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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 3. Von der Einrichtung
auch wohl in die Straffe zu ergeben, wenn
sie bedencken, daß ihre Ubelthat könne ent-
decket, und sie weder mit Läugnen, noch
mit der Flucht der Straffe entgehen wer-
den. Allein von dergleichen verzweiffelter
Boßheit sind die wenigsten Menschen. Un-
terdessen wenn man dergleichen Ubelthä-
ter findet, die man dieser Boßheit zur
Gnüge überführen kan, so hat man sie (§.
343) mit desto härterer Straffe zu bele-
gen, damit die Lust anderen zu derglei-
chen Frevel vergehe. Und aus diesen Ur-
sachen ist abermahls nöthig, daß man al-
les öffentlich kund mache, wie die U-
belthaten mit grossem Bedacht im verbor-
genen vorgenommen, nachdem man sie
vollbracht, öffters lange sorgfältig verhee-
let, endlich auf wunderbahre Weise ent-
decket worden, damit jedermann von die-
sem Spruche der Alten gnugsam überzeu-
get werde: Es sey nichts so verborgen, wel-
ches nicht endlich entdecket werde. Jn-
gleichen solte man jedesmahl öffentlich kund
thun, wie die Ubelthäter zur Geständniß
gebracht und bey ihrem hartnäckigen Läug-
nen doch endlich überführet worden, und
was dergleichen mehr ist.

Wie man
den Thä-
ter zu
entdecken
sich bemühen sol.
§. 363.

Wenn demnach eine Ubelthat
kund wird, so hat man alle Sorgfalt zu
gebrauchen, wie man den Thäter heraus-
bringen möge, und daher alle nur ersinn-

liche

Cap. 3. Von der Einrichtung
auch wohl in die Straffe zu ergeben, wenn
ſie bedencken, daß ihre Ubelthat koͤnne ent-
decket, und ſie weder mit Laͤugnen, noch
mit der Flucht der Straffe entgehen wer-
den. Allein von dergleichen verzweiffelter
Boßheit ſind die wenigſten Menſchen. Un-
terdeſſen wenn man dergleichen Ubelthaͤ-
ter findet, die man dieſer Boßheit zur
Gnuͤge uͤberfuͤhren kan, ſo hat man ſie (§.
343) mit deſto haͤrterer Straffe zu bele-
gen, damit die Luſt anderen zu derglei-
chen Frevel vergehe. Und aus dieſen Ur-
ſachen iſt abermahls noͤthig, daß man al-
les oͤffentlich kund mache, wie die U-
belthaten mit groſſem Bedacht im verbor-
genen vorgenommen, nachdem man ſie
vollbracht, oͤffters lange ſorgfaͤltig verhee-
let, endlich auf wunderbahre Weiſe ent-
decket worden, damit jedermann von die-
ſem Spruche der Alten gnugſam uͤberzeu-
get werde: Es ſey nichts ſo verborgen, wel-
ches nicht endlich entdecket werde. Jn-
gleichen ſolte man jedesmahl oͤffentlich kund
thun, wie die Ubelthaͤter zur Geſtaͤndniß
gebracht und bey ihrem hartnaͤckigen Laͤug-
nen doch endlich uͤberfuͤhret worden, und
was dergleichen mehr iſt.

Wie man
den Thaͤ-
ter zu
entdecken
ſich bemuͤhen ſol.
§. 363.

Wenn demnach eine Ubelthat
kund wird, ſo hat man alle Sorgfalt zu
gebrauchen, wie man den Thaͤter heraus-
bringen moͤge, und daher alle nur erſinn-

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[308/0326] Cap. 3. Von der Einrichtung auch wohl in die Straffe zu ergeben, wenn ſie bedencken, daß ihre Ubelthat koͤnne ent- decket, und ſie weder mit Laͤugnen, noch mit der Flucht der Straffe entgehen wer- den. Allein von dergleichen verzweiffelter Boßheit ſind die wenigſten Menſchen. Un- terdeſſen wenn man dergleichen Ubelthaͤ- ter findet, die man dieſer Boßheit zur Gnuͤge uͤberfuͤhren kan, ſo hat man ſie (§. 343) mit deſto haͤrterer Straffe zu bele- gen, damit die Luſt anderen zu derglei- chen Frevel vergehe. Und aus dieſen Ur- ſachen iſt abermahls noͤthig, daß man al- les oͤffentlich kund mache, wie die U- belthaten mit groſſem Bedacht im verbor- genen vorgenommen, nachdem man ſie vollbracht, oͤffters lange ſorgfaͤltig verhee- let, endlich auf wunderbahre Weiſe ent- decket worden, damit jedermann von die- ſem Spruche der Alten gnugſam uͤberzeu- get werde: Es ſey nichts ſo verborgen, wel- ches nicht endlich entdecket werde. Jn- gleichen ſolte man jedesmahl oͤffentlich kund thun, wie die Ubelthaͤter zur Geſtaͤndniß gebracht und bey ihrem hartnaͤckigen Laͤug- nen doch endlich uͤberfuͤhret worden, und was dergleichen mehr iſt. §. 363.Wenn demnach eine Ubelthat kund wird, ſo hat man alle Sorgfalt zu gebrauchen, wie man den Thaͤter heraus- bringen moͤge, und daher alle nur erſinn- liche

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/326>, abgerufen am 23.11.2024.