Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Gesetzen.
Ausflüchte suchet, wodurch sich die Ab-zukom-
men.

weichungen entschuldigen lassen, als wenn
sie nicht dawieder wären, wie wir solches
durch die tägliche Erfahrung genungsam
lernen: so muß man alle Worte, die in
Abfassung der Gesetze gebraucht werden,
sorgfältig erwegen, damit man dergleichen
Ausflüchten keinen Platz gebe. Und zu
dem Ende hat man vorher auf das genau-
este zu überlegen, wie man zu dergleichen
Ausflüchten Anlaß nehmen könte und dar-
innen eine Aenderung zu treffen, wo sie zu
besorgen stehen. Wo man aber nicht ge-
schickt alles vorher zu überlegen, da muß
man durch die Erfahrung klug werden. Jn
welcher Absicht man auf die Beobachtung
der Gesetze ein wachsames Auge haben
muß und die dabey gesuchten Ausflüchte
auf das fleißigste anmercken: auch darauf
bedacht seyn, wie man ihnen nach und nach
abhelffe. Derowegen da gewisse Perso-
nen im gemeinen Wesen zu bestellen sind,
welche auf die Beobachtung der Gesetze
Acht haben, wie nach diesem umbständli-
cher sol gezeiget werden; so lieget ihnen
insbesondere auch diese Arbeit ob, und ha-
ben sie davon zu gewissen Zeiten an den
Landes-Herrn Bericht abzustatten nebst
ihren Vorschlägen, wie man diesen Aus-
flüchten inskünfftige abhelffen möge. Wenn
dieses im gemeinen Wesen eingeführet

wür-
D d 3

Geſetzen.
Ausfluͤchte ſuchet, wodurch ſich die Ab-zukom-
men.

weichungen entſchuldigen laſſen, als wenn
ſie nicht dawieder waͤren, wie wir ſolches
durch die taͤgliche Erfahrung genungſam
lernen: ſo muß man alle Worte, die in
Abfaſſung der Geſetze gebraucht werden,
ſorgfaͤltig erwegen, damit man dergleichen
Ausfluͤchten keinen Platz gebe. Und zu
dem Ende hat man vorher auf das genau-
eſte zu uͤberlegen, wie man zu dergleichen
Ausfluͤchten Anlaß nehmen koͤnte und dar-
innen eine Aenderung zu treffen, wo ſie zu
beſorgen ſtehen. Wo man aber nicht ge-
ſchickt alles vorher zu uͤberlegen, da muß
man durch die Erfahrung klug werden. Jn
welcher Abſicht man auf die Beobachtung
der Geſetze ein wachſames Auge haben
muß und die dabey geſuchten Ausfluͤchte
auf das fleißigſte anmercken: auch darauf
bedacht ſeyn, wie man ihnen nach und nach
abhelffe. Derowegen da gewiſſe Perſo-
nen im gemeinen Weſen zu beſtellen ſind,
welche auf die Beobachtung der Geſetze
Acht haben, wie nach dieſem umbſtaͤndli-
cher ſol gezeiget werden; ſo lieget ihnen
insbeſondere auch dieſe Arbeit ob, und ha-
ben ſie davon zu gewiſſen Zeiten an den
Landes-Herrn Bericht abzuſtatten nebſt
ihren Vorſchlaͤgen, wie man dieſen Aus-
fluͤchten inskuͤnfftige abhelffen moͤge. Wenn
dieſes im gemeinen Weſen eingefuͤhret

