Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 2. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Anfangs-Gründe
Die 1. Anmerckung.

172. Z. E. w[e]nn man einen alten Thurm untergrü-
be/ und in der gemachten Grube einige Tonnen Pul-
ver dergestalt verschließte/ daß man sie doch noch an-
zünden/ und dadurch den Thurm über einen Haufen
werfen könte; so nennete man dieses den Thurm
unterminiren.

Die 2. Anmerckung.

173. Unerachtet die Minen nicht wohl unter das
Geschütze gerechnet werden können/ so habe ich dennoch
vor nöthig geachtet/ hier in der Artillerie davon zu
reden/ weil nicht allein andere Autores dergleichen
gethan: sondern hauptsächlich weil es unsere Absicht
erfordert/ die wir bey dieser gantzen Arbeit haben.
Denn wir haben/ wie in der Vorrede gemeldet wor-
den/ die Anfangs-Gründe der Artillerie umb dieser
Ursachen willen der Fortification praemittiret/ damit
man urtheilen kan/ wie die Festung angelegt werden
muß/ wenn sie der Gewalt der Attaquen wiederstehen
sol. Da nun das Unterminiren der Wercke eine
Haupt-Artaqve ist; muß billich auch hiervon erst
einige Kundschaft eingeholet werden/ ehe man die
Kriegs-Baukunst mit gutem Verstande vornehmen
kan. Weil aber mehr bey den Minen zu bedencken/
als man sich anfangs einbilden möchte/ so wollen wir
zuerst hieher setzen/ was die Erfahrung gelehret hat/
damit wir aus diesen Gründen ihre Beschaffenheit
herleiten können.

Die 16. Erfahrung.

174. Wenn die Mine zu scharf gela-
den ist/ macht sie nur eine enge Grube/
deren Diameter nicht grösser ist als die
Weite der
Kammer/ darinnen das Pul-
ver gestanden. Wenn sie aber rechte

La-
Anfangs-Gruͤnde
Die 1. Anmerckung.

172. Z. E. w[e]nn man einen alten Thurm untergruͤ-
be/ und in der gemachten Grube einige Tonnen Pul-
ver dergeſtalt verſchließte/ daß man ſie doch noch an-
zuͤnden/ und dadurch den Thurm uͤber einen Haufen
werfen koͤnte; ſo nennete man dieſes den Thurm
unterminiren.

Die 2. Anmerckung.

173. Unerachtet die Minen nicht wohl unter das
Geſchuͤtze gerechnet werden koͤnnen/ ſo habe ich dennoch
vor noͤthig geachtet/ hier in der Artillerie davon zu
reden/ weil nicht allein andere Autores dergleichen
gethan: ſondern hauptſaͤchlich weil es unſere Abſicht
erfordert/ die wir bey dieſer gantzen Arbeit haben.
Denn wir haben/ wie in der Vorrede gemeldet wor-
den/ die Anfangs-Gruͤnde der Artillerie umb dieſer
Urſachen willen der Fortification præmittiret/ damit
man urtheilen kan/ wie die Feſtung angelegt werden
muß/ wenn ſie der Gewalt der Attaquen wiederſtehen
ſol. Da nun das Unterminiren der Wercke eine
Haupt-Artaqve iſt; muß billich auch hiervon erſt
einige Kundſchaft eingeholet werden/ ehe man die
Kriegs-Baukunſt mit gutem Verſtande vornehmen
kan. Weil aber mehr bey den Minen zu bedencken/
als man ſich anfangs einbilden moͤchte/ ſo wollen wir
zuerſt hieher ſetzen/ was die Erfahrung gelehret hat/
damit wir aus dieſen Gruͤnden ihre Beſchaffenheit
herleiten koͤnnen.

Die 16. Erfahrung.

174. Wenn die Mine zu ſcharf gela-
den iſt/ macht ſie nur eine enge Grube/
deren Diameter nicht groͤſſer iſt als die
Weite der
Kammer/ darinnen das Pul-
ver geſtanden. Wenn ſie aber rechte

