Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
der Optick.
Beweiß.

Denn der dunckele Cörper lässet keine
Strahlen des Lichtes durchfallen. Da nun
diese in einer geraden Linie fortgehen (§. 6.);
so hindert er/ daß auf einen gewiessen Raum
hinter ihm Strahlen fallen können. Und
daher ist hinter dem Cörper dem Lichte gegen
über ein Schatten (§. 3.) W. Z. E.

Der 1. Zusatz.

54. Wenn derowegen das Licht seine Stel-
le verändert/ so rücket auch der Schatten aus
seiner Stelle fort. Eben dieses muß gesche-
hen/ wenn der erleuchtete Cörper sich bewe-
get. Und dannenhero scheinet es in beyden
Fällen/ als ob sich der Schatten bewegete.

Der 2. Zusatz.

55. Weil nichts ohne Licht gesehen werden
kan (§. 4)/ der Schatten aber ein Mangel
des Lichtes ist. (§. 3); so kan er nur gesehen
werden/ in so weit der Cörper/ der im Schat-
ten lieget/ einiges reflectirtes Licht von den
Seiten her empfänget/ und in so weit man
die Gräntzen des Schattens und des Lichtes
sehen kan.

Der 3. Lehrsatz.

56. Wenn der dunckele Cörper kleinerTab. I.
Fig.
6.

ist als das Licht/ so wird der Schatten
immer schmäler/ ie weiter er vom Cör-
per weg kommet; ist er größer/ so wird
der Schatten immer breiter.

Be-
der Optick.
Beweiß.

Denn der dunckele Coͤrper laͤſſet keine
Strahlen des Lichtes durchfallen. Da nun
dieſe in einer geraden Linie fortgehen (§. 6.);
ſo hindert er/ daß auf einen gewieſſen Raum
hinter ihm Strahlen fallen koͤnnen. Und
daher iſt hinter dem Coͤrper dem Lichte gegen
uͤber ein Schatten (§. 3.) W. Z. E.

Der 1. Zuſatz.

54. Wenn derowegen das Licht ſeine Stel-
le veraͤndert/ ſo ruͤcket auch der Schatten aus
ſeiner Stelle fort. Eben dieſes muß geſche-
hen/ wenn der erleuchtete Coͤrper ſich bewe-
get. Und dannenhero ſcheinet es in beyden
Faͤllen/ als ob ſich der Schatten bewegete.

Der 2. Zuſatz.

55. Weil nichts ohne Licht geſehen werden
kan (§. 4)/ der Schatten aber ein Mangel
des Lichtes iſt. (§. 3); ſo kan er nur geſehen
werden/ in ſo weit der Coͤrper/ der im Schat-
ten lieget/ einiges reflectirtes Licht von den
Seiten her empfaͤnget/ und in ſo weit man
die Graͤntzen des Schattens und des Lichtes
ſehen kan.

Der 3. Lehrſatz.

56. Wenn der dunckele Coͤrper kleinerTab. I.
Fig.
6.

iſt als das Licht/ ſo wird der Schatten
immer ſchmaͤler/ ie weiter er vom Coͤr-
per weg kommet; iſt er groͤßer/ ſo wird
der Schatten immer breiter.

Be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0029" n="21"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Optick.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Beweiß.</hi> </head><lb/>
              <p>Denn der dunckele Co&#x0364;rper la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et keine<lb/>
Strahlen des Lichtes durchfallen. Da nun<lb/>
die&#x017F;e in einer geraden Linie fortgehen (§. 6.);<lb/>
&#x017F;o hindert er/ daß auf einen gewie&#x017F;&#x017F;en Raum<lb/>
hinter ihm Strahlen fallen ko&#x0364;nnen. Und<lb/>
daher i&#x017F;t hinter dem Co&#x0364;rper dem Lichte gegen<lb/>
u&#x0364;ber ein Schatten (§. 3.) W. Z. E.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Der 1. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
              <p>54. Wenn derowegen das Licht &#x017F;eine Stel-<lb/>
le vera&#x0364;ndert/ &#x017F;o ru&#x0364;cket auch der Schatten aus<lb/>
&#x017F;einer Stelle fort. Eben die&#x017F;es muß ge&#x017F;che-<lb/>
hen/ wenn der erleuchtete Co&#x0364;rper &#x017F;ich bewe-<lb/>
get. Und dannenhero &#x017F;cheinet es in beyden<lb/>
Fa&#x0364;llen/ als ob &#x017F;ich der Schatten bewegete.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Der 2. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
              <p>55. Weil nichts ohne Licht ge&#x017F;ehen werden<lb/>
kan (§. 4)/ der Schatten aber ein Mangel<lb/>
des Lichtes i&#x017F;t. (§. 3); &#x017F;o kan er nur ge&#x017F;ehen<lb/>
werden/ in &#x017F;o weit der Co&#x0364;rper/ der im Schat-<lb/>
ten lieget/ einiges <hi rendition="#aq">reflectirt</hi>es Licht von den<lb/>
Seiten her empfa&#x0364;nget/ und in &#x017F;o weit man<lb/>
die Gra&#x0364;ntzen des Schattens und des Lichtes<lb/>
&#x017F;ehen kan.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der 3. Lehr&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
            <p>56. <hi rendition="#fr">Wenn der dunckele Co&#x0364;rper kleiner</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Tab. I.<lb/>
Fig.</hi> 6.</note><lb/><hi rendition="#fr">i&#x017F;t als das Licht/ &#x017F;o wird der Schatten<lb/>
immer &#x017F;chma&#x0364;ler/ ie weiter er vom Co&#x0364;r-<lb/>
per weg kommet; i&#x017F;t er gro&#x0364;ßer/ &#x017F;o wird<lb/>
der Schatten immer breiter.</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0029] der Optick. Beweiß. Denn der dunckele Coͤrper laͤſſet keine Strahlen des Lichtes durchfallen. Da nun dieſe in einer geraden Linie fortgehen (§. 6.); ſo hindert er/ daß auf einen gewieſſen Raum hinter ihm Strahlen fallen koͤnnen. Und daher iſt hinter dem Coͤrper dem Lichte gegen uͤber ein Schatten (§. 3.) W. Z. E. Der 1. Zuſatz. 54. Wenn derowegen das Licht ſeine Stel- le veraͤndert/ ſo ruͤcket auch der Schatten aus ſeiner Stelle fort. Eben dieſes muß geſche- hen/ wenn der erleuchtete Coͤrper ſich bewe- get. Und dannenhero ſcheinet es in beyden Faͤllen/ als ob ſich der Schatten bewegete. Der 2. Zuſatz. 55. Weil nichts ohne Licht geſehen werden kan (§. 4)/ der Schatten aber ein Mangel des Lichtes iſt. (§. 3); ſo kan er nur geſehen werden/ in ſo weit der Coͤrper/ der im Schat- ten lieget/ einiges reflectirtes Licht von den Seiten her empfaͤnget/ und in ſo weit man die Graͤntzen des Schattens und des Lichtes ſehen kan. Der 3. Lehrſatz. 56. Wenn der dunckele Coͤrper kleiner iſt als das Licht/ ſo wird der Schatten immer ſchmaͤler/ ie weiter er vom Coͤr- per weg kommet; iſt er groͤßer/ ſo wird der Schatten immer breiter. Tab. I. Fig. 6. Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/29
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/29>, abgerufen am 21.11.2024.