Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Cap. 3. Von der Einrichtung
es ist dagegen verschiedenes zu errinnern.
Erstlich ist zu mercken, daß man in Wis-
senschafften nicht fraget, wie dieses oder je-
nes gemeine Wesen beschaffen ist, sondern
wie es beschaffen seyn muß, wenn man den
vorgesetzten Zweck erhalten sol, das ist, wenn
die Unterthanen darinnen diejenige Wohl-
fahrt ungehindert finden sollen, die durch
ihre mit einander vereinigte Kräffte zu er-
halten möglich ist. Und dieses hat, worauf
ferner zusehen, vielfältigen Nutzen. Nem-
lich hieraus wird man geschickt, von denen
vorkommenden Regierungs-Formen zu
urtheilen, was in ihnen gutes anzutreffen
ist, und worinnen es noch fehlet. Wenn
es in einem und dem anderen Stücke noch
fehlet, so lernet man den Grund einsehen,
woher der Fehler kommet. Verstehet man,
was noch fehlet, und weiß dabey, warum
es fehlet; so ist man in dem Stande, ge-
gründet zu urtheilen, ob und wie dem Feh-
ler könne abgeholffen und die Regierung
verbessert werden. Derowegen da nöthig
ist, daß diejenigen, welche auf die Verbes-
serung des gemeinen Wesens zu dencken
haben, verstehen, wie es recht eingerichtet
werde; so haben wir allerdings sorgfältig
zu untersuchen, was in Einrichtung des ge-
Wie weit
hiervon
gehan-
dekt wer-
den sol.meinen Wesens zu beobachten.

§. 271.

Unterdessen da wir keine Regeln
für eine besondere Art der Regierungs-For-
men hier zu geben gesonnen, so wollen wir

auch

Cap. 3. Von der Einrichtung
es iſt dagegen verſchiedenes zu errinnern.
Erſtlich iſt zu mercken, daß man in Wiſ-
ſenſchafften nicht fraget, wie dieſes oder je-
nes gemeine Weſen beſchaffen iſt, ſondern
wie es beſchaffen ſeyn muß, wenn man den
vorgeſetzten Zweck erhalten ſol, das iſt, wenn
die Unterthanen darinnen diejenige Wohl-
fahrt ungehindert finden ſollen, die durch
ihre mit einander vereinigte Kraͤffte zu er-
halten moͤglich iſt. Und dieſes hat, worauf
ferner zuſehen, vielfaͤltigen Nutzen. Nem-
lich hieraus wird man geſchickt, von denen
vorkommenden Regierungs-Formen zu
urtheilen, was in ihnen gutes anzutreffen
iſt, und worinnen es noch fehlet. Wenn
es in einem und dem anderen Stuͤcke noch
fehlet, ſo lernet man den Grund einſehen,
woher der Fehler kommet. Verſtehet man,
was noch fehlet, und weiß dabey, warum
es fehlet; ſo iſt man in dem Stande, ge-
gruͤndet zu urtheilen, ob und wie dem Feh-
ler koͤnne abgeholffen und die Regierung
verbeſſert werden. Derowegen da noͤthig
iſt, daß diejenigen, welche auf die Verbeſ-
ſerung des gemeinen Weſens zu dencken
haben, verſtehen, wie es recht eingerichtet
werde; ſo haben wir allerdings ſorgfaͤltig
zu unterſuchen, was in Einrichtung des ge-
Wie weit
hiervon
gehan-
dekt wer-
den ſol.meinen Weſens zu beobachten.

§. 271.

Unterdeſſen da wir keine Regeln
fuͤr eine beſondere Art der Regierungs-For-
men hier zu geben geſonnen, ſo wollen wir

