Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite



Macht, die er ihm abgesprochen, an ihm zu bewei-
sen. Da er aber auf diese förmliche Herausforder-
ung sich nicht gestellt hat, so urtheilen wir, daß er,
der Teufel selbst, den Zweikampf nicht billigt.

Gegen die bezauberte Welt erschien eine große
Anzahl von Gegenschriften, die alle die Rechte des
Teufels vertheidigten. Gottlob! jetzt haben derglei-
chen Teufeleien ein Ende, obgleich hier und dort der
Teufel noch, wie zuvor, sein Wesen treibt.



Leo Alatius, ein geborner Grieche von der Jn-
sel Chios, der sich im Beginnen des siebzehnten Jahr-
hunderts zu Rom den schönen Wissenschaften wid-
mete, ward einst vom Pabste Abexander dem Sie-
benten gefragt, warum er nicht in den geistlichen
Stand treten wolle? Damit ich heirathen kann,
wenn es mir beliebt, war seine Antwort. Allein
warum heirathet ihr denn nicht? versetzte der
Pabst. Damit ich, erwiederte Alatius, ein Geist-
licher werden kann, wenn ich auf den Einfall gera-
then sollte!



Mathurin Regnier, Kanonikus zu Chartres, zu
seiner Zeit berühmt durch scherzhafte und satyrische
Schriften, führte in seiner Jugend ein zügelloses,
ausschweifendes Leben. Die Folge davon war, daß



Macht, die er ihm abgeſprochen, an ihm zu bewei-
ſen. Da er aber auf dieſe förmliche Herausforder-
ung ſich nicht geſtellt hat, ſo urtheilen wir, daß er,
der Teufel ſelbſt, den Zweikampf nicht billigt.

Gegen die bezauberte Welt erſchien eine große
Anzahl von Gegenſchriften, die alle die Rechte des
Teufels vertheidigten. Gottlob! jetzt haben derglei-
chen Teufeleien ein Ende, obgleich hier und dort der
Teufel noch, wie zuvor, ſein Weſen treibt.



Leo Alatius, ein geborner Grieche von der Jn-
ſel Chios, der ſich im Beginnen des ſiebzehnten Jahr-
hunderts zu Rom den ſchönen Wiſſenſchaften wid-
mete, ward einſt vom Pabſte Abexander dem Sie-
benten gefragt, warum er nicht in den geiſtlichen
Stand treten wolle? Damit ich heirathen kann,
wenn es mir beliebt, war ſeine Antwort. Allein
warum heirathet ihr denn nicht? verſetzte der
Pabſt. Damit ich, erwiederte Alatius, ein Geiſt-
licher werden kann, wenn ich auf den Einfall gera-
then ſollte!



Mathurin Regnier, Kanonikus zu Chartres, zu
ſeiner Zeit berühmt durch ſcherzhafte und ſatyriſche
Schriften, führte in ſeiner Jugend ein zügelloſes,
ausſchweifendes Leben. Die Folge davon war, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0117" n="101"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Macht, die er ihm abge&#x017F;prochen, an ihm zu bewei-<lb/>
&#x017F;en. Da er aber auf die&#x017F;e förmliche Herausforder-<lb/>
ung &#x017F;ich nicht ge&#x017F;tellt hat, &#x017F;o urtheilen wir, daß er,<lb/>
der Teufel &#x017F;elb&#x017F;t, den Zweikampf nicht billigt.</p><lb/>
          <p>Gegen die bezauberte Welt er&#x017F;chien eine große<lb/>
Anzahl von Gegen&#x017F;chriften, die alle die Rechte des<lb/>
Teufels vertheidigten. Gottlob! jetzt haben derglei-<lb/>
chen Teufeleien ein Ende, obgleich hier und dort der<lb/>
Teufel noch, wie zuvor, &#x017F;ein We&#x017F;en treibt.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Leo Alatius, ein geborner Grieche von der Jn-<lb/>
&#x017F;el Chios, der &#x017F;ich im Beginnen des &#x017F;iebzehnten Jahr-<lb/>
hunderts zu Rom den &#x017F;chönen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften wid-<lb/>
mete, ward ein&#x017F;t vom Pab&#x017F;te Abexander dem Sie-<lb/>
benten gefragt, warum er nicht in den gei&#x017F;tlichen<lb/>
Stand treten wolle? Damit ich heirathen kann,<lb/>
wenn es mir beliebt, war &#x017F;eine Antwort. Allein<lb/>
warum heirathet ihr denn nicht? ver&#x017F;etzte der<lb/>
Pab&#x017F;t. Damit ich, erwiederte Alatius, ein Gei&#x017F;t-<lb/>
licher werden kann, wenn ich auf den Einfall gera-<lb/>
then &#x017F;ollte!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Mathurin Regnier, Kanonikus zu Chartres, zu<lb/>
&#x017F;einer Zeit berühmt durch &#x017F;cherzhafte und &#x017F;atyri&#x017F;che<lb/>
Schriften, führte in &#x017F;einer Jugend ein zügello&#x017F;es,<lb/>
aus&#x017F;chweifendes Leben. Die Folge davon war, daß<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0117] Macht, die er ihm abgeſprochen, an ihm zu bewei- ſen. Da er aber auf dieſe förmliche Herausforder- ung ſich nicht geſtellt hat, ſo urtheilen wir, daß er, der Teufel ſelbſt, den Zweikampf nicht billigt. Gegen die bezauberte Welt erſchien eine große Anzahl von Gegenſchriften, die alle die Rechte des Teufels vertheidigten. Gottlob! jetzt haben derglei- chen Teufeleien ein Ende, obgleich hier und dort der Teufel noch, wie zuvor, ſein Weſen treibt. Leo Alatius, ein geborner Grieche von der Jn- ſel Chios, der ſich im Beginnen des ſiebzehnten Jahr- hunderts zu Rom den ſchönen Wiſſenſchaften wid- mete, ward einſt vom Pabſte Abexander dem Sie- benten gefragt, warum er nicht in den geiſtlichen Stand treten wolle? Damit ich heirathen kann, wenn es mir beliebt, war ſeine Antwort. Allein warum heirathet ihr denn nicht? verſetzte der Pabſt. Damit ich, erwiederte Alatius, ein Geiſt- licher werden kann, wenn ich auf den Einfall gera- then ſollte! Mathurin Regnier, Kanonikus zu Chartres, zu ſeiner Zeit berühmt durch ſcherzhafte und ſatyriſche Schriften, führte in ſeiner Jugend ein zügelloſes, ausſchweifendes Leben. Die Folge davon war, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/117
Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/117>, abgerufen am 04.05.2024.