La-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0080" n="72"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die 1. Anmerckung.</hi> </head><lb/>
            <p>172. Z. E. w<supplied>e</supplied>nn man einen alten Thurm untergru&#x0364;-<lb/>
be/ und in der gemachten Grube einige Tonnen Pul-<lb/>
ver derge&#x017F;talt ver&#x017F;chließte/ daß man &#x017F;ie doch noch an-<lb/>
zu&#x0364;nden/ und dadurch den Thurm u&#x0364;ber einen Haufen<lb/>
werfen ko&#x0364;nte; &#x017F;o nennete man die&#x017F;es den Thurm<lb/><hi rendition="#fr">unterminiren.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die 2. Anmerckung.</hi> </head><lb/>
            <p>173. Unerachtet die Minen nicht wohl unter das<lb/>
Ge&#x017F;chu&#x0364;tze gerechnet werden ko&#x0364;nnen/ &#x017F;o habe ich dennoch<lb/>
vor no&#x0364;thig geachtet/ hier in der Artillerie davon zu<lb/>
reden/ weil nicht allein andere <hi rendition="#aq">Autores</hi> dergleichen<lb/>
gethan: &#x017F;ondern haupt&#x017F;a&#x0364;chlich weil es un&#x017F;ere Ab&#x017F;icht<lb/>
erfordert/ die wir bey die&#x017F;er gantzen Arbeit haben.<lb/>
Denn wir haben/ wie in der Vorrede gemeldet wor-<lb/>
den/ die Anfangs-Gru&#x0364;nde der Artillerie umb die&#x017F;er<lb/>
Ur&#x017F;achen willen der Fortification <hi rendition="#aq">præmittir</hi>et/ damit<lb/>
man urtheilen kan/ wie die Fe&#x017F;tung angelegt werden<lb/>
muß/ wenn &#x017F;ie der Gewalt der <hi rendition="#aq">Attaquen</hi> wieder&#x017F;tehen<lb/>
&#x017F;ol. Da nun das Unterminiren der Wercke eine<lb/>
Haupt-Artaqve i&#x017F;t; muß billich auch hiervon er&#x017F;t<lb/>
einige Kund&#x017F;chaft eingeholet werden/ ehe man die<lb/>
Kriegs-Baukun&#x017F;t mit gutem Ver&#x017F;tande vornehmen<lb/>
kan. Weil aber mehr bey den Minen zu bedencken/<lb/>
als man &#x017F;ich anfangs einbilden mo&#x0364;chte/ &#x017F;o wollen wir<lb/>
zuer&#x017F;t hieher &#x017F;etzen/ was die Erfahrung gelehret hat/<lb/>
damit wir aus die&#x017F;en Gru&#x0364;nden ihre Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
herleiten ko&#x0364;nnen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die 16. Erfahrung.</hi> </head><lb/>
          <p>174. <hi rendition="#fr">Wenn die Mine zu &#x017F;charf gela-<lb/>
den i&#x017F;t/ macht &#x017F;ie nur eine enge Grube/<lb/>
deren Diameter nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t als die<lb/>
Weite der</hi> K<hi rendition="#fr">ammer/ darinnen das Pul-<lb/>
ver ge&#x017F;tanden. Wenn &#x017F;ie aber rechte</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">La-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0080] Anfangs-Gruͤnde Die 1. Anmerckung. 172. Z. E. wenn man einen alten Thurm untergruͤ- be/ und in der gemachten Grube einige Tonnen Pul- ver dergeſtalt verſchließte/ daß man ſie doch noch an- zuͤnden/ und dadurch den Thurm uͤber einen Haufen werfen koͤnte; ſo nennete man dieſes den Thurm unterminiren. Die 2. Anmerckung. 173. Unerachtet die Minen nicht wohl unter das Geſchuͤtze gerechnet werden koͤnnen/ ſo habe ich dennoch vor noͤthig geachtet/ hier in der Artillerie davon zu reden/ weil nicht allein andere Autores dergleichen gethan: ſondern hauptſaͤchlich weil es unſere Abſicht erfordert/ die wir bey dieſer gantzen Arbeit haben. Denn wir haben/ wie in der Vorrede gemeldet wor- den/ die Anfangs-Gruͤnde der Artillerie umb dieſer Urſachen willen der Fortification præmittiret/ damit man urtheilen kan/ wie die Feſtung angelegt werden muß/ wenn ſie der Gewalt der Attaquen wiederſtehen ſol. Da nun das Unterminiren der Wercke eine Haupt-Artaqve iſt; muß billich auch hiervon erſt einige Kundſchaft eingeholet werden/ ehe man die Kriegs-Baukunſt mit gutem Verſtande vornehmen kan. Weil aber mehr bey den Minen zu bedencken/ als man ſich anfangs einbilden moͤchte/ ſo wollen wir zuerſt hieher ſetzen/ was die Erfahrung gelehret hat/ damit wir aus dieſen Gruͤnden ihre Beſchaffenheit herleiten koͤnnen. Die 16. Erfahrung. 174. Wenn die Mine zu ſcharf gela- den iſt/ macht ſie nur eine enge Grube/ deren Diameter nicht groͤſſer iſt als die Weite der Kammer/ darinnen das Pul- ver geſtanden. Wenn ſie aber rechte La-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende02_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende02_1710/80
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 2. Halle (Saale), 1710. , S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende02_1710/80>, abgerufen am 23.11.2024.