Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 4. Halle (Saale), 1710.Kurtzer Unterricht Kepler gethan/ wie er selbst bekennet in derVorrede zu seiner Geometria indivisibilibus continuorum nova ratione promota (Bo- noniae 1653 in 4. 3 Alph. 1. Bog.) Gleichwie aber Kepler in Erweisung des Archimedei- schen Lehrsatzes (part. 1. theor. 2.)/ daß der Eircul sich zum Qvadrate des Diametri wie 11 zu 14 verhalte/ den Circul in lauter Secto- res resolviret/ deren basis ein unendlich klei- ner Theil der Peripherie ist/ und den Trian- gel in lauter kleine Triangel/ die einerley Höhe mit dem grossen haben/ aber einen un- endlich kleinen Theil von seiner Grundlinie; so hat er diese Methode zu demonstriren ü- berall gebrauchet/ und unter dem Titul me- thodi indivisibilium bekandt gemacht. Er hätte aber besser gethan/ wenn er die Elemen- te der Figuren mit dem Kepler für Figuren gehalten hätte/ deren eine dimension eine endliche/ die andere aber eine unendlich kleine Linie ist/ als daß er sie Linien/ und die Ele- mente der Cörper Flächen genennet/ weil die- ses vielen ohne Noth Anstoß gegeben. §. 15. Evangelista Torricellius, des bus
Kurtzer Unterricht Kepler gethan/ wie er ſelbſt bekennet in derVorrede zu ſeiner Geometria indiviſibilibus continuorum nova ratione promota (Bo- noniæ 1653 in 4. 3 Alph. 1. Bog.) Gleichwie aber Kepler in Erweiſung des Archimedei- ſchen Lehrſatzes (part. 1. theor. 2.)/ daß der Eircul ſich zum Qvadrate des Diametri wie 11 zu 14 verhalte/ den Circul in lauter Secto- res reſolviret/ deren baſis ein unendlich klei- ner Theil der Peripherie iſt/ und den Trian- gel in lauter kleine Triangel/ die einerley Hoͤhe mit dem groſſen haben/ aber einen un- endlich kleinen Theil von ſeiner Grundlinie; ſo hat er dieſe Methode zu demonſtriren uͤ- berall gebrauchet/ und unter dem Titul me- thodi indiviſibilium bekandt gemacht. Er haͤtte aber beſſer gethan/ wenn er die Elemen- te der Figuren mit dem Kepler fuͤr Figuren gehalten haͤtte/ deren eine dimenſion eine endliche/ die andere aber eine unendlich kleine Linie iſt/ als daß er ſie Linien/ und die Ele- mente der Coͤrper Flaͤchen genennet/ weil die- ſes vielen ohne Noth Anſtoß gegeben. §. 15. Evangeliſta Torricellius, des bus
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Kurtzer Unterricht
Kepler gethan/ wie er ſelbſt bekennet in der
Vorrede zu ſeiner Geometria indiviſibilibus
continuorum nova ratione promota (Bo-
noniæ 1653 in 4. 3 Alph. 1. Bog.) Gleichwie
aber Kepler in Erweiſung des Archimedei-
ſchen Lehrſatzes (part. 1. theor. 2.)/ daß der
Eircul ſich zum Qvadrate des Diametri wie
11 zu 14 verhalte/ den Circul in lauter Secto-
res reſolviret/ deren baſis ein unendlich klei-
ner Theil der Peripherie iſt/ und den Trian-
gel in lauter kleine Triangel/ die einerley
Hoͤhe mit dem groſſen haben/ aber einen un-
endlich kleinen Theil von ſeiner Grundlinie;
ſo hat er dieſe Methode zu demonſtriren uͤ-
berall gebrauchet/ und unter dem Titul me-
thodi indiviſibilium bekandt gemacht. Er
haͤtte aber beſſer gethan/ wenn er die Elemen-
te der Figuren mit dem Kepler fuͤr Figuren
gehalten haͤtte/ deren eine dimenſion eine
endliche/ die andere aber eine unendlich kleine
Linie iſt/ als daß er ſie Linien/ und die Ele-
mente der Coͤrper Flaͤchen genennet/ weil die-
ſes vielen ohne Noth Anſtoß gegeben.
§. 15. Evangeliſta Torricellius, des
Groß-Hertzogs zu Florentz Mathematicus
hat ſich gleichfals fuͤrgenommen/ die Archi-
medeiſchen Erfindungen in der Geometrie zu
erlaͤutern und zu vermehren. Solches erhellet
aus ſeinen Operibus Geometricis de Solidis
Sphæralibus, de motu, de dimenſione Para-
bolæ, de ſolido Hyperbolico cum appendici-
bus
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Zitationshilfe: | Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 4. Halle (Saale), 1710. , S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende04_1710/428>, abgerufen am 16.02.2025. |