Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.des gemeinen Wesens. Erbauung der Camine p. m. 55. & sq. an-gemercket, daß er bey der alten Art der Ca- mine, wo die Lufft den gantzen Winter über in dem Gemache eingeschlossen verbleibet, stets mit Schnupffen, Husten und Flüs- sen beschweeret worden; von dergleichen Zufällen er nichts mehr erfahren, als er durch seine neue Art der Camine täglich neue reine Lufft in das Zimmer bekommen. Es wird aber die Lufft unreine und unge- sund theils auf den Strassen, theils in den Gebäuden, entweder im Hoffe, oder in den Gemächern. Jn Gemächern wird die Lufft unreine von den Ausdünftungen aus den Leibern der Menschen und der Thiere, ingleichen der Speisen und des Tranckes, abfonderlich wenn die Gemächer stets zu sind, daß die Lufft nicht durchstreichen und sich neunen kan, dabey auch die einge- schlossene Lufft entweder durch die Hitze im Sommer, oder durch starckes Einheitzen im Winter sehr erwärmet wird. An an- deren Orten des Gebäudes wird die Lufft stinckend theils durch die heimlichen Gemä- cher, theils wenn man anderen Unflath nicht bey Zeiten wegschafft und es überall reinlich hält, theils wenn kein freyer Zu- fluß von der Lufft ist, und also die Lufft überall gleichsam eingeschlossen bleibet. Diesen Beschweerlichkeiten kan nicht an- ders als durch die Baukunst abgeholffen wer- Y 4
des gemeinen Weſens. Erbauung der Camine p. m. 55. & ſq. an-gemercket, daß er bey der alten Art der Ca- mine, wo die Lufft den gantzen Winter uͤber in dem Gemache eingeſchloſſen verbleibet, ſtets mit Schnupffen, Huſten und Fluͤſ- ſen beſchweeret worden; von dergleichen Zufaͤllen er nichts mehr erfahren, als er durch ſeine neue Art der Camine taͤglich neue reine Lufft in das Zimmer bekommen. Es wird aber die Lufft unreine und unge- ſund theils auf den Straſſen, theils in den Gebaͤuden, entweder im Hoffe, oder in den Gemaͤchern. Jn Gemaͤchern wird die Lufft unreine von den Ausduͤnftungen aus den Leibern der Menſchen und der Thiere, ingleichen der Speiſen und des Tranckes, abfonderlich wenn die Gemaͤcher ſtets zu ſind, daß die Lufft nicht durchſtreichen und ſich neunen kan, dabey auch die einge- ſchloſſene Lufft entweder durch die Hitze im Sommer, oder durch ſtarckes Einheitzen im Winter ſehr erwaͤrmet wird. An an- deren Orten des Gebaͤudes wird die Lufft ſtinckend theils durch die heimlichen Gemaͤ- cher, theils wenn man anderen Unflath nicht bey Zeiten wegſchafft und es uͤberall reinlich haͤlt, theils wenn kein freyer Zu- fluß von der Lufft iſt, und alſo die Lufft uͤberall gleichſam eingeſchloſſen bleibet. Dieſen Beſchweerlichkeiten kan nicht an- ders als durch die Baukunſt abgeholffen wer- Y 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0361" n="343"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des gemeinen Weſens.</hi></fw><lb/> Erbauung der Camine <hi rendition="#aq">p. m. 55. & ſq.</hi> an-<lb/> gemercket, daß er bey der alten Art der Ca-<lb/> mine, wo die Lufft den gantzen Winter uͤber<lb/> in dem Gemache eingeſchloſſen verbleibet,<lb/> ſtets mit Schnupffen, Huſten und Fluͤſ-<lb/> ſen beſchweeret worden; von dergleichen<lb/> Zufaͤllen er nichts mehr erfahren, als er<lb/> durch ſeine neue Art der Camine taͤglich<lb/> neue reine Lufft in das Zimmer bekommen.<lb/> Es wird aber die Lufft unreine und unge-<lb/> ſund theils auf den Straſſen, theils in den<lb/> Gebaͤuden, entweder im Hoffe, oder in den<lb/> Gemaͤchern. Jn Gemaͤchern wird die<lb/> Lufft unreine von den Ausduͤnftungen aus<lb/> den Leibern der Menſchen und der Thiere,<lb/> ingleichen der Speiſen und des Tranckes,<lb/> abfonderlich wenn die Gemaͤcher ſtets zu<lb/> ſind, daß die Lufft nicht durchſtreichen und<lb/> ſich neunen kan, dabey auch die einge-<lb/> ſchloſſene Lufft entweder durch die Hitze im<lb/> Sommer, oder durch ſtarckes Einheitzen<lb/> im Winter ſehr erwaͤrmet wird. An an-<lb/> deren Orten des Gebaͤudes wird die Lufft<lb/> ſtinckend theils durch die heimlichen Gemaͤ-<lb/> cher, theils wenn man anderen Unflath<lb/> nicht bey Zeiten wegſchafft und es uͤberall<lb/> reinlich haͤlt, theils wenn kein freyer Zu-<lb/> fluß von der Lufft iſt, und alſo die Lufft<lb/> uͤberall gleichſam eingeſchloſſen bleibet.<lb/> Dieſen Beſchweerlichkeiten kan nicht an-<lb/> ders als durch die Baukunſt abgeholffen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Y 4</fw><fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [343/0361]
des gemeinen Weſens.
Erbauung der Camine p. m. 55. & ſq. an-
gemercket, daß er bey der alten Art der Ca-
mine, wo die Lufft den gantzen Winter uͤber
in dem Gemache eingeſchloſſen verbleibet,
ſtets mit Schnupffen, Huſten und Fluͤſ-
ſen beſchweeret worden; von dergleichen
Zufaͤllen er nichts mehr erfahren, als er
durch ſeine neue Art der Camine taͤglich
neue reine Lufft in das Zimmer bekommen.
Es wird aber die Lufft unreine und unge-
ſund theils auf den Straſſen, theils in den
Gebaͤuden, entweder im Hoffe, oder in den
Gemaͤchern. Jn Gemaͤchern wird die
Lufft unreine von den Ausduͤnftungen aus
den Leibern der Menſchen und der Thiere,
ingleichen der Speiſen und des Tranckes,
abfonderlich wenn die Gemaͤcher ſtets zu
ſind, daß die Lufft nicht durchſtreichen und
ſich neunen kan, dabey auch die einge-
ſchloſſene Lufft entweder durch die Hitze im
Sommer, oder durch ſtarckes Einheitzen
im Winter ſehr erwaͤrmet wird. An an-
deren Orten des Gebaͤudes wird die Lufft
ſtinckend theils durch die heimlichen Gemaͤ-
cher, theils wenn man anderen Unflath
nicht bey Zeiten wegſchafft und es uͤberall
reinlich haͤlt, theils wenn kein freyer Zu-
fluß von der Lufft iſt, und alſo die Lufft
uͤberall gleichſam eingeſchloſſen bleibet.
Dieſen Beſchweerlichkeiten kan nicht an-
ders als durch die Baukunſt abgeholffen
wer-
Y 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |