Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Anfangs-Gründe
bäude zu besudeln. Es ist allerdings kein Schluß:
Saturnus stehet von dem Jupiter 90° weg in Anse-
hung unserer Erde. Derowegen muß eine Verän-
derung des Wetters oder auch in den Cörpern auf dem
Erdboden erfolgen. Eben so wenig schliesset es-heu-
te ist der Aspect gewesen/ das ist/ der oder jener Pla-
nete hat uns auf der Erde 60/ 40/ 120 oder 180° von
einem andern weg zustehen geschienen und es hat ge-
regnet. Derowegen ist die Ursache des Regens ge-
wesen/ daß sie so weit von einander zu stehen uns auf
der Erde geschienen. Keine andere Erfahrung als
diese kan jemand anführen. Wer sich nun nicht frem-
de oder ungewöhnliche Wörter erschrecken läst/ wird
dergleichen Schlüsse meines Erachtens wohl nicht
billigen. Jch will also lieber von den Mond- und
Sonnen-Finsternissen/ welche aus der Opposition
und Conjunction des Mondens mit der Sonne eat-
stehen etwas umbständlicher reden.

Der 10. Lehrsatz.

602. Wenn der Mond in seiner Op-
position
entweder in dem Knoten oder
nahe bey demselben anzutreffen ist; so
wird er verfinstert.

Beweiß.

Wenn der Mond im Knoten ist/ so ste-
het sein Mittelpunct in der Ecliptick/ hält er
sich aber nahe bey den Knoten auf/ so ist er
auch der Ecliptick nahe/ (§. 478). Nun wird er
verfinstert von dem Erdschatten/ wenn er der
Sonne entweder in der Ccliptick oder nahe
bey derselben entgegen gesetzt ist (§. 273); De-
rowegen ist eine Mondfinsterniß/ wenn der
Mond entweder im Knoten oder nahe bey
demselben voll wird. W. Z. E.

Zu-

Anfangs-Gruͤnde
baͤude zu beſudeln. Es iſt allerdings kein Schluß:
Saturnus ſtehet von dem Jupiter 90° weg in Anſe-
hung unſerer Erde. Derowegen muß eine Veraͤn-
derung des Wetters oder auch in den Coͤrpern auf dem
Erdboden erfolgen. Eben ſo wenig ſchlieſſet es-heu-
te iſt der Aſpect geweſen/ das iſt/ der oder jener Pla-
nete hat uns auf der Erde 60/ 40/ 120 oder 180° von
einem andern weg zuſtehen geſchienen und es hat ge-
regnet. Derowegen iſt die Urſache des Regens ge-
weſen/ daß ſie ſo weit von einander zu ſtehen uns auf
der Erde geſchienen. Keine andere Erfahrung als
dieſe kan jemand anfuͤhren. Wer ſich nun nicht frem-
de oder ungewoͤhnliche Woͤrter erſchrecken laͤſt/ wird
dergleichen Schluͤſſe meines Erachtens wohl nicht
billigen. Jch will alſo lieber von den Mond- und
Sonnen-Finſterniſſen/ welche aus der Oppoſition
und Conjunction des Mondens mit der Sonne eat-
ſtehen etwas umbſtaͤndlicher reden.

Der 10. Lehrſatz.

602. Wenn der Mond in ſeiner Op-
poſition
entweder in dem Knoten oder
nahe bey demſelben anzutreffen iſt; ſo
wird er verfinſtert.

Beweiß.

Wenn der Mond im Knoten iſt/ ſo ſte-
het ſein Mittelpunct in der Ecliptick/ haͤlt er
ſich aber nahe bey den Knoten auf/ ſo iſt er
auch der Ecliptick nahe/ (§. 478). Nun wird er
verfinſtert von dem Erdſchatten/ wenn er der
Sonne entweder in der Ccliptick oder nahe
bey derſelben entgegen geſetzt iſt (§. 273); De-
rowegen iſt eine Mondfinſterniß/ wenn der
Mond entweder im Knoten oder nahe bey
demſelben voll wird. W. Z. E.

