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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 2. von den verschiedenen
deren Regierungs-Formen abfassen läs-
set. Zu dem giebet es hier auch nicht so
viel Auffenhalt wegen wiedriger Meinun-
gen, um deren Willen man in den übrigen
Regierungs-Formen öffters zu keinem
Schlusse kommen kan. Was die Ge-
heimhaltung der Sachen betrifft; so ist
freylich klar, daß sie sich um soviel leichter
bewerckstelligen lässet, je weniger Personen
darum wissen. Da nun in einer Monar-
chie niemand als der Monarche und seine
Räthe, die zum Stillschweigen höchst ver-
pflichtet sind, um die Sachen wissen, so
lässet sie sich hier allerdinges ehe geheim hal-
ten, als in den übrigen Regierungs-For-
men. Es kommet auch noch eine andere
Ursache dazu. Jn der Monarchie machet
es kein Aufsehen, wenn der Monarche mit
seinen Räthen zusammen kommet über ei-
ner Sache sich mit ihnen zu berathschla-
gen; da hingegen, wenn viele aus ver-
schiedenen Orten zusammen beruffen wer-
den, man so gleich weiß, daß etwas wich-
tiges vorseyn müsse: wodurch jedermann
begierig wird zuwissen, was es bedeuten sol-
le, und danuenhero geschehen mehr Nach-
stellungen die Sache zu erfahren.

Jn wel-
chen Fäl-
len sie
andern
Regie-
§. 258.

Jn denen Fällen nun, da man
schleunigen Rathschluß nöthig hat und die
Sache geheim halten muß, hat die Mo-
narchie einen Vorzug für andern Regie-

rungs-

Cap. 2. von den verſchiedenen
deren Regierungs-Formen abfaſſen laͤſ-
ſet. Zu dem giebet es hier auch nicht ſo
viel Auffenhalt wegen wiedriger Meinun-
gen, um deren Willen man in den uͤbrigen
Regierungs-Formen oͤffters zu keinem
Schluſſe kommen kan. Was die Ge-
heimhaltung der Sachen betrifft; ſo iſt
freylich klar, daß ſie ſich um ſoviel leichter
bewerckſtelligen laͤſſet, je weniger Perſonen
darum wiſſen. Da nun in einer Monar-
chie niemand als der Monarche und ſeine
Raͤthe, die zum Stillſchweigen hoͤchſt ver-
pflichtet ſind, um die Sachen wiſſen, ſo
laͤſſet ſie ſich hier allerdinges ehe geheim hal-
ten, als in den uͤbrigen Regierungs-For-
men. Es kommet auch noch eine andere
Urſache dazu. Jn der Monarchie machet
es kein Aufſehen, wenn der Monarche mit
ſeinen Raͤthen zuſammen kommet uͤber ei-
ner Sache ſich mit ihnen zu berathſchla-
gen; da hingegen, wenn viele aus ver-
ſchiedenen Orten zuſammen beruffen wer-
den, man ſo gleich weiß, daß etwas wich-
tiges vorſeyn muͤſſe: wodurch jedermann
begierig wird zuwiſſen, was es bedeuten ſol-
le, und danuenhero geſchehen mehr Nach-
ſtellungen die Sache zu erfahren.

Jn wel-
chen Faͤl-
len ſie
andern
Regie-
§. 258.

Jn denen Faͤllen nun, da man
ſchleunigen Rathſchluß noͤthig hat und die
Sache geheim halten muß, hat die Mo-
narchie einen Vorzug fuͤr andern Regie-

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[188/0206] Cap. 2. von den verſchiedenen deren Regierungs-Formen abfaſſen laͤſ- ſet. Zu dem giebet es hier auch nicht ſo viel Auffenhalt wegen wiedriger Meinun- gen, um deren Willen man in den uͤbrigen Regierungs-Formen oͤffters zu keinem Schluſſe kommen kan. Was die Ge- heimhaltung der Sachen betrifft; ſo iſt freylich klar, daß ſie ſich um ſoviel leichter bewerckſtelligen laͤſſet, je weniger Perſonen darum wiſſen. Da nun in einer Monar- chie niemand als der Monarche und ſeine Raͤthe, die zum Stillſchweigen hoͤchſt ver- pflichtet ſind, um die Sachen wiſſen, ſo laͤſſet ſie ſich hier allerdinges ehe geheim hal- ten, als in den uͤbrigen Regierungs-For- men. Es kommet auch noch eine andere Urſache dazu. Jn der Monarchie machet es kein Aufſehen, wenn der Monarche mit ſeinen Raͤthen zuſammen kommet uͤber ei- ner Sache ſich mit ihnen zu berathſchla- gen; da hingegen, wenn viele aus ver- ſchiedenen Orten zuſammen beruffen wer- den, man ſo gleich weiß, daß etwas wich- tiges vorſeyn muͤſſe: wodurch jedermann begierig wird zuwiſſen, was es bedeuten ſol- le, und danuenhero geſchehen mehr Nach- ſtellungen die Sache zu erfahren. §. 258.Jn denen Faͤllen nun, da man ſchleunigen Rathſchluß noͤthig hat und die Sache geheim halten muß, hat die Mo- narchie einen Vorzug fuͤr andern Regie- rungs-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/206>, abgerufen am 20.04.2024.