gen. Unterdessen könte ich auch gar leicht durch Exempel bestetigen, was ich wegen der Anstalten erinnert, die man für schwan- gere Weiber machen sol, d'amit sie ge- sunde, wohlgestaltete und geartete Kinder gebähren. Die Sineser, sonderlich die alten, hält man für die besten Staats- Leute: Sie haben aber davor Sorge ge tragen, (a) und wer geschickt ist durch reif- fes Nachsinnen den Grund ihrer Anstalten zu erreichen, der wird finden, daß sie höchstvernünfftig sind, unerachtet sie viel- leicht andere, die nur alles obenhin anzu- sehen gewohnet sind, verlachen dörfften.
Wie Kranck- heiten abzuwen den.
§. 380.
Da man so grosse und viele Sorgfalt von nöthen hat Kranckheiten zu verhüten (§. 379); die Kranckheiten aber gefährlicher sind, wenn sie schon da sind, als wenn man sie nur besorget: so muß man auch im gemeinen Wesen zu Abwen- dung der Kranckheiten alle nöthige Mittel finden. Zu dem Ende hat man verstän- dige und erfahrne Aertzte und Wund- Aertzte von nöthen/ und demnach darauf zu sehen, daß niemanden Kranckheiten zu curiren zugelassen werde, von dem man nicht genung versichert ist, er verstehe, was dazu erfordert wird, und sey geschickt sei- ne Kunst zu üben. Hieraus nun erwach-
sen
(a)Schola parvulorum c. 1. §. 2.
Cap. 3. Von der Einrichtung
gen. Unterdeſſen koͤnte ich auch gar leicht durch Exempel beſtetigen, was ich wegen der Anſtalten erinnert, die man fuͤr ſchwan- gere Weiber machen ſol, d’amit ſie ge- ſunde, wohlgeſtaltete und geartete Kinder gebaͤhren. Die Sineſer, ſonderlich die alten, haͤlt man fuͤr die beſten Staats- Leute: Sie haben aber davor Sorge ge tragen, (a) und wer geſchickt iſt durch reif- fes Nachſinnen den Grund ihrer Anſtalten zu erreichen, der wird finden, daß ſie hoͤchſtvernuͤnfftig ſind, unerachtet ſie viel- leicht andere, die nur alles obenhin anzu- ſehen gewohnet ſind, verlachen doͤrfften.
Wie Kranck- heiten abzuwen den.
§. 380.
Da man ſo groſſe und viele Sorgfalt von noͤthen hat Kranckheiten zu verhuͤten (§. 379); die Kranckheiten aber gefaͤhrlicher ſind, wenn ſie ſchon da ſind, als wenn man ſie nur beſorget: ſo muß man auch im gemeinen Weſen zu Abwen- dung der Kranckheiten alle noͤthige Mittel finden. Zu dem Ende hat man verſtaͤn- dige und erfahrne Aertzte und Wund- Aertzte von noͤthen/ und demnach darauf zu ſehen, daß niemanden Kranckheiten zu curiren zugelaſſen werde, von dem man nicht genung verſichert iſt, er verſtehe, was dazu erfordert wird, und ſey geſchickt ſei- ne Kunſt zu uͤben. Hieraus nun erwach-
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(a)Schola parvulorum c. 1. §. 2.
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Cap. 3. Von der Einrichtung
gen. Unterdeſſen koͤnte ich auch gar leicht
durch Exempel beſtetigen, was ich wegen
der Anſtalten erinnert, die man fuͤr ſchwan-
gere Weiber machen ſol, d’amit ſie ge-
ſunde, wohlgeſtaltete und geartete Kinder
gebaͤhren. Die Sineſer, ſonderlich die
alten, haͤlt man fuͤr die beſten Staats-
Leute: Sie haben aber davor Sorge ge
tragen, (a) und wer geſchickt iſt durch reif-
fes Nachſinnen den Grund ihrer Anſtalten
zu erreichen, der wird finden, daß ſie
hoͤchſtvernuͤnfftig ſind, unerachtet ſie viel-
leicht andere, die nur alles obenhin anzu-
ſehen gewohnet ſind, verlachen doͤrfften.
§. 380.Da man ſo groſſe und viele
Sorgfalt von noͤthen hat Kranckheiten zu
verhuͤten (§. 379); die Kranckheiten aber
gefaͤhrlicher ſind, wenn ſie ſchon da ſind,
als wenn man ſie nur beſorget: ſo muß
man auch im gemeinen Weſen zu Abwen-
dung der Kranckheiten alle noͤthige Mittel
finden. Zu dem Ende hat man verſtaͤn-
dige und erfahrne Aertzte und Wund-
Aertzte von noͤthen/ und demnach darauf
zu ſehen, daß niemanden Kranckheiten zu
curiren zugelaſſen werde, von dem man
nicht genung verſichert iſt, er verſtehe, was
dazu erfordert wird, und ſey geſchickt ſei-
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ſen
(a) Schola parvulorum c. 1. §. 2.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/366>, abgerufen am 25.11.2024.
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