Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.des gemeinen Wesens. Lack, Balsam, wohlriechende Oele undSpiritus, und dergleichen bekommen kan, damit man so wohl in den Gemächern den übelen Geruch vertreiben, sonderlich im Winter in den Speisegemächern, wo man nicht gleich die frische Lufft kan durch- streichen, und solchergeftalt die Lufft im Zimmer sich erneuren lassen, oder wenn man dazu keine Zeit übrig hat; als auch daran riechen kan, wenn auf der Straße, oder an anderen Orten, wo man sich be- findet, einem unvermuthet ein übeler Ge- ruch in die Nasen steiget. Ob man gleich auch in ankommenden Ohnmachten der- gleichen wohl- und starck-riechende Sa- chen mit Vortheil gebrauchen kan: so ge- höret doch dieses nicht in gegenwärtigen Ort, wo wir für den Geruch nicht weiter sorgen, als in so weit uns dadurch Ver- gnügen erwecket und Verdruß abgewen- det werden mag. Durch Geruch Ver- gnügen zu machen dienet die Erzeugung wohlriechender Blumen zu allen Zeiten des Jahres: in welcher Absicht abermahl auf Lust-Gärten zu sehen und für fleißige Gärt- ner zu sorgen. Es gehöret hieher die Par- fumirung der Sachen, als der Handschu- he, Paruqven und so weiter. Jnglei- chen findet hier stat, wenn man wohlrie- chende Wasser durch die Wind-Kugeln in den Gemächern ausdämpffen lässet/ wo- von (Politick) B b
des gemeinen Weſens. Lack, Balſam, wohlriechende Oele undSpiritus, und dergleichen bekommen kan, damit man ſo wohl in den Gemaͤchern den uͤbelen Geruch vertreiben, ſonderlich im Winter in den Speiſegemaͤchern, wo man nicht gleich die friſche Lufft kan durch- ſtreichen, und ſolchergeftalt die Lufft im Zimmer ſich erneuren laſſen, oder wenn man dazu keine Zeit uͤbrig hat; als auch daran riechen kan, wenn auf der Straße, oder an anderen Orten, wo man ſich be- findet, einem unvermuthet ein uͤbeler Ge- ruch in die Naſen ſteiget. Ob man gleich auch in ankommenden Ohnmachten der- gleichen wohl- und ſtarck-riechende Sa- chen mit Vortheil gebrauchen kan: ſo ge- hoͤret doch dieſes nicht in gegenwaͤrtigen Ort, wo wir fuͤr den Geruch nicht weiter ſorgen, als in ſo weit uns dadurch Ver- gnuͤgen erwecket und Verdruß abgewen- det werden mag. Durch Geruch Ver- gnuͤgen zu machen dienet die Erzeugung wohlriechender Blumen zu allen Zeiten des Jahres: in welcher Abſicht abermahl auf Luſt-Gaͤrten zu ſehen und fuͤr fleißige Gaͤrt- ner zu ſorgen. Es gehoͤret hieher die Par- fumirung der Sachen, als der Handſchu- he, Paruqven und ſo weiter. Jnglei- chen findet hier ſtat, wenn man wohlrie- chende Waſſer durch die Wind-Kugeln in den Gemaͤchern ausdaͤmpffen laͤſſet/ wo- von (Politick) B b
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des gemeinen Weſens.
Lack, Balſam, wohlriechende Oele und
Spiritus, und dergleichen bekommen kan,
damit man ſo wohl in den Gemaͤchern den
uͤbelen Geruch vertreiben, ſonderlich
im Winter in den Speiſegemaͤchern, wo
man nicht gleich die friſche Lufft kan durch-
ſtreichen, und ſolchergeftalt die Lufft im
Zimmer ſich erneuren laſſen, oder wenn
man dazu keine Zeit uͤbrig hat; als auch
daran riechen kan, wenn auf der Straße,
oder an anderen Orten, wo man ſich be-
findet, einem unvermuthet ein uͤbeler Ge-
ruch in die Naſen ſteiget. Ob man gleich
auch in ankommenden Ohnmachten der-
gleichen wohl- und ſtarck-riechende Sa-
chen mit Vortheil gebrauchen kan: ſo ge-
hoͤret doch dieſes nicht in gegenwaͤrtigen
Ort, wo wir fuͤr den Geruch nicht weiter
ſorgen, als in ſo weit uns dadurch Ver-
gnuͤgen erwecket und Verdruß abgewen-
det werden mag. Durch Geruch Ver-
gnuͤgen zu machen dienet die Erzeugung
wohlriechender Blumen zu allen Zeiten des
Jahres: in welcher Abſicht abermahl auf
Luſt-Gaͤrten zu ſehen und fuͤr fleißige Gaͤrt-
ner zu ſorgen. Es gehoͤret hieher die Par-
fumirung der Sachen, als der Handſchu-
he, Paruqven und ſo weiter. Jnglei-
chen findet hier ſtat, wenn man wohlrie-
chende Waſſer durch die Wind-Kugeln in
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