wuͤr-
D d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0439" n="421"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ge&#x017F;etzen.</hi></fw><lb/>
Ausflu&#x0364;chte &#x017F;uchet, wodurch &#x017F;ich die Ab-<note place="right">zukom-<lb/>
men.</note><lb/>
weichungen ent&#x017F;chuldigen la&#x017F;&#x017F;en, als wenn<lb/>
&#x017F;ie nicht dawieder wa&#x0364;ren, wie wir &#x017F;olches<lb/>
durch die ta&#x0364;gliche Erfahrung genung&#x017F;am<lb/>
lernen: &#x017F;o muß man alle Worte, die in<lb/>
Abfa&#x017F;&#x017F;ung der Ge&#x017F;etze gebraucht werden,<lb/>
&#x017F;orgfa&#x0364;ltig erwegen, damit man dergleichen<lb/>
Ausflu&#x0364;chten keinen Platz gebe. Und zu<lb/>
dem Ende hat man vorher auf das genau-<lb/>
e&#x017F;te zu u&#x0364;berlegen, wie man zu dergleichen<lb/>
Ausflu&#x0364;chten Anlaß nehmen ko&#x0364;nte und dar-<lb/>
innen eine Aenderung zu treffen, wo &#x017F;ie zu<lb/>
be&#x017F;orgen &#x017F;tehen. Wo man aber nicht ge-<lb/>
&#x017F;chickt alles vorher zu u&#x0364;berlegen, da muß<lb/>
man durch die Erfahrung klug werden. Jn<lb/>
welcher Ab&#x017F;icht man auf die Beobachtung<lb/>
der Ge&#x017F;etze ein wach&#x017F;ames Auge haben<lb/>
muß und die dabey ge&#x017F;uchten Ausflu&#x0364;chte<lb/>
auf das fleißig&#x017F;te anmercken: auch darauf<lb/>
bedacht &#x017F;eyn, wie man ihnen nach und nach<lb/>
abhelffe. Derowegen da gewi&#x017F;&#x017F;e Per&#x017F;o-<lb/>
nen im gemeinen We&#x017F;en zu be&#x017F;tellen &#x017F;ind,<lb/>
welche auf die Beobachtung der Ge&#x017F;etze<lb/>
Acht haben, wie nach die&#x017F;em umb&#x017F;ta&#x0364;ndli-<lb/>
cher &#x017F;ol gezeiget werden; &#x017F;o lieget ihnen<lb/>
insbe&#x017F;ondere auch die&#x017F;e Arbeit ob, und ha-<lb/>
ben &#x017F;ie davon zu gewi&#x017F;&#x017F;en Zeiten an den<lb/>
Landes-Herrn Bericht abzu&#x017F;tatten neb&#x017F;t<lb/>
ihren Vor&#x017F;chla&#x0364;gen, wie man die&#x017F;en Aus-<lb/>
flu&#x0364;chten insku&#x0364;nfftige abhelffen mo&#x0364;ge. Wenn<lb/>
die&#x017F;es im gemeinen We&#x017F;en eingefu&#x0364;hret<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;r-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[421/0439] Geſetzen. Ausfluͤchte ſuchet, wodurch ſich die Ab- weichungen entſchuldigen laſſen, als wenn ſie nicht dawieder waͤren, wie wir ſolches durch die taͤgliche Erfahrung genungſam lernen: ſo muß man alle Worte, die in Abfaſſung der Geſetze gebraucht werden, ſorgfaͤltig erwegen, damit man dergleichen Ausfluͤchten keinen Platz gebe. Und zu dem Ende hat man vorher auf das genau- eſte zu uͤberlegen, wie man zu dergleichen Ausfluͤchten Anlaß nehmen koͤnte und dar- innen eine Aenderung zu treffen, wo ſie zu beſorgen ſtehen. Wo man aber nicht ge- ſchickt alles vorher zu uͤberlegen, da muß man durch die Erfahrung klug werden. Jn welcher Abſicht man auf die Beobachtung der Geſetze ein wachſames Auge haben muß und die dabey geſuchten Ausfluͤchte auf das fleißigſte anmercken: auch darauf bedacht ſeyn, wie man ihnen nach und nach abhelffe. Derowegen da gewiſſe Perſo- nen im gemeinen Weſen zu beſtellen ſind, welche auf die Beobachtung der Geſetze Acht haben, wie nach dieſem umbſtaͤndli- cher ſol gezeiget werden; ſo lieget ihnen insbeſondere auch dieſe Arbeit ob, und ha- ben ſie davon zu gewiſſen Zeiten an den Landes-Herrn Bericht abzuſtatten nebſt ihren Vorſchlaͤgen, wie man dieſen Aus- fluͤchten inskuͤnfftige abhelffen moͤge. Wenn dieſes im gemeinen Weſen eingefuͤhret wuͤr- zukom- men. D d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/439
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/439>, abgerufen am 22.11.2024.