Zu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0464" n="440"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde</hi></fw><lb/>
ba&#x0364;ude zu be&#x017F;udeln. Es i&#x017F;t allerdings kein Schluß:<lb/>
Saturnus &#x017F;tehet von dem Jupiter 90° weg in An&#x017F;e-<lb/>
hung un&#x017F;erer Erde. Derowegen muß eine Vera&#x0364;n-<lb/>
derung des Wetters oder auch in den Co&#x0364;rpern auf dem<lb/>
Erdboden erfolgen. Eben &#x017F;o wenig &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et es-heu-<lb/>
te i&#x017F;t der A&#x017F;pect gewe&#x017F;en/ das i&#x017F;t/ der oder jener Pla-<lb/>
nete hat uns auf der Erde 60/ 40/ 120 oder 180° von<lb/>
einem andern weg zu&#x017F;tehen ge&#x017F;chienen und es hat ge-<lb/>
regnet. Derowegen i&#x017F;t die Ur&#x017F;ache des Regens ge-<lb/>
we&#x017F;en/ daß &#x017F;ie &#x017F;o weit von einander zu &#x017F;tehen uns auf<lb/>
der Erde ge&#x017F;chienen. Keine andere Erfahrung als<lb/>
die&#x017F;e kan jemand anfu&#x0364;hren. Wer &#x017F;ich nun nicht frem-<lb/>
de oder ungewo&#x0364;hnliche Wo&#x0364;rter er&#x017F;chrecken la&#x0364;&#x017F;t/ wird<lb/>
dergleichen Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e meines Erachtens wohl nicht<lb/>
billigen. Jch will al&#x017F;o lieber von den Mond- und<lb/>
Sonnen-Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en/ welche aus der <hi rendition="#aq">Oppo&#x017F;ition</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Conjunction</hi> des Mondens mit der Sonne eat-<lb/>
&#x017F;tehen etwas umb&#x017F;ta&#x0364;ndlicher reden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Der 10. Lehr&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
              <p>602. <hi rendition="#fr">Wenn der</hi> M<hi rendition="#fr">ond in &#x017F;einer</hi> <hi rendition="#aq">Op-<lb/>
po&#x017F;ition</hi> <hi rendition="#fr">entweder in dem Knoten oder<lb/>
nahe bey dem&#x017F;elben anzutreffen i&#x017F;t; &#x017F;o<lb/>
wird er verfin&#x017F;tert.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Beweiß.</hi> </head><lb/>
              <p>Wenn der Mond im Knoten i&#x017F;t/ &#x017F;o &#x017F;te-<lb/>
het &#x017F;ein Mittelpunct in der Ecliptick/ ha&#x0364;lt er<lb/>
&#x017F;ich aber nahe bey den Knoten auf/ &#x017F;o i&#x017F;t er<lb/>
auch der Ecliptick nahe/ (§. 478). Nun wird er<lb/>
verfin&#x017F;tert von dem Erd&#x017F;chatten/ wenn er der<lb/>
Sonne entweder in der Ccliptick oder nahe<lb/>
bey der&#x017F;elben entgegen ge&#x017F;etzt i&#x017F;t (§. 273); De-<lb/>
rowegen i&#x017F;t eine Mondfin&#x017F;terniß/ wenn der<lb/>
Mond entweder im Knoten oder nahe bey<lb/>
dem&#x017F;elben voll wird. W. Z. E.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Zu-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[440/0464] Anfangs-Gruͤnde baͤude zu beſudeln. Es iſt allerdings kein Schluß: Saturnus ſtehet von dem Jupiter 90° weg in Anſe- hung unſerer Erde. Derowegen muß eine Veraͤn- derung des Wetters oder auch in den Coͤrpern auf dem Erdboden erfolgen. Eben ſo wenig ſchlieſſet es-heu- te iſt der Aſpect geweſen/ das iſt/ der oder jener Pla- nete hat uns auf der Erde 60/ 40/ 120 oder 180° von einem andern weg zuſtehen geſchienen und es hat ge- regnet. Derowegen iſt die Urſache des Regens ge- weſen/ daß ſie ſo weit von einander zu ſtehen uns auf der Erde geſchienen. Keine andere Erfahrung als dieſe kan jemand anfuͤhren. Wer ſich nun nicht frem- de oder ungewoͤhnliche Woͤrter erſchrecken laͤſt/ wird dergleichen Schluͤſſe meines Erachtens wohl nicht billigen. Jch will alſo lieber von den Mond- und Sonnen-Finſterniſſen/ welche aus der Oppoſition und Conjunction des Mondens mit der Sonne eat- ſtehen etwas umbſtaͤndlicher reden. Der 10. Lehrſatz. 602. Wenn der Mond in ſeiner Op- poſition entweder in dem Knoten oder nahe bey demſelben anzutreffen iſt; ſo wird er verfinſtert. Beweiß. Wenn der Mond im Knoten iſt/ ſo ſte- het ſein Mittelpunct in der Ecliptick/ haͤlt er ſich aber nahe bey den Knoten auf/ ſo iſt er auch der Ecliptick nahe/ (§. 478). Nun wird er verfinſtert von dem Erdſchatten/ wenn er der Sonne entweder in der Ccliptick oder nahe bey derſelben entgegen geſetzt iſt (§. 273); De- rowegen iſt eine Mondfinſterniß/ wenn der Mond entweder im Knoten oder nahe bey demſelben voll wird. W. Z. E. Zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/464
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/464>, abgerufen am 21.11.2024.