fung der Dinge in der Natur eingesehen, wird gar leicht dieses begreiffen, hingegen wer so viele Einsicht nicht hat, der gebe im Haus-Wesen nur acht, was ihm verdrüß- liches vorfället, und untersuche die Ursache, woher es kommet, so wird er finden, wie ein unordentliches immer mehr unordentli- ches nach sich ziehet nicht allein bey der Per- son die es thut, sondern auch bey den übri- gen. Es wird nicht undienlich seyn nur in etwas dieses mit einem Exempel zu erläu- tern. Man setze z. E. daß eines von dem Gesinde eine Sache, die nach dem Gebrau- che zu saubern ist, nicht bald saubere, son- dern es aufschiebe bis zu der Zeit, da man es nöthig hat. Wenn es nun geschiehet, daß man die Sache wegen eines sich ereig- nenden Falles eher brauchet, als das nach- läßige Gesinde vermuthet; so wird die Herr- schafft gehindert und, wenn der Gebrauch schleunig ist und nicht viel Aufschub leidet, darüber verdrüßlich. Hat nun das Gesin- de, dem diese Verrichtung zustehet, zu der- selben Zeit entweder was anders unumb- gängliches zuthun, oder wil es die Herr- schafft seine Nachläßigkeit nicht mercken lassen; so muß es, was ihm gebühret, durch andere verrichten lassen, oder die Herrschafft muß es wohl gar befehlen, daß es von andern geschehen sol: wodurch viel veränderliches theils in den Gemüthern
des
(Politick) K
Von dem Hauſe.
fung der Dinge in der Natur eingeſehen, wird gar leicht dieſes begreiffen, hingegen wer ſo viele Einſicht nicht hat, der gebe im Haus-Weſen nur acht, was ihm verdruͤß- liches vorfaͤllet, und unterſuche die Urſache, woher es kommet, ſo wird er finden, wie ein unordentliches immer mehr unordentli- ches nach ſich ziehet nicht allein bey der Per- ſon die es thut, ſondern auch bey den uͤbri- gen. Es wird nicht undienlich ſeyn nur in etwas dieſes mit einem Exempel zu erlaͤu- tern. Man ſetze z. E. daß eines von dem Geſinde eine Sache, die nach dem Gebrau- che zu ſaubern iſt, nicht bald ſaubere, ſon- dern es aufſchiebe bis zu der Zeit, da man es noͤthig hat. Wenn es nun geſchiehet, daß man die Sache wegen eines ſich ereig- nenden Falles eher brauchet, als das nach- laͤßige Geſinde vermuthet; ſo wird die Herr- ſchafft gehindert und, wenn der Gebrauch ſchleunig iſt und nicht viel Aufſchub leidet, daruͤber verdruͤßlich. Hat nun das Geſin- de, dem dieſe Verrichtung zuſtehet, zu der- ſelben Zeit entweder was anders unumb- gaͤngliches zuthun, oder wil es die Herr- ſchafft ſeine Nachlaͤßigkeit nicht mercken laſſen; ſo muß es, was ihm gebuͤhret, durch andere verrichten laſſen, oder die Herrſchafft muß es wohl gar befehlen, daß es von andern geſchehen ſol: wodurch viel veraͤnderliches theils in den Gemuͤthern
des
(Politick) K
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Von dem Hauſe.
fung der Dinge in der Natur eingeſehen,
wird gar leicht dieſes begreiffen, hingegen
wer ſo viele Einſicht nicht hat, der gebe im
Haus-Weſen nur acht, was ihm verdruͤß-
liches vorfaͤllet, und unterſuche die Urſache,
woher es kommet, ſo wird er finden, wie
ein unordentliches immer mehr unordentli-
ches nach ſich ziehet nicht allein bey der Per-
ſon die es thut, ſondern auch bey den uͤbri-
gen. Es wird nicht undienlich ſeyn nur in
etwas dieſes mit einem Exempel zu erlaͤu-
tern. Man ſetze z. E. daß eines von dem
Geſinde eine Sache, die nach dem Gebrau-
che zu ſaubern iſt, nicht bald ſaubere, ſon-
dern es aufſchiebe bis zu der Zeit, da man
es noͤthig hat. Wenn es nun geſchiehet,
daß man die Sache wegen eines ſich ereig-
nenden Falles eher brauchet, als das nach-
laͤßige Geſinde vermuthet; ſo wird die Herr-
ſchafft gehindert und, wenn der Gebrauch
ſchleunig iſt und nicht viel Aufſchub leidet,
daruͤber verdruͤßlich. Hat nun das Geſin-
de, dem dieſe Verrichtung zuſtehet, zu der-
ſelben Zeit entweder was anders unumb-
gaͤngliches zuthun, oder wil es die Herr-
ſchafft ſeine Nachlaͤßigkeit nicht mercken
laſſen; ſo muß es, was ihm gebuͤhret,
durch andere verrichten laſſen, oder die
Herrſchafft muß es wohl gar befehlen, daß
es von andern geſchehen ſol: wodurch
viel veraͤnderliches theils in den Gemuͤthern
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/163>, abgerufen am 16.02.2025.
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