Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 2. Von den Gesellschafften 767. Mor.) vielfältig zu dienen. Da ernun dieser Verbindlichkeit kein Gnügen thun kan, wenn er vor sich allein in der Einsamkeit lebet, ja auch in der Einsam- keitt seinen eigenen Zustand nicht so voll- kommen machen kan, als wenn er unter andern Menschen lebet, den er doch so voll- kommen zu machen verbunden, als nur immer möglich ist (§. 12 Mor.): so darf er nicht vor sich wie die Thiere von andern Menschen abgesondert leben, vielmehr sind die Menschen verbunden, neben einander und mit einander zu leben, damit einer des andern Glückseeligkeit befördern kan, so viel an ihm ist (§. 767. Mor.). Thiere können vor sich von andern abgesondert leben, weil sie nicht viel brauchen und absonderlich ei- nes von dem andern nicht viel lernen kan, wodurch es vollkommener würde. Jhr Leib ist aus den Gliedmassen dergestalt zu- sammengesetzet, daß sie von den Umstän- den der Fälle, in welche sie gerathen, zu de- nen ihnen nützlichen Bewegungen determi- niret werden. Gesell- schaft ist. §. 2. Wenn Menschen mit einander ei- einig-
Cap. 2. Von den Geſellſchafften 767. Mor.) vielfaͤltig zu dienen. Da ernun dieſer Verbindlichkeit kein Gnuͤgen thun kan, wenn er vor ſich allein in der Einſamkeit lebet, ja auch in der Einſam- keitt ſeinen eigenen Zuſtand nicht ſo voll- kommen machen kan, als wenn er unter andern Menſchen lebet, den er doch ſo voll- kommen zu machen verbunden, als nur immer moͤglich iſt (§. 12 Mor.): ſo darf er nicht vor ſich wie die Thiere von andern Menſchen abgeſondert leben, vielmehr ſind die Menſchen verbunden, neben einander und mit einander zu leben, damit einer des andern Gluͤckſeeligkeit befoͤrdern kan, ſo viel an ihm iſt (§. 767. Mor.). Thiere koͤnnen vor ſich von andern abgeſondert leben, weil ſie nicht viel brauchen und abſonderlich ei- nes von dem andern nicht viel lernen kan, wodurch es vollkommener wuͤrde. Jhr Leib iſt aus den Gliedmaſſen dergeſtalt zu- ſammengeſetzet, daß ſie von den Umſtaͤn- den der Faͤlle, in welche ſie gerathen, zu de- nen ihnen nuͤtzlichen Bewegungen determi- niret werden. Geſell- ſchaft iſt. §. 2. Wenn Menſchen mit einander ei- einig-
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Cap. 2. Von den Geſellſchafften
767. Mor.) vielfaͤltig zu dienen. Da er
nun dieſer Verbindlichkeit kein Gnuͤgen
thun kan, wenn er vor ſich allein in der
Einſamkeit lebet, ja auch in der Einſam-
keitt ſeinen eigenen Zuſtand nicht ſo voll-
kommen machen kan, als wenn er unter
andern Menſchen lebet, den er doch ſo voll-
kommen zu machen verbunden, als nur
immer moͤglich iſt (§. 12 Mor.): ſo darf
er nicht vor ſich wie die Thiere von andern
Menſchen abgeſondert leben, vielmehr ſind
die Menſchen verbunden, neben einander
und mit einander zu leben, damit einer des
andern Gluͤckſeeligkeit befoͤrdern kan, ſo viel
an ihm iſt (§. 767. Mor.). Thiere koͤnnen
vor ſich von andern abgeſondert leben, weil
ſie nicht viel brauchen und abſonderlich ei-
nes von dem andern nicht viel lernen kan,
wodurch es vollkommener wuͤrde. Jhr
Leib iſt aus den Gliedmaſſen dergeſtalt zu-
ſammengeſetzet, daß ſie von den Umſtaͤn-
den der Faͤlle, in welche ſie gerathen, zu de-
nen ihnen nuͤtzlichen Bewegungen determi-
niret werden.
§. 2.Wenn Menſchen mit einander ei-
nes werden mit vereinigten Kraͤfften ihr be-
ſtes worinnen zu befoͤrdern; ſo begeben ſie
ſich mit einander in eine Geſellſchaft. Und
demnach iſt die Geſellſchaft nichts anders
als ein Vertrag einiger Perſonen mit ver-
einig-
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