gen, das ist, nichts als was dem Gesetze der Natur gemäß ist. Denn die Kinder sind nichts verbunden als dieses zu thun und, weil sie es nicht verstehen, so sollen Eltern es ihnen sagen, auch dazu anhalten, daß sie es vollbringen (§. 81). De- rowegen wenn sie befehlen, was unrecht ist; so haben sie kein Recht dazu und sind demnach auch die Kinder ihnen zu gehorchen nicht verbunden.
Wie sie zum Ge- horsam willig werden.
§. 126.
Damit nun die Kinder zum Gehorsam desto williger sind, haben die Eltern mit allem Fleiße darnach zu streben, wie sie ihnen bey Zeiten beybringen, daß sie weiter nichts als ihr Bestes suchen, auch daher nicht ohne Noth ihnen zuwieder zuseyn, wenn sie etwas verlangen, so ihnen nicht nachtheilig ist. Jedoch hat man hierbey auf den Unterscheid der Gemüther zu sehen. Denn einige lassen sich mit Liebe ziehen, an- dere hingegen mit Härte. Würde man dem ersten hart begegnen, so würden sie da- durch in ihrem Gemüthe niedergeschlagen; wolte man aber diese bloß durch Liebe len- cken, so würden sie darnach nichts fragen. Es wird hierunter nicht wenig versehen, und ist ein Glück für Kinder, wenn sie Eltern nach dem Zustande ihres Gemüths bekom- men haben.
Kinder sollen ge- gen ihre
§. 127.
Da die Cltern den Kindern vie- le Wohlthaten erweisen, und zwar um so
viel
Das 3. Capitel Von der
gen, das iſt, nichts als was dem Geſetze der Natur gemaͤß iſt. Denn die Kinder ſind nichts verbunden als dieſes zu thun und, weil ſie es nicht verſtehen, ſo ſollen Eltern es ihnen ſagen, auch dazu anhalten, daß ſie es vollbringen (§. 81). De- rowegen wenn ſie befehlen, was unrecht iſt; ſo haben ſie kein Recht dazu und ſind demnach auch die Kinder ihnen zu gehorchen nicht verbunden.
Wie ſie zum Ge- horſam willig werden.
§. 126.
Damit nun die Kinder zum Gehorſam deſto williger ſind, haben die Eltern mit allem Fleiße darnach zu ſtreben, wie ſie ihnen bey Zeiten beybringen, daß ſie weiter nichts als ihr Beſtes ſuchen, auch daher nicht ohne Noth ihnen zuwieder zuſeyn, wenn ſie etwas verlangen, ſo ihnen nicht nachtheilig iſt. Jedoch hat man hierbey auf den Unterſcheid der Gemuͤther zu ſehen. Denn einige laſſen ſich mit Liebe ziehen, an- dere hingegen mit Haͤrte. Wuͤrde man dem erſten hart begegnen, ſo wuͤrden ſie da- durch in ihrem Gemuͤthe niedergeſchlagen; wolte man aber dieſe bloß durch Liebe len- cken, ſo wuͤrden ſie darnach nichts fragen. Es wird hierunter nicht wenig verſehen, und iſt ein Gluͤck fuͤr Kinder, wenn ſie Eltern nach dem Zuſtande ihres Gemuͤths bekom- men haben.
Kinder ſollen ge- gen ihre
§. 127.
Da die Cltern den Kindern vie- le Wohlthaten erweiſen, und zwar um ſo
viel
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Das 3. Capitel Von der
gen, das iſt, nichts als was dem Geſetze
der Natur gemaͤß iſt. Denn die Kinder
ſind nichts verbunden als dieſes zu thun
und, weil ſie es nicht verſtehen, ſo ſollen
Eltern es ihnen ſagen, auch dazu anhalten,
daß ſie es vollbringen (§. 81). De-
rowegen wenn ſie befehlen, was unrecht
iſt; ſo haben ſie kein Recht dazu und ſind
demnach auch die Kinder ihnen zu gehorchen
nicht verbunden.
§. 126.Damit nun die Kinder zum
Gehorſam deſto williger ſind, haben die
Eltern mit allem Fleiße darnach zu ſtreben,
wie ſie ihnen bey Zeiten beybringen, daß ſie
weiter nichts als ihr Beſtes ſuchen, auch
daher nicht ohne Noth ihnen zuwieder zuſeyn,
wenn ſie etwas verlangen, ſo ihnen nicht
nachtheilig iſt. Jedoch hat man hierbey
auf den Unterſcheid der Gemuͤther zu ſehen.
Denn einige laſſen ſich mit Liebe ziehen, an-
dere hingegen mit Haͤrte. Wuͤrde man
dem erſten hart begegnen, ſo wuͤrden ſie da-
durch in ihrem Gemuͤthe niedergeſchlagen;
wolte man aber dieſe bloß durch Liebe len-
cken, ſo wuͤrden ſie darnach nichts fragen.
Es wird hierunter nicht wenig verſehen, und
iſt ein Gluͤck fuͤr Kinder, wenn ſie Eltern
nach dem Zuſtande ihres Gemuͤths bekom-
men haben.
§. 127.Da die Cltern den Kindern vie-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/108>, abgerufen am 21.11.2024.
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