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0218" n="200"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 3. Von der Einrichtung</hi></fw><lb/>
es i&#x017F;t dagegen ver&#x017F;chiedenes zu errinnern.<lb/>
Er&#x017F;tlich i&#x017F;t zu mercken, daß man in Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chafften nicht fraget, wie die&#x017F;es oder je-<lb/>
nes gemeine We&#x017F;en be&#x017F;chaffen i&#x017F;t, &#x017F;ondern<lb/>
wie es be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn muß, wenn man den<lb/>
vorge&#x017F;etzten Zweck erhalten &#x017F;ol, das i&#x017F;t, wenn<lb/>
die Unterthanen darinnen diejenige Wohl-<lb/>
fahrt ungehindert finden &#x017F;ollen, die durch<lb/>
ihre mit einander vereinigte Kra&#x0364;ffte zu er-<lb/>
halten mo&#x0364;glich i&#x017F;t. Und die&#x017F;es hat, worauf<lb/>
ferner zu&#x017F;ehen, vielfa&#x0364;ltigen Nutzen. Nem-<lb/>
lich hieraus wird man ge&#x017F;chickt, von denen<lb/>
vorkommenden Regierungs-Formen zu<lb/>
urtheilen, was in ihnen gutes anzutreffen<lb/>
i&#x017F;t, und worinnen es noch fehlet. Wenn<lb/>
es in einem und dem anderen Stu&#x0364;cke noch<lb/>
fehlet, &#x017F;o lernet man den Grund ein&#x017F;ehen,<lb/>
woher der Fehler kommet. Ver&#x017F;tehet man,<lb/>
was noch fehlet, und weiß dabey, warum<lb/>
es fehlet; &#x017F;o i&#x017F;t man in dem Stande, ge-<lb/>
gru&#x0364;ndet zu urtheilen, ob und wie dem Feh-<lb/>
ler ko&#x0364;nne abgeholffen und die Regierung<lb/>
verbe&#x017F;&#x017F;ert werden. Derowegen da no&#x0364;thig<lb/>
i&#x017F;t, daß diejenigen, welche auf die Verbe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erung des gemeinen We&#x017F;ens zu dencken<lb/>
haben, ver&#x017F;tehen, wie es recht eingerichtet<lb/>
werde; &#x017F;o haben wir allerdings &#x017F;orgfa&#x0364;ltig<lb/>
zu unter&#x017F;uchen, was in Einrichtung des ge-<lb/><note place="left">Wie weit<lb/>
hiervon<lb/>
gehan-<lb/>
dekt wer-<lb/>
den &#x017F;ol.</note>meinen We&#x017F;ens zu beobachten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 271.</head>
              <p>Unterde&#x017F;&#x017F;en da wir keine Regeln<lb/>
fu&#x0364;r eine be&#x017F;ondere Art der Regierungs-For-<lb/>
men hier zu geben ge&#x017F;onnen, &#x017F;o wollen wir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0218] Cap. 3. Von der Einrichtung es iſt dagegen verſchiedenes zu errinnern. Erſtlich iſt zu mercken, daß man in Wiſ- ſenſchafften nicht fraget, wie dieſes oder je- nes gemeine Weſen beſchaffen iſt, ſondern wie es beſchaffen ſeyn muß, wenn man den vorgeſetzten Zweck erhalten ſol, das iſt, wenn die Unterthanen darinnen diejenige Wohl- fahrt ungehindert finden ſollen, die durch ihre mit einander vereinigte Kraͤffte zu er- halten moͤglich iſt. Und dieſes hat, worauf ferner zuſehen, vielfaͤltigen Nutzen. Nem- lich hieraus wird man geſchickt, von denen vorkommenden Regierungs-Formen zu urtheilen, was in ihnen gutes anzutreffen iſt, und worinnen es noch fehlet. Wenn es in einem und dem anderen Stuͤcke noch fehlet, ſo lernet man den Grund einſehen, woher der Fehler kommet. Verſtehet man, was noch fehlet, und weiß dabey, warum es fehlet; ſo iſt man in dem Stande, ge- gruͤndet zu urtheilen, ob und wie dem Feh- ler koͤnne abgeholffen und die Regierung verbeſſert werden. Derowegen da noͤthig iſt, daß diejenigen, welche auf die Verbeſ- ſerung des gemeinen Weſens zu dencken haben, verſtehen, wie es recht eingerichtet werde; ſo haben wir allerdings ſorgfaͤltig zu unterſuchen, was in Einrichtung des ge- meinen Weſens zu beobachten. Wie weit hiervon gehan- dekt wer- den ſol. §. 271.Unterdeſſen da wir keine Regeln fuͤr eine beſondere Art der Regierungs-For- men hier zu geben geſonnen, ſo wollen wir auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/218
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/218>, abgerufen am 21.11.2024.