§. 444).
Wo nun die hohe Landes-Obrigkeit nicht
die hoͤchſte Gewalt hat, da muß ihr auch
nicht die gantze Armee gantz frey in ihren
Haͤnden gelaſſen werden; ſondern es iſt
ein Feldherr noͤthig, an den die Solda-
ten gewieſen ſind, dieſer aber ſtehet doch
unter der hohen Landes-Obrigkeit und
wird uͤbrigens in den Grund-Geſetzen des
Staates verſehen, wie weit die Armee ge-
brauchet werdenſol. Wollte nun der Landes-
Herr, oder, wo viele herrſchen, die Lands-O-
brigkeit dem Feldherrn befehlen, was den
Grund-Geſetzen des Staates zuwieder
iſt; ſo iſt er nicht ſchuldig Gehorſam zu
leiſten. Und da er die Macht in Haͤnden
hat, kan ihn niemand zwingen. Jch rede
hier von ſolchen Staaten, wo kein Sou-
vraines Oberhaupt iſt: Denn da dieſes
eine gantz umumbſchraͤnckte Gewalt beſi-
tzet (§. 441); ſo hat es auch keiner Ein-
ſchraͤnckungen ſeiner Macht noͤthig. Nem-
lich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/492>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.