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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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des gemeinen Wesens.
zu mercken, daß die Trunckenheit bey uns
nur aus übeler Gewohnheit gemein wor-
den ist, und gar wohl rar werden könnte,
wenn man sich mit rechtem Ernste der-
selben wiedersetzte. Absonderlich aber
sollten diejenigen bestraffet werden, die an-
dere bey Gastereyen und anderen Gelegen-
heiten zur Trunckenheit nöthigen.

§. 388.

Der Mensch soll auch nach ei-Von
Bau- und
Feuer-
Ordnun

ner bequemen und standmäßigen Woh-
nung trachten (§. 509. & seqq. Mor.), und
dannenhero hat man im gemeinen We-
sen auch Bau-Ordnungen nöthig. Da
nun in der Baukunst erwiesen wird, daß
man auf dreyerley bey jedem Gebäude
zusehen, nemlich auf die Festigkeit, die Be-
quemlichkeit und Schönheit (§. 15. 17.
18. Archit. civil.); so siehet man hier-
aus, worauf man in Bau-Ordnungen zu
sehen hat. Unterdessen ist nicht zu leugnen,
daß eines nothwendiger ist als das andere,
und man nicht alle Kleinigkeiten in Bau-
Ordnungen bringen, sondern vieles dem
Wissen und Gewissen der Baumeister
und Werckleute überlassen muß. Z. E.
Es kan nichts grösseren Schaden anrich-
ten als das Feuer. Dieses verwüstet
nicht allein die Gebäude, sondern verzeh-
ret auch alles, was darinnen ist, und kan
in wenig Stunden öffters vermgenöde
Leute, die zum wenigsten ihr gutes Aus-

kom-
(Politick) A a

des gemeinen Weſens.
zu mercken, daß die Trunckenheit bey uns
nur aus uͤbeler Gewohnheit gemein wor-
den iſt, und gar wohl rar werden koͤnnte,
wenn man ſich mit rechtem Ernſte der-
ſelben wiederſetzte. Abſonderlich aber
ſollten diejenigen beſtraffet werden, die an-
dere bey Gaſtereyen und anderen Gelegen-
heiten zur Trunckenheit noͤthigen.

§. 388.

Der Menſch ſoll auch nach ei-Von
Bau- und
Feuer-
Ordnun

ner bequemen und ſtandmaͤßigen Woh-
nung trachten (§. 509. & ſeqq. Mor.), und
dannenhero hat man im gemeinen We-
ſen auch Bau-Ordnungen noͤthig. Da
nun in der Baukunſt erwieſen wird, daß
man auf dreyerley bey jedem Gebaͤude
zuſehen, nemlich auf die Feſtigkeit, die Be-
quemlichkeit und Schoͤnheit (§. 15. 17.
18. Archit. civil.); ſo ſiehet man hier-
aus, worauf man in Bau-Ordnungen zu
ſehen hat. Unterdeſſen iſt nicht zu leugnen,
daß eines nothwendiger iſt als das andere,
und man nicht alle Kleinigkeiten in Bau-
Ordnungen bringen, ſondern vieles dem
Wiſſen und Gewiſſen der Baumeiſter
und Werckleute uͤberlaſſen muß. Z. E.
Es kan nichts groͤſſeren Schaden anrich-
ten als das Feuer. Dieſes verwuͤſtet
nicht allein die Gebaͤude, ſondern verzeh-
ret auch alles, was darinnen iſt, und kan
in wenig Stunden oͤffters vermgenoͤde
Leute, die zum wenigſten ihr gutes Aus-

kom-
(Politick) A a
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[369/0387] des gemeinen Weſens. zu mercken, daß die Trunckenheit bey uns nur aus uͤbeler Gewohnheit gemein wor- den iſt, und gar wohl rar werden koͤnnte, wenn man ſich mit rechtem Ernſte der- ſelben wiederſetzte. Abſonderlich aber ſollten diejenigen beſtraffet werden, die an- dere bey Gaſtereyen und anderen Gelegen- heiten zur Trunckenheit noͤthigen. §. 388.Der Menſch ſoll auch nach ei- ner bequemen und ſtandmaͤßigen Woh- nung trachten (§. 509. & ſeqq. Mor.), und dannenhero hat man im gemeinen We- ſen auch Bau-Ordnungen noͤthig. Da nun in der Baukunſt erwieſen wird, daß man auf dreyerley bey jedem Gebaͤude zuſehen, nemlich auf die Feſtigkeit, die Be- quemlichkeit und Schoͤnheit (§. 15. 17. 18. Archit. civil.); ſo ſiehet man hier- aus, worauf man in Bau-Ordnungen zu ſehen hat. Unterdeſſen iſt nicht zu leugnen, daß eines nothwendiger iſt als das andere, und man nicht alle Kleinigkeiten in Bau- Ordnungen bringen, ſondern vieles dem Wiſſen und Gewiſſen der Baumeiſter und Werckleute uͤberlaſſen muß. Z. E. Es kan nichts groͤſſeren Schaden anrich- ten als das Feuer. Dieſes verwuͤſtet nicht allein die Gebaͤude, ſondern verzeh- ret auch alles, was darinnen iſt, und kan in wenig Stunden oͤffters vermgenoͤde Leute, die zum wenigſten ihr gutes Aus- kom- Von Bau- und Feuer- Ordnun (Politick) A a

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/387>, abgerufen am 05.05.2024.