Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung dieses kan man auch dergleichen Anstaltenmachen, dadurch nicht allein die Lehrenden angehalten werden ihres Ambtes entweder selbst treulich zu warten, oder bey einigen sich ereignenden dingenden Um- ständen durch andere, was ihnen oblieget, zum Theil verrichten zu lassen: sondern auch zugleich in Erfahrung kommet, wie ein jeder gethan, was ihm gebühret. Man hat sol- che Personen zu erwehlen, die durch abge- legte Proben vorher zur Gnüge erwiesen, daß ihnen der Fleiß in Verrichtung ihres Ambtes kein Verdruß und keine Beschwer- de, sondern vielmehr eine Lust ist, auch sich vorher in dergleichen Fleisse sattsam geübet. Es ist freylich wahr, daß, je austräglicher die Bedienungen der Lehrenden, sonderlich auf Academien sind, jemehr sich Leute dazu finden werden, die dadurch ihre Bequem- lichkeit zu erhalten gedencken. Allein da erst jetzunder, und auch vorhin (§. 285) er- rinnert worden, daß man niemanden zu ei- nem Lehrer annehmen soll, als der in allen Stücken, die zu seinem Amte erfordert wer- den, sattsame Proben abgeleget, so kan man gar leichte verhüten, daß sich dergleichen Leute nicht eindringen, wo es ein rechter Ernst ist sie abzuhalten. Wolte man aber sagen, daß um so viel eher durch Gunst der Gewaltigen sich ungeschickte Leute in der- gleichen Bedienungen dringen würden, je meh-
Cap. 3. Von der Einrichtung dieſes kan man auch dergleichen Anſtaltenmachen, dadurch nicht allein die Lehrenden angehalten werden ihres Ambtes entweder ſelbſt treulich zu warten, oder bey einigen ſich ereignenden dingenden Um- ſtaͤnden durch andere, was ihnen oblieget, zum Theil verrichten zu laſſen: ſondern auch zugleich in Erfahrung kommet, wie ein jeder gethan, was ihm gebuͤhret. Man hat ſol- che Perſonen zu erwehlen, die durch abge- legte Proben vorher zur Gnuͤge erwieſen, daß ihnen der Fleiß in Verrichtung ihres Ambtes kein Verdruß und keine Beſchwer- de, ſondern vielmehr eine Luſt iſt, auch ſich vorher in dergleichen Fleiſſe ſattſam geuͤbet. Es iſt freylich wahr, daß, je austraͤglicher die Bedienungen der Lehrenden, ſonderlich auf Academien ſind, jemehr ſich Leute dazu finden werden, die dadurch ihre Bequem- lichkeit zu erhalten gedencken. Allein da erſt jetzunder, und auch vorhin (§. 285) er- rinnert worden, daß man niemanden zu ei- nem Lehrer annehmen ſoll, als der in allen Stuͤcken, die zu ſeinem Amte erfordert wer- den, ſattſame Proben abgeleget, ſo kan man gar leichte verhuͤten, daß ſich dergleichen Leute nicht eindringen, wo es ein rechter Ernſt iſt ſie abzuhalten. Wolte man aber ſagen, daß um ſo viel eher durch Gunſt der Gewaltigen ſich ungeſchickte Leute in der- gleichen Bedienungen dringen wuͤrden, je meh-
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Cap. 3. Von der Einrichtung
dieſes kan man auch dergleichen Anſtalten
machen, dadurch nicht allein die Lehrenden
angehalten werden ihres Ambtes entweder
ſelbſt treulich zu warten, oder bey
einigen ſich ereignenden dingenden Um-
ſtaͤnden durch andere, was ihnen oblieget,
zum Theil verrichten zu laſſen: ſondern auch
zugleich in Erfahrung kommet, wie ein jeder
gethan, was ihm gebuͤhret. Man hat ſol-
che Perſonen zu erwehlen, die durch abge-
legte Proben vorher zur Gnuͤge erwieſen,
daß ihnen der Fleiß in Verrichtung ihres
Ambtes kein Verdruß und keine Beſchwer-
de, ſondern vielmehr eine Luſt iſt, auch ſich
vorher in dergleichen Fleiſſe ſattſam geuͤbet.
Es iſt freylich wahr, daß, je austraͤglicher
die Bedienungen der Lehrenden, ſonderlich
auf Academien ſind, jemehr ſich Leute dazu
finden werden, die dadurch ihre Bequem-
lichkeit zu erhalten gedencken. Allein da
erſt jetzunder, und auch vorhin (§. 285) er-
rinnert worden, daß man niemanden zu ei-
nem Lehrer annehmen ſoll, als der in allen
Stuͤcken, die zu ſeinem Amte erfordert wer-
den, ſattſame Proben abgeleget, ſo kan man
gar leichte verhuͤten, daß ſich dergleichen
Leute nicht eindringen, wo es ein rechter
Ernſt iſt ſie abzuhalten. Wolte man aber
ſagen, daß um ſo viel eher durch Gunſt der
Gewaltigen ſich ungeſchickte Leute in